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Black Tea Bonfire X Test

Bonfire X: Retro-Scrambler mit 5 kW

Bonfire X

Die Bonfire X wird von einem 3 Personen Unternehmen in München gefertigt. Auffällig an dem 112 kg Motorrad, das am ehesten der 125 cm³ Klasse entspricht, ist der Batteriekasten, der an der Stelle sitzt, wo man beim Verbrenner den Motor einbaut. Wie ein Schlüsselkasten öffnet man eine Türe und sieht sich dem Akku-Schrank der Bonfire X, gefüllt mit zwei Köfferchen a 168 Rundzellen gegenüber. 11 kg bringen sie pro Stück auf die Waage. Geladen und ausbalanciert werden sie mit zwei einfachen Ladegeräten. 4–5 Stunden Geduld ist für eine volle Ladung notwendig.

Von der Gestalt folgt die Bonfire X sonst einem Scrambler. Der freilich auf Kette und Auspuff verzichten kann. 200 mm bringt die einfache und konventionelle Telegabel ins Rennen. Bei den Fahrleistungen ist die Dimensionierung okay und belohnt mit einem weiten Lenkeinschlag und kleinem Wendekreis. Die Gepäckunterbringung konnten wir bei der Übergabe noch einmal signifikant verbessern, wir montierten einen einfachen (China-)Gepäckträger ab und befestigten ihn mit vier Sechskantmuttern am Rahmenheck. So findet eine Ortlieb-Rolle + Zelt darauf Platz. Wahlweise ginge auch ein kleingewachsener Sozius, der dann die Füße beweglich auf Fußrasten an der Schwinge abstellen muss. Federweg hinten: nur ca. 75 mm.

Ähnlich wie die Superscoco TCmax ist die Bonfire X nicht mit einer Typ 2 Schnellademöglichkeit ausgestattet, was das Motorrad hauptsächlich zu einem Pendlerfahrzeug macht. Gewöhnungsbedürftig sind auch die vom Lenkerhebel zu bedienenden CBS-Bremsen: Der rechte Hebel betätigt nur einen der drei Bremskolben vorne. Das ist relativ wenig. Der linke Hebel bremst dann ordentlich alle weiteren Kolben und Scheiben am Vorder- und Hinterrad. An einen ABS denkt man bereits bei Black Tea Motorbikes, aber das kann noch dauern.

Stand vielleicht Pate: Mutt ATIKA 250 Stand vielleicht Pate: der Retro-Verbrenner Mutt ATICA 250

Lest also hier die per Blogbeitrag wachsenden Test-Erfahrungen:

Bewertungen der Testphase (2023):

  • Keine Schnellladung möglich (5 Ampere), laden nur mit ausgebautem Akku, kein Stauraum für Ladegeräte
  • Zu hoch angebrachtes Front-Schutzblech, sehr simples Fahrwerks-Layout und Komponenten, schlecht montierte Reifen am Tester, Fahrer relativ wenig vor Dreck und Gischt geschützt, kaum 2 Personen-tauglich,
  • Teils einfache China-Bauteile, wie Räder, Rahmen, Bremsen, Fußrasten, Blinker, Sitzbank, wenig wertige Lenker-Armaturen
  • Akku kälteempfindlich unter 5 °C, keine einstellbare Rekuperation (10 % fix)
  • Klapperndes Lenkkopflager und Schutzblech sowie der beim Anfahren überhitzender Motor wurden im Frühlingsupdate 2023 abgestellt (s. neue Verbesserungen)

  • Wartungsfreier Radnabenmotor mit Berganfahrhilfe und 10 % Rekuperation
  • Keine Antriebskette, niedrige Sitzhöhe
  • Kleiner Wendekreis, okaye Reifen (Heidenau), Gabelstabi verfügbar (Aufpreis)
  • LED Scheinwerfer, stimmiges Classic Design
  • Gute Pendler-Eigenschaften: 2 ausbaubare 10 kg Akkus

10: Fazit: Für wen die Bonfire X?

Tulpen für den Tank!

