von Markus Golletz (Kommentare: 0)
KI in Reiseführern

Durch den KI-Einsatz bei flüchtigen Recherchen kommt es zu Schlampereien und halluzinierenden Texten. Das betrifft zunehmend auch Bücher. Fake-News, die der amerikanische Präsident in seiner ersten Amtszeit erst hoffähig machte, haben Einzug gehalten in die Reiseführerliteratur. Amazon ist hier Vorreiter, behaupten wir jetzt erstmal.
Ein Bericht auf Tageschau.de macht dazu nachdenklich: Die Tagesschau spricht von »teils völlig sinnlosen Texten, Fehlern und Schlampereien«. Kommt ihnen das nicht bekannt vor?
Es ist kein Geheimnis, dass bei der Nachrichtenproduktion schon länger KI eingesetzt wird, oder dass den an KI erinnernden Texten aus Marketinggründen der Inhalt entweder komplett fehlt oder erst, und zwar absichtlich, ganz am Ende angedeutet wird. Dann hat der Nutzer oder die Nutzerin eine Weile auf der Webseite verweilt, genug Werbung ertragen müssen und will nun genervt bis gelangweilt endlich wissen, worum es in der Überschrift ging.
Schlamperein, keine Fotos, sinnlose Texte
Amazon bedient sich nun der KI, um Kosten zu sparen und relativ sinnlose Reiseführer günstig herzustellen. Tagesschau verweist auf Klischees und Banalitäten, die dort breitgetreten werden, echte Reiseführerinformationen und Reiseparktisches von vor Ort sucht man meist vergeblich.
Sicher, KI kann Kommentare auswerten oder zusammenfassen, doch was ist das für ein Buch, das geschönte Kommentare von werblichen Plattformen zusammenfasst. Was soll dabei herauskommen?
Michael Müller, Verlagsgründer des gleichnamigen und damals 'alternativen' Reiseführer-Reihe, sieht das genauso. In einem Interview von 23 erklärt er frühzeitig die Möglichkeiten der KI bei der Reiseführerproduktion, die er in einer Quellensuche, einer ersten Recherche für Aktualisierungen sieht. Sicher bieten auch digitale Formate Möglichkeiten, KI sinnvoll einzusetzen, wenn Reiseführerinformationen semantisch sind, verschlagwortet, heißt das in diesen Zusammenhang. Nur völlig nutzlose Worthülsen und (halluzinierte) Anekdoten zu verbreiten, was soll das bringen als Enttäuschung und kurze Aufmerksamkeitswerte? Clickbaiting auch in Reiseführern – bewahre.
Amazons neue Reiseführer entdecken daher auch eher Allgemeinplätze, konventionelle Touristenziele, für die Overtourism ein Fremdwort ist. Ein eher allgemeineres Phänomen, was vielen Reiseführer-Präambeln widerspricht, sonst wären sie ja nicht geschrieben worden.
Auch gibt es dabei kaum noch erkennbare Autoren, denn Inhalte werden automatisch aus Werbeseiten im Netz generiert. Ohne echte Überprüfung vor Ort, versteht sich. Das ist zum einen Ideenklau und zum anderen oft ein Bruch des Urheberrechts, das aber meist nicht eingeklagt wird. Auch wenn US-Schriftsteller ChatGPT schon 2023 dahingehend verklagten, bleiben die Ergebnisse bisher dürftig. In Kalifornien laufen mehrere Klagen wegen Urheberrechtsverletzungen gegen OpenAI.
Die neuen Amazon 'Reiseführer 2025' kommen ohne Bilder und Pläne aus, berichtet Tageschau.de, dafür seinen sie um so spannender geschrieben. Dem ist nicht viel hinzuzufügen: Es handelt sich hier um Billigproduktionen, die nach Meinung von Amazon keine Urheberschaft gebrauchen.
Leider ist uns ähnliches auch bei MR untergekommen: Verlage, die aus Archivmaterial Bücher zusammenzimmern. Es muss nicht immer schlecht sein, eine 'Redaktion' zu haben, doch für persönliche Bücher, die vorgeben vor Ort recherchiert zu sein, ist es leidenschaftslos und beliebig. Amazon publiziert seine KI-Reiseführer über die firmeneigene Kindle Direct Publishing Plattform. Amazon Autoren können dort einfach hochladen, Bücher on demand drucken lassen und sich anschließend vergüten lassen. Unsere Lust auf eine Rezension derlei Reiseführer ohne Bilder und Engagement ist gleich null.
- Linktipp Tagesschau: KI-Reiseführer bei Amazon
"Wir ermutigen Sie, die Spannung zu genießen" - VG Wort erwägt eine KI-Lizenz, um Rechtssicherheit zu schaffen
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