von Markus Golletz (Kommentare: 1)
Gastbeitrag: Motorradlärm, heute und gestern
Lärm und Streckensperrung - Bundesratsinitiative?
Frank Albers
Diese Meldung von NTV Nachrichten hat mich am Wochenende 16./17. Mai 2020 sehr beschäftigt und eine schlaflose Nacht gekostet. Und dabei insbesondere der Satz „Die Länder wollen zudem beschränkte Motorrad-Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen ermöglichen.“ Für mich war das ein Flashback, da ich Ende der 80er-Jahre gemeinsam mit einer ganzen Reihe Hannoveraner in der Initiative gegen Streckensperrungen tätig war als die beliebte Ausflugsstrecke am Nienstedter Paß an Sonntagen gesperrt wurde.
Dabei empfinde ich es als besonders perfide diesen Satz an den Schluss der Meldung zu setzen, wenn viele der Leser sich bereits von der Message laute Motorräder zu „verbannen“ haben einlullen lassen. Und das ist nicht auf dem Mist des Nachrichtensenders NTV gewachsen, wie sich auch hier in der Bike und Business beschrieben, nachvollziehen lässt. Denn ich verstehe diesen Satz als die Absicht das Motorradfahren erstmal an Sonn- & Feiertagen zu untersagen…
Dazu gehen mir unterschiedliche Gedankengänge durch den Kopf:
- Haben diese in den Länderregierungen tätigen PolitikerInnen im Moment nicht wichtigeres zu tun?
- Ist es für diese PolitikerInnen einfacher Keile zwischen gesellschaftliche Gruppen zu treiben, als auf europäischer Ebene neue Beschlüsse über Zulassungsbestimmungen technischer Einrichtungen für Autos & Motorräder anzuschieben?
- Machen sie das mit MotorradfahrerInnen, weil ihnen beim Thema Autos die Lobby zu stark ist?
- Wie teuer wird es für die Bundesrepublik, wenn aus einem entsprechenden Fahrverbot die Konsequenz erwächst, dass ggf. 2 Millionen Berufstätige dann erst montags von ihren Wochenendausflügen nach Hause fahren können?
- Dabei sind vermutlich auch hunderttausende Menschen aus systemrelevanten Berufen. Schätzt man so Menschen wert?
- Oder steckt die hehre Absicht dahinter, diesen Menschen 25 % höhere Einkommen zukommen zu lassen? Dann sorgt doch bitte auf anderem Wege dafür, dass PolizistInnen, SupermarktverkäuferInnen, KrankenhausärztInnen, Pflegepesonal, BusfahrerInnen, Krankenschwestern und -pfleger, etc. entsprechend besser bezahlt werden.
- Und macht euch die Mühe euren zum Teil durchaus nachvollziehbar verärgerten WählerInnen, die an vielbefahrenen Strassen wohnen, zu erklären, dass Sippenhaft in diesem Land seit 1945 abgeschafft ist, es durchaus legal ist, wenn Menschen technische Einrichtungen mit EU-Zulassungen nutzen, der demokratische Weg der Veränderung durch die regionalen, nationalen UND europäischen Instanzen führt, es dazu eines längeren Atems und nicht populistischer Schnellschüsse bedarf.
Auch der heute noch von der Biker Union zu beziehende Patch „Motorradfahrer / Innen gegen Streckensperrungen mit dem durchgestrichenen Verbotsschild wurde in der Runde der Hannoveraner Streckensperrungsinitiative kreiert. Und ich würde mich freuen, wenn der mit der Aufschrift „MotorradfahrerInnen gegen Fahrverbote“ als Zeichen der Solidarität zu neuem Glanz erblüht.
Es ist uns im Rahmen gemeinsamer Anstrengungen damals gelungen einen breiten Schulterschluss der unterschiedlichen Interessengruppen in der Motorradszene zu organisieren. So haben sich neben der Kuhlen Wampe, die Biker Union, der BVDM, die ACMs u.v.m. an Demos, Treffen und anderen öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen beteiligt.
Als erster Schritt würde es mich freuen, wenn so etwas wieder gelingt, sich vielleicht auch andere freiheitlich & demokratische denkende Menschen diesen Gedanken anschließen können & ich so erfahre, dass ich mit meinen Gedanken nicht allein bin. Vielleicht kann ich dann auch wieder besser einschlafen.