Die Bonfire X ist ein Produkt, das permanent durch Erbauer und Kunden verbessert wird. Dafür erscheint der Preis schon etwas teuer, selbst wenn man Fördermöglichkeiten (THG-Quote, regionale Förderungen) nicht außer Acht lässt. Allerdings gibt es am sonst gut gelungenen Bike eine Reihe Kinderkrankheiten, die man gemeinsam durchleben muss. Dazu gehören im Serienzustand eine mäßige Qualität der Komponenten (Fußrasten, Lack, Verlegung des Kabelbaums, eine schwache CBS-Kombibremse vorne, die Blinker-Arme, etc.) und die langsame Akkuladetechnik, die man für den Preis von 6000 € erstmal schlucken muss. Wir wünschen uns einen Typ 2 Stecker und eingebaute Schnelladetechnik, damit die wachsende Anzahl von Ladesäulen auch auf einem ‚leisen Abenteuer‘ benutzen kann. Der XCR-Stecker der gerade nachgerüstet wird, ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung, auch dass die ‚Anfahr-Elektronik‘ ein Update bekommen soll, sodass der Motor beim Anfahren im Sand nicht so schnell abschaltet. Auch 'alte' Fahrzeuge können nachgerüstet werden.

Wir wollen nichts verheimlichen, wir wollen uns nur verbessern.

... Ist das Motto von Blacktea Motorcycles, die Fehlerkorrektur auch in einer Facebook-Gruppe veröffentlichen. Das ist ein guter, offen und ehrlicher Ansatz. 6275 € plus Lieferkosten (mit Motorschutz, Gabelstabi, Gepäckträger und Windschild) kostet das getestete Bike. Dringend wären bessere Federbeine vonnöten, die man zwar auf Fotos sieht, die aber noch nicht über Blacktea angeboten werden. In Kombination mit der harten, einfachen Sitzbank, den simplen, kurzhubigen und unterdämpften Federbeinen ergibt sich sonst auch nur ein echtes ‚Retro-Fahrgefühl‘, das nicht unbedingt sein müsste. Auch die Gabel ist nur mit dem Stabi (Aufpreis) zu fahren, und die gibt auch Laute von sich, die nicht auf Langlebigkeit schließen lassen.
Für sich, in ihrer Klasse betrachtet, ist die Bonfire ein schlüssiges E-Motorrad. Die Verbrenner-Gemeinde hat generell so ihre Schwierigkeiten mit den E-Motorrädern, aber das steht auf einem anderen Blatt.
Was den leisen Radnabenmotor angeht, ist er auf Straßenbelange optimiert und dafür gut geeignet. Wer aber vorhat, ins Gelände zu gehen, sollte sich besser nach einem E-Motorrad mit Mittelmotor umsehen. Auch die Rekuperation ist bisher mit 10 % unter optimalen Bedingungen kaum der Rede wert.

Schlussendlich ist die Bonfire X ein begrüßenswerter Versuch, ein cooles, urbanes Retrobike auf die Elektrofelgen zu stellen. Das Nachfolgemodell soll Bonfire Y heißen und auf eine verbesserte Akkutechnik und einen stärkeren Motor setzen.

Lesenswert ist auch das September-Update (2023) in dem viele von uns angesprochene Mängel verbessert werden sollen.

Auf der Wunschliste stehen ein schnelleres Akku-Ladesystem, die Möglichkeit, auch Gepäck (Helm?) unterzubringen und ein serienmäßig besseres Fahrwerk. ABS wird sicher noch kommen und an der Verarbeitung darf gerne etwas gepimpt werden. Viktors Bonfire ist da auf dem richtigen Weg. Work in Progress!

8. Die längeren Fahrten der Bonfire X

Leises Dahingleiten mit der Bonfire X

Die ersten 500 km sind absolviert und wir haben erfahren, was die Besonderheiten der E-Mobilität mit der Bonfire sind. Im Prinzip funktioniert alles, einiges ist verbesserungswürdig und einiges wunderbar leise. Ein ganz neues Fahrgefühl. Zum erstem Mal mit dem Radnabenmotor, der ein genügsamer Geselle ist. Aber nicht unbedingt zu Offroad Eskapaden einlädt. Zwar könnte man theoretisch Fahrradlade-Infrastruktur nutzen, hier ist das Strom beziehen oft noch umsonst, aber dann müsste man Bonfire X und zwei Ladegeräte beispielsweise vor der Sparkasse bewachen, bis sie voll ist. An Straßenlaternen kann man in Hannover teilweise schon laden, aber auch hier das gleiche Problem: Schuko-Stecker ist nicht.

Vom Fahren hingegen eine ganz neue, entspannte Welt. Wenn das hinten harte Fahrwerk und die kantige Sitzbank nicht wäre. Auch hier Verbesserungs-, bzw. Customizing bedarf. Schän wäre es, wenn es gleich serienmäßig für die 6000 € zur Sache gehen würde!

Zukünftige Bonfires sollten ein integriertes Schnelladesystem und ein besseres Fahrwerk haben. Auch ist die Anfahr-Performance des Motors und die Rekuperation zu verbessern. Als Abschluss des Tests planen wir ein Interview mit Viktor Sommer!

 

Fahrtenbuch

 

Datum / Kilometer Route / Distanz
Bemerkungen
Testbeginn: 2x rund 50 km Hannover - Celle Rückweg: Notlaufprogramm, Zellen nicht ausbalanciert? Fast nur in Fahrstufe 1 gefahren, Temp.: 5°C
50 km Hannover, Wasserstadt, Viktor sagt, der eine Akku sei alt. Er soll ausgetauscht werden. Normalerweise sind in Fahrstufe 1 fast 100 km möglich. Akku schaltet bei 87 V ab. Dann hilft nur warten und Neustart, nur noch in Fahrstufe 1 fahren.
18.2.23: 74 km H – Weetzen – Wittenburg – H Deister-Runde mit einmal (gratis) nachladen (30 Min) in einer Tankstelle. Kaffee umsonst, Strom umsonst.
Von 100 V fällt auch das Balkendiagramm plötzlich auf einen blinkenden Balken.
22.2. Neue Batterie eingetroffen km-Stand 278 km   Liefert 57 Volt. Hat einen anderen Anschalter. Mal schauen, ob sie die Reichweite erhöht. (hat sie, geringfügig)
2.3. 2 x 30 km mit nachladen Sicherheitshalber eine Stunde nachgeladen. 60 hätten vielleicht auch geklappt, es war aber 0 °C. Kleine Panne beim Starten: Motorrad geht immer wieder aus, Spannungsmessgerät zeigt nur 88V. In einem Batteriestecker war etwas Dreck, es roch auch etwas. Die Stecker scheinen nicht die optimale Lösung zu sein.
17.3. Motor geht bei 50 % auf Notlauf, vorher ließen sich kurzzeitig die Fahrmodi nicht umschalten. Ist die Bonfire ein Garagenfahrzeug? Eingeschränkte Reichweite durch Überhitzung (?). Notlauf bei ca. 45 km. Motorleuchte brennt. Die geht erst nach 3-maligen Starten nach Behebung des Fehlers wieder aus. Nach dem Aufladen wieder alles okay. Motorleuchte zeigt vermutlich auch an, wenn zu kalt zum Rekuperieren?
20.3. 115,9 V entsprechen Vollgetankt Batteriestecker könnten besser sein. Heute erschrocken, als es knallte beim Zusammenstecken (nur Luft). Kontakte bitte sauber halten!
25.3. 500 km geschafft! Wenig besondere Vorkommnisse, außer, dass die Reichweite von 100 km nicht erreicht wird. Laden ist günstig, aber mit zwei 5A Ladegeräten langsam und manchmal lästig.
12.4. im Alltag: Fußrasten biegen sich nach unten (s.u) Blinker nicht sonderlich hell, Blinkerarm vorne rechts (Gummi) eingerissen.
16.4. Fußrasten & Lack

Die vorderen Rasten haben sind nun heruntergebogen. Obwohl sie einen stabilen Eindruck machen, sind sie anscheinend einer Last von 75 kg nicht gewachsen. Die Soziusrasten an der Schwinge sind ab Werk nicht waagerecht angebracht und leider auch ungefedert.

Beim Lack verspricht Blacktea eine Verbesserung, es soll künftig eine zweite Lackschicht aufgetragen werden. Wir haben schon einige Macken im Tank.

7. Viktor Sommer: Unsere Vison ist es, für leise Abenteuer zu inspirieren!

Viktor Sommer

MR: Viktor, seit wann machst du Black Tea Motorcycles?

Viktor: Seit Juni 2020 offiziell, aber der erste Prototyp war schon Februar 2020 fertig

Wie kam es dazu, was ist Deine / Eure Vision?

Wir wollten ein eigenes cooles Elektro-Moped, weil es nichts bezahlbares Cooles gab. Unsere Vision ist es, für leise Abenteuer zu inspirieren.

Zur Bonfire nochmal: Mit der Reichweite der Bonfire X sind wir noch nicht so ganz zufrieden.

Wie viel schaffst du? Also im Eco-Modus also 70 km/h max., sollten 80 bis 90 km schon drin sein.

Welche Funktion hat die Motorleuchte eigentlich noch, sie leuchtet manchmal, es ist nicht ganz reproduzierbar. Nach dem Aufladen ist es meistens weg.

Wenn es einen Fehler gibt, leuchtet sie auf und bleibt für mindestens 3 weitere Fahrten an.

Könntest Du dir auch vorstellen, ein Motorrad für E-Fuels und alternative Kraftstoffe zu konstruieren?

Nein, dafür habe ich nicht das Know-how. Außerdem sollte ja jedes normale Verbrennermotorrad auch mit E-Fuels ja jetzt schon fahren können.

Wie bist du auf den Radnabenmotor gekommen?

Einfach einzubauen, platzsparend und sehr leise. Für die Stadt perfekt.

Wie berechnest du die Preisstellung, orientierst du dich an (125er) Verbrennern in der Klasse?

Nein, wir verkaufen das Motorrad zu einem Preis, der aus unserer Sicht fair ist.

Was sind die größten Probleme in der Produktentwicklung?

Zulassungsbeschränkungen, man darf leider nicht alles machen.

Plant ihr weitere, größere Modelle herauszubringen?

Ja, aber alle als A1 Motorrad, also 11 kW-Klasse

Wäre auch ein zentraler Mittelmotor mit Zahnriemen eine Option? Könnte es auch eine Enduro werden wie derzeit Sur-ron (Ultra- & Storm Bee) Trinity (Panthera) oder Admitjet Amor sie herausbringen?

Ja, werden wir vielleicht in ein paar Jahren versuchen!

Was sind die nächsten Projekte?

Erst mal nur Motorräder bauen ;)

 

6. Äppen: welche hilft bei der Bonfire X?

Laden, nur wo?

Die Reichweite ist ein großes Thema bei der E-Mobilität. Erschwert wird das Ganze bei Motorrädern durch eine langsame und wenig fortschrittliche Ladetechnik (Schuko-Stecker bei den kleinen E-Motorrädern). Umso wichtiger sind die richtigen Ladestopps und das Know-How darum. Unsere Bonfire X gibt bisweilen relativ abrupt den Geist auf. Eben noch die Hälfte der Balken, dann blinkt plötzlich nur noch einer und das Motorrad geht aus. Unser Test, der im Winter begann, ist nicht ganz repräsentativ, weil wir keine Laden-neuen Akkus intus hatten. Viktors Tipp, mehr auf die Spannung unter Last und im Stand zu achten, hilft mehr, die richtige Reichweite einzuschätzen. Allerdings reichte eine vollständige Ladung noch nie länger als knapp 70 km.

Hier also ein paar Tipps zu Apps, die möglichst alles Schuko-Ladepunkte anzeigen:

Der Teufel steckt mal wieder im Detail bei den Apps. Die reinen E-Bike-Stationen sind nicht vollständig bei den Autos-Lade-Apps verzeichnet und die ‚schnellen‘ Ladestationen, an denen es auch Schuko gibt, werden nicht bei der Fahrrad-App aufgeführt. Bei EVMap musst, sollte man den Filter auf ‚kostenlos‘ und auf 'Schuko' stellen.

