von Markus Golletz (Kommentare: 0)

In der Social Media Falle | Björn Staschen

Björn Staschen zeichnet in seinem Buch ein alarmierendes, aber keineswegs hoffnungsloses Porträt unserer digitalen Gegenwart: Social-Media-Plattformen wie Facebook, Google, Twitter, Instagram und TikTok greifen aktiv und tief in unsere Meinungsbildung ein und bedrohen damit zentrale demokratische Werte. Der Autor argumentiert präzise, bodenständig und mit journalistischer Brillanz, untermauert durch eine Fülle an Daten, Recherchen und Interviews. Er gelingt das Kunststück, eine eher trockene Thematik („digitale Bequemlichkeit“) als packende Lektüre zu gestalten – fast wie ein Krimi, schreibt Richard Gutjahr.

Besonders das Kapitel über den Einfluss auf den Journalismus in Deutschland verdient Aufmerksamkeit:

Dort wird berichtet, dass Redaktionen mittlerweile ihre Tonalität und Ästhetik zunehmend an reichweitenstarke Plattformformate anpassen – oft zulasten journalistischer Kriterien.

Als Hintergrund beschreibt Staschen, das klassische Medien einen hohen Preis zahlen für ihre Sichtbarkeit auf Plattformen wie TikTok, Instagram oder Facebook: "Sie verlieren zunehmend die Kontrolle über die Verbreitung ihrer Inhalte und geraten in algorithmische Abhängigkeit. Im täglichen Ringen mit Plattformlogiken weichen Redaktionen immer öfter von bewährten journalistischen Standards und Qualitätsmaßstäben ab. Die fortschreitende Anpassung an Plattformregeln gefährdet das journalistische Selbstverständnis und untergräbt die Grundlagen freier Meinungsbildung."

Auch kommt der Autor zu dem Schluss, dass Plattformen laut Insiderberichten kein echtes Interesse an partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit Medien zeigen  – trotz gegenteiliger Beteuerungen. "Verlage wie Springer umwerben dennoch weiter digitale Plattformen, obwohl deren Strukturen kaum unabhängigen Journalismus fördern. Während Springer-Chef Mathias Döpfner öffentlich ein TikTok-Verbot fordert, schließt sein Haus strategische Deals mit Snapchat. Döpfner unterhält enge Verbindungen zum Silicon-Valley-Investor Peter Thiel und sitzt im Aufsichtsrat von Netflix – ein Posten, den Aktionäre wegen seines umstrittenen Führungsstils infrage stellen."

Auch sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass digitale Plattformen nie mit dem Ziel entwickelt wurden, journalistische Inhalte zu verbreiten oder demokratische Meinungsbildung zu fördern – ihr Kern ist die Softwaretechnik. "Wie Journalismusforscherin Emily Bell betont, sind Medieninhalte für Plattformunternehmen zweitrangig: Journalistische Organisationen mögen auf Plattformen angewiesen sein, doch umgekehrt gilt das nicht. Eine echte Partnerschaft hat es nie gegeben." Man könnte also schlussfolgern, dass die Plattformen, die wir täglich benutzen, vor allem einem Geschäftszweck dienen und keinesfalls 'sozial' sind, obwohl sie vordergründig für soziale Interaktionen geschaffen haben.

Diesen Fakt haben wir als Nutzer viel zu wenig präsent. Als Falle beschreibt Staschen, dass es anscheinend alternativlos erscheint, über andere Kanäle weltweit sichtbar - zu kommunizieren, um auf seine privaten, oder werblichen Inhalte aufmerksam zu machen. Ähnliches beschreibt Martin Andree in seinem Weckruf: Big Tech muss weg!

Die angebliche Alternativlosigkeit ist ein wichtiger Indikator dafür, wie weit wir schon in der Falle stecken und den Algorithmus immer weiter füttern. Hier entwickelt Staschen, auf dem Stand von 2023, gangbare Alternativen und Strategien. Wir sind gespannt wie es weitergeht und empfehlen das Buch schon einmal aufgrund der gelesenen Stickproben!


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