Frank Albers
(Dieser Beitrag wurde auch an die TAZ, die Kuhle Wampe/Megaphon, den Syburger Verlag, den Verband der ACMs, den BVDM und die Biker Union geschickt)
Frank Albers 1994 und 2014
Das Thema hat mich, wie zu Beginn meines Schreibens erwähnt, an die 80er-Jahre erinnert als in der Nähe von Hannover der Nienstedter Paß an Sonn- und Feiertagen für MotorradfahrerInnen gesperrt wurde. In Hannover hat sich damals – unter Federführung der Hannoveraner Kuhle Wampen – eine Initiative gegen Streckensperrungen gegründet, in der sich neben mir (damals) auch noch andere Nicht-Wampen engagiert haben. Das hat einige Jahre unser Leben bestimmt, wir haben viel Öffentlichkeitsarbeit gemacht, Podiumsdiskussionen mit AnwohnerInnen besucht, allwöchentliche Demos veranstaltet, sind dem damaligen niedersächsischen Verkehrsminister – Walter Hirche – ziemlich auf den Sack gegangen und haben bei seinen älteren Parteigenossen der FDP durchaus erhebliche Sympathiepunkte erzielt, haben die unterschiedlichen Interessenvertretungen der MotorradfahrerInnen – unabhängig von ihrer ideologischen Ausrichtungen – an einen Tisch gebracht und zur Finanzierung unserer juristischen Schritte – immerhin durch zwei Instanzen – zwei Motorradtreffen im Deister organisiert, die die Größenordnung der Sommertreffen (2000 Gäste) in Holzminden hatten.
Die schönste Anekdote in diesem Zusammenhang ist, dass ein befreundeter GS-Fahrer bei einer seiner alljährlichen Saharadurchquerungen auf zwei Münchener getroffen ist, die – als sie sein Kennzeichen sahen – sagten: „Du kommst doch daher, wo in ein paar Monaten das Motorradtreffen gegen Streckensperrungen stattfindet.“ Das lag einfach daran, dass wir zum Bewerben dieser Veranstaltung 35.000 Flugblätter bundesweit und gezielt an Motorradfahrer über alle Kanäle der Interessenvertretungen und im Rahmen von Anzeigen und redaktionellen Beiträgen in allen möglichen Motorradzeitungen verbreitet haben.
Meine Aufgaben zu dieser Zeit bestanden in der Verwaltung der Finanzen der Initiative, der wöchentlichen Demo-Anmeldung inklusive der Kontakte zur Polizei vor Ort und in den Kontakten zu den Verbänden.
Thema:
- #Streckensperrung auf MR
- Wochenendfahrverbote in Deutschland (Derhalbhartemann.de)
- Luxuslärm (Spiegel.de)
Kommentare
Kommentar von Peter |
Hallo Markus,
der Link zum "Luxuslärm" funktioniert nicht, man wird zum halbenhartenmann weitergeleitet.
Tja und zur Streckensperrung: Ich finde es einfach ungerecht, quasi Sippenhaft, wie schon mehrmals geschrieben wurde. Der Lärmpegel an und für sich , ist ja die vergangenen Jahre ständig gestiegen.
Der einzig vernünftige Weg wäre ja, bei KFZ, eine gesetzlich verbindliche Vorgabe zu schaffen, Klappenauspuffsteuerungen z.B. müssten verboten werden.
Prinzipiell ist das Lärm-empfinden sehr unterschiedlich, wenn die Nachbarn ihre tollen Bläser-, Sauger- oder sonstwas für Maschinen anwerfen und der Grundstücks- und Rasenpflege frönen.... Nicht lästig? Das liegt halt auch in der Sichtweise.
Ich befahre bei uns in der Stadt trotz Durchfahrtsverbot für Motorräder ( die schon bestimmt 15 Jahre existiert ) diese Straßen trotzdem, leise sinnig und in höherem Gang, wobei meine beiden Motorräder eine alte DR650 und GSX 600F mit Original Auspuff im Betrieb eh keine Krawalltüten sind.
Der Lärmerzeuger schlechthin sitzt und lenkt das KFZ ob zwei oder vier Räder.
Aber Motorradfahrer besitzen leider den schlechteren Ruf!
Und um etwas zu bewirken und zu zeigen das nicht alles geduldet und hingenommen wird, sollte jeder Motorradfahrer hierhin:
https://www.bmvi.de/DE/Meta/Kontakt/kontakt.html
ein Schreiben, mit seinen Gedanken senden. Vernünftige Formulierung vorausgesetzt!
Gruß Peter
Antwort von Markus Golletz
Hallo Peter,
ja, hier ist der richtige Link zu Luxuslärm im Spiegel, danke!
Wir denken uns auch, das moderne LKW mittlerweile leiser sind, als großvolumige Reisemotorräder mit Klappenregelung. Da muss wirklich was passieren. Die Regelung, wie in Tirol dieses Jahr wird einige verärgern, aber es ist die richtige Richtung. Mann kann sich eben nicht alles kaufen.
Insgesamt wird man den Entwurf gerade ziehen müssen, ich stimme dir vollauf zu.
Lieben Gruß,
Markus
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