(EVMap kennt quasi jede Lademöglichkeit)

 

(gut für Schuko und Fahrräder)

 

3. Die Reichweite

Ladestation an der Wittenburg? Steckdose ohne Strom

Black Tea hat noch weitere Motorräder im Programm, die zum Teil mit nur einem Akku auskommen. Die Bonfire X kommt mit dem doppelten Akkupack nicht unbedingt doppelt so weit, doch weiter. Wir haben es ausprobiert. Tatsächlich zählt man immer noch zur Avantgarde, wenn man in Norddeutschland ein Elektrobike fährt. Roller, ja, die gibt es im Straßenbild, aber die Zeiten, in denen einem häufig Zeros, Kumpans, Elektroroller von BMW begegnen, sind noch weit entfernt. Es fehlt an Attraktivität und Förderungen, so wie beim Automobil. Das macht die zweirädrige Elektromobilität derzeit noch zu einem umständlichen Vergnügen. Es sei denn, man pendelt mit so einem Bike zur Arbeit und kann noch dazu umsonst tanken.

30 Minuten nachtanken – umsonst & Kaffee geschenkt!

Die Bonfire X erfordert eine besondere Strategie. Die Ladepunkte für Autos sind fast alle untauglich (Typ 2 oder schneller), außerdem muss man gleich zwei Ladegeräte dabeihaben, um bereit zu sein. Der Ladeprozess dauert dann auch mindestens ein paar Stunden. Neulich gelang es mir aber an einer Tankstelle (umsonst, mit nettem Gespräch) innerhalb von 30 die fehlenden Volts nachzuladen. Von 50 % und 101 V fiel die Anzeige plötzlich auf einen blinkenden Balken ...

Manche Lade-Apps (Tipp: Lade.Station) verzeichnen auch öffentliche und nicht öffentliche Ladepunkte, sodass zumindest ein sichtbares Netzwerk besteht. Man muss also einschätzen, wie lange der Akku noch reicht und dann einen geplanten Stopp einlegen, wenn möglich auf der Route. Neulich ist mir das ganz gut gelungen, denn in der Benzintankstelle habe ich einfach nach einer Steckdose gefragt und dann gab es Kaffee und Strom umsonst. Wo, darf nicht verraten werden ;o).
Das ist natürlich nicht der Normalfall, aber Avantgarde hat diesbezüglich auch Vorteile. Fest steht, dass die Reichweite für Ausflüge ins nahe Umland reicht, aber doch sehr knapp bemessen ist. Die Konsequenz ist eine sparsame Fahrweise und eine gute Planung.

Bei Kälte: Lithium Akkus wollen nicht bei Kälte geladen werden, auch sinkt dann die Reichweite. Große Akkus von Autos werden vor Fahrbeginn sogar geheizt, das ist bei Motorrädern kaum zu machen. Manchmal meldet sich bei kaltem Wetter die Motorleuchte, die zeigt dann (womöglich) an, dass die Rekuperation nicht funktioniert. Weil auch bei Minusgraden nicht rekuperiert werden sollte. Sie zeigt auch einen Notmodus mit verminderter Leistung an, wenn irgendetwas nicht stimmt oder die Batterie fast leer ist.

Clemens Gleich über die Zero FX: "Verbrauch beim Schleichen: 8,2 kWh / 100 km brutto. Der nicht so berühmte Verbrauch liegt einerseits am hohen Enduroaufbau mit aufrechter Sitzposition, andererseits aber daran, dass der Motor auf der Straße oft außerhalb des effizienten Bereichs arbeitet. Am deutlichsten macht das der Sport-Modus, der die volle Boost-Leistung des Motors erlaubt und eine höhere Endgeschwindigkeit."

Im Januar-Update schreibt Black Tea, dass ein stärkeres 10A Ladegerät mit 3 h Ladezeit erhältlich ist – dieses ist ab demnächst serienmäßig. Auch ein Ladegerät mit XLR-Ladeanschluss soll verfügbar sein. Dann muss man unterwegs die Batterien nicht mehr ausbauen und muss auch nur ein Ladegerät mitführen. Für das Nachrüsten bietet Black Tea dann die kostenlose Montage der XLR-Buchse in einen der Batteriedeckel an. Montage ist allerdings in München an. Das Ladegerät mit XLR-Ladeanschluss hat nur 8A, mit denen es zwei Batterien laden muss. Das könnte knapp werden.

Der erforderliche B196-Motorradführerschein der Klasse B erlaubt nun auch das Fahren einer 125er respektive von E-Motorrädern mit einer bestimmten Leistungsgrenze (11kW). Das war nicht immer so, denn erst im August 2020 kam, bekamen BesitzerInnen des Klasse-B-Führerscheins die Möglichkeit auf den Schlüssel ‚196‘ zu erweitern – und zwar ohne einen Motorradführerschein machen zu müssen. Mit der Klasse B konnte man bisher nur Anhänger (bis 750 kg), Kleinkrafträder und landwirtschaftliche Fahrzeuge bis 40 km/h fahren.
Die Voraussetzungen:
Mindestalter: 25, 5 Jahre Erfahrungen mit der Klasse B und eine Fahrschulung in der Kasse A1, die in einer Fahrschule absolviert sein muss. So ist man ab ca. 700 € zusätzlich mit dabei. Leider gilt diese Führerscheinerweiterung nur in Deutschland, in anderen europäischen Ländern gibt es andere Regelungen. Dort wird in der Regel ein normaler, europaweit gültiger A1 Führerschein benötigt. Deutschland hat mit Abstand in Europa die höchsten Führerscheinkosten. Nur Norwegen ist teurer.

3. Der China-Deutschland-Mix

Ausstattung, Teile-Diskussion und Spareparts

Kabel- und Salat: Prototyp testet gerade die richtige Lage der Relais aus

N icht ganz den Preiserwartungen könnten der Teilemix entsprechen, der aufgrund des Preises geweckt wird. Die meisten Teile der Bonfire X stammen aus China. Montiert werden sie in Handarbeit in München. Assembled & engineered in Germany bedeutet, dass auf einen Baukasten zugegriffen wird. Außer dem hochwertigen Batteriekasten aus gekonnt gebogenen Blechen und den Seitendeckeln ist die Bonfire X weitestgehend aus China importierten No-Name Teilen zusammengesetzt. Die Teile müssen alle entsprechende Teilegutachten oder Bauartgenehmigungen erfüllen. CE-Zeichen findet man aber nicht überall. Viktor und seine Mitarbeiter mussten hier abwägen, was bezahlbar ist. Nach unseren bisherigen Erfahrungen gehen wir von großzügigen Kulanz-Regelungen aus, falls mal etwas schiefgeht.

En Detail:

Kabelbaum: ordentliche Bauteile (Domino), allerdings nicht auf Japan- oder EU-Niveau befestigt und verlegt. Unser Tester ist aber eine Art Prototyp, an dem der neue Kabelbaum das erste Mal verlegt wurde, deswegen wird hier noch nachgebessert: Hinter dem Batteriekasten treffen wir daher auf ein Knäuel wenig geschützter Steckverbindungen, Blinkrelais und Kleinteilen und den OBD II Stecker. Das ginge auch besser und ist anscheinend in Arbeit. Die Tankattrappe ist von unten nicht ausreichend versiegelt und zeigt Flugrost im neuen Zustand. Auch die Tankbefestigung ist nicht auf Beladung (Benzin oder Tankrucksack) ausgelegt und die Sitzbank hat eine einfache, dünne Polsterung.
Gepäckträger: weiches Eisen, nur unter leichten Druck passgenau anzubringen, U-förmige Aufnahme, die leicht zu montieren ist, aber eine dicke U-Schiebe zur Stabilisierung erfordert. Highlight sind die Made in Europe-Teile, wie Seitendeckel und Batteriekasten. Stahlteile sollen auch aus Ungarn kommen. Lenker und Gabelbrücken sind okay, die Armaturen am Lenker, wie Bremspumpen und Spiegel sind No-Name-Produkte und wirken nicht sonderlich hochwertig, was die Frage nach Ersatz- und Ersatzteilen aufkommen lässt. Vor einigen Jahren noch hätte der TÜV wegen Teilen mit chinesischer Bauartgenehmigung einen Zinnober veranstaltet. Fakt ist: sie funktionieren.

Stilistisch harmoniert das Design mit dem klassischen Tank und den Federbeinen zusammen. Um den Rostschutz von Teilen wie Tankunterseite (ohne Einfüllstutzen), Seitenständer und Rahmen sollte man sich präventiv kümmern. Wer bei Wind und Wetter oder ohne Asphalt unterwegs ist, sollte auch dem Kabelbaum hinter dem Batteriekasten Verbesserungen angedeihen lassen. Einige Stecker und Relais sind dort (bisher) ungesichert (s. o.), bzw. ohne Gummi-Lagerung oder Halterung verbaut.

Die 31er-Telegabel ist mit 200 mm erstaunlich langhubig, wenn auch vom Durchmesser knapp dimensioniert. Ein Gabelstabi aus dem Black Tea Shop verbessert ihre Qualitäten. Die 335er-Federbeine aus China kommen auf ca. 75 mm Hub und sind daher eher für den Solobetrieb ausgelegt. Ein Sozius müsste die Füße auch auf ungefederte, an der Schwinge befestigte Rasten stellen.
Auch die Bremsen sind gewöhnungsbedürftig. Klassen üblich wird eine CBS-Bremse verbaut, um (noch) kein ABS entwickeln und einbauen zu müssen. Der linke Hebel bremst zwei der drei Kolben des Schwimmsattels vorne und beide Kolben der hinteren Bremszange. Der linke Hebel benötigt dann viel Handkraft, um den verbleibenden 3. Kolben der vorderen Bremszange zum Angern zu bewegen. Die Leitungen sind aus Stahlflex.

Verbesserungen 2023:

Kabelverlauf am Lenker: Alle Kabel, die links und rechts vom Lenker verlaufen, werden nun in einen Kabelschutz gewickelt und mit Kabelbinder am Lenker befestigt. Dadurch wird sichergestellt, dass die Kabel nicht stecken bleiben und sich dadurch kein Stecker mehr löst und alle Kabel vor scharfen Kanten geschützt sind.

Bremskabel- und Motorkabelhalter an der Schwinge: Sowohl das Bremskabel als auch das orange Motorkabel waren vorher mit Kabelbinder um die Schwinge befestigt. Jetzt werden spezielle Halter in der Schwinge befestigt und man nutzt orange Kabelbinder für das Motorkabel. Sieht nicht nur schicker aus, sondern ist eine sichere Befestigung für die Kabel an der Schwinge.

Vorderradschutzhalter: „Wir haben die Kabelbinder abgelöst und nutzen richtige Halterungen für den vorderen Radschutz. Wir mussten auf Kabelbinder umspringen, da wir laut TÜV mit anderen Haltern nicht konform gewesen werden. Endlich haben wir einen konformen Halter gefunden und werden diesen auch in den neuen Bonfires verbauen.“

Viktor weist darauf hin, dass jeder, der seine Bonfire umrüsten möchte auf die neuen Halter, sich per E-Mail melden kann, dann schickt er ein Set durch. Das hört sich auf jeden Fall sehr unkompliziert an.

Besserer Lack: Damit die Bonfire besser geschützt ist vor Wind und Wetter, wurde der Lack verbessert. Außerdem werden alle Teile vor der Montage nun begutachtet und es wird ein Korrosionsschutz auf den Lack aufgetragen. Nach der Montage wird das gesamte Fahrzeug überprüft und vor dem Versand mit einem zweiten Schutz übersehen. Hierdurch sollte die Bonfire auch ohne Pflege mehrere Monate sicher sein. Jedoch bitten wir euch natürlich weiterhin euer Motorrad regelmäßig zu pflegen.

Lenkerendenspiegel: Da wir immer wieder mitbekommen haben, dass Kunden Probleme mit der Montage der Lenkerendenspiegel haben (es ist wirklich nicht einfach), werden ab sofort alle Bonfires mit bereits montierten Lenkerendenspiegel geliefert.

Soweit das Update, wird ergänzt.

2. Der Radnabemotor der Bonfire

Die Eigenheiten des Radnabenmotors

16.02.2023

An die Besonderheiten des Antriebs muss man sich erst gewöhnen. Ein Radnabenmotor will richtig behandelt werden. Er gibt aus seinem Inneren die Energie direkt an die Achse ab. Ein Unterfangen, das zwar sehr praktisch ist, weil keine umständliche Transmission vom Motor zum Rad notwendig ist. Schwierig wird es aber, alle möglichen Fahr- und Anfahrzustände in so einen kleinen Motor ohne Getriebe hineinzupacken. Es ist ungefähr so, als müsse man ständig mit einem 7-PS-Motor im 3. Gang anfahren. Bei der naturgemäß anfänglichen niedrigen Drehzahl arbeitet der Motor nicht im Optimum und es wird sehr viel Hitze entwickelt. Der Controller übernimmt, wie der Name sagt, die Kontrolle darüber und riegelt bei zu großer Anstrengung ab oder fährt die Leistung runter. Das passiert auch beim Anfahren im Sand oder wenn man gegen die Bremse anfahren will. Black Tea hat den TÜV sogar überzeugen müssen, dass der Gasgriff nicht jedes Mal abgestellt wird (eine lästige Pause bis zum nächsten Anfahrversuch würde entstehen). Weil die Bonfire einen Not-Aus Schalter hat, sah der TÜV bei der Bauartzulassung davon ab. Gas geben und Bremsen gleichzeitig ist quasi wegen der elektrischen Sicherheit seitens des TÜV nicht zugelassen. Wir kennen aber die Offroad-Spielchen, in denen genau das notwendig sein kann. Der Radnabenmotor ist also für Offroad Eskapaden nicht optimal geeignet.

Die Technik erfordert eine angepasste Fahrweise. Es gibt bestimmte Fahrzustände, die den Motor stressen und andere wiederum, die sehr gut von der Hand gehen, wie das 'Urban Mobility' Konzept ja meint: Fahren im normalen Straßenverkehr oder das Fahren über Schotterpisten. Hier unten sieht man wie so ein Radnaben-Kit äußerlich aussieht. Fehlt nur noch die Batterie.

Leider haben alle drei Fahrstufen die gleiche Rekuperation von etwa 10 %. Das bedeutet, dass der Motor beim Gaswegnehmen eine Art Dynamo-Funktion aufnimmt, und anstatt mit Scheibenbremsen zu bremsen, einfach Strom erzeugt und den Akku zumindest mit 10 % Wirkung auflädt. Meine alte Piaggio Ape hat das vom Prinzip auch, es nennt sich Dynastarter (oder 'Lichtanlasser') und kann, wie ein Elektrostarter den Verbrenner, anwerfen oder auch als Lichtmaschine dienen. So ähnlich stelle ich mir die Rekuperationstechnik vor.
Bei teureren Modellen ist die Rekuperation von Anwender oder in den verschiedenen Fahrmodi einstellbar, wie z. B. bei unserem Test des BMW CE04-Rollers. Dort sind am Mittelmotor verschiedene Modi einstellbar, die mit unterschiedlich starker Rekuperation aufwarteten. Das ist sehr praktisch, denn so kann man im Stadtverkehr viel mehr Strom rückgewinnen und schont die Bremsen. Bei CE04 konnte man sogar im Stadtverkehr fahren, ohne überhaupt zu bremsen. Das übernahm alles die Rekuperation. Nun kostet so ein BMW Roller auch locker das doppelte und wenigstens hat die Bonfire X im Gegensatz zur Supersoco TCmax überhaupt eine 10%ige Rückgewinnung. Den Konzeptvergleich zwischen Mittelmotor und Radnabenmotor stellen wir in einem späteren Post vor. Was die Bonfire X noch hat, ist eine ‚Berganfahrhilfe‘: bei angeschalten Motor baut sich beim Rückwärts rollen ein Widerstand, wie bei einer Aufzugsfeder einer Uhr auf. Man rollt gegen immer stärker werdende Bremse. Leider erkennt die Anfahrhilfe kein Gefälle. Beim rückwärts schieben also besser die ‚Zündung‘ ausstellen.

1. Erster Tag: auspacken, laden, los

Auspacken ...

Der kleine Flitzer ist angekommen, vom Inhaber quasi direkt ausgeliefert und dann ging es – ohne Studium des Manuals – gleich los. 100 km, an zwei Tagen, das sollte doch klappen. Die technischen Daