von Markus Golletz (Kommentare: 0)
Ausgeraucht - Ausgehaucht?
Elektrischer Motorjournalismus im Test

Verschlafen die Alten den Aufbruch in ein neues Mobilitäts-Zeitalter? Bitte. Kritisch sein ist noch erlaubt, aber wie verhält sich der Motorrad Journalismus eigentlich?
Peter Unfried, bekannt aus TAZ und Futurzwei hat gerade einen Weckruf veröffentlicht, der zu denken anregt. Auf dem Prüfstand steht der deutsche Motor-Journalismus und der schneidet nicht gut ab. Konservativ, könnte man sagen. Unfried beurteilt die Aussagen der Autotester von FAZ, SZ, Autobild, ADAC und Spiegel. Seinen Zitaten nach sind in vielen Qualitätszeitungen Bremser am Werk, Autoren, die konservativ den Konzernen nach dem wirtschaftlichen Gusto schreiben. Paradox ist, dass dieselben Firmen mittlerweile auf batterie-elektrisch umgeschwenkt haben. Die Redakteure Jürgen Pander, Lukas Weber oder Felix Reck werden hier überführt, hohe Verbräuche, hohen Materialaufwand und eine schlechte Effizienz, ganz im Sinne der SUV-Lobby zu transportieren. Von kritischen Journalismus keine Spur. Auch das sich lustig machen über Kleinwagen Konzepte a là 3-Liter Auto Lupo (‘rollende Verzichtserklärung') gehöre zum Repertoire. SUV-Konzepte würden hingegen auch in elektrisch durchgewinkt.
Das mag alles sein. Aber ist das auch in der Motorrad-Presse so? Fakt ist das ‘Ökotests’ und E-Bikes (auch mangels Masse) noch ein Schattendasein führen. Dazu kommt, das e-Bike oder Verbrenner auch ein Generations Ding zu sein scheint.
Ich habe mich beim Studieren der EICMA Modelle (oder hier) auch dabei ertappt, ob es denn überhaupt noch einen Sinn macht, einen Verbrenner zu kaufen, wenn doch in 15 Jahren die Straßen ganz anders aussehen werden und man damit a.) nirgends mehr hinfahren darf und b.) es sich auch nicht mehr leisten kann.
Müsste also der Motorrad Journalismus nicht auch viel kritischer werden, progressiv vom Verbrenner-Kauf abraten und neue, umweltverträgliche Konzepte gar einfordern?
Zu hören ist das überall Konzepte in den Schubladen liegen, aber so lange man Motorräder doppelt und nochmal verkaufen kann, wird dieser Markt bedient.
Eine Ténéré 700 ist kein schlechtes Motorrad und auch die Tuareg 660 macht starke Avancen auf Enduro-Reisen, doch sind sich alle klar, wie lange das so noch gut geht?
Eine andere Kritik des zitierten Textes ist es, das viele Journalisten auch elektrisch nicht so gut Bescheid wissen. Ich kenne zumindest einen, der den Wandel mitgemacht hat. Clemens Gleich testet zumindest für Heise.de und hat sich ‘weitergebildet’. Unfried lenkt die Aufmerksamkeit auf die Youtuber Stefan Moeller (Nextmove) oder Andreas Hähnel, die derzeit Pionierarbeit lieferten. Wer kennt so etwas für die Motorradbranche?
In vielen Motorradzeitschriften kann man einen Aufbruch in eine emissionsfreiere Zukunft noch nicht so gut erkennen, klar, auch mangels Angebot. Aber diese Nachfrage sollte man schaffen. Die Weichen scheinen bei allen Bedenken nun gestellt.
Bei Motorradreisefuehrer.de werden wir e-Bikes als feste Rubrik einführen. Ob als Test, als Podcast über Technik oder als Pedelec. Wir wollen versuchen, mehr E-Fahrzeuge zu testen. Bisher sind es mehrere Pedelecs, eine Zero, ein Kumpan und hoffentlich bald noch mehrere Nischen- und Spezialfahrzeuge.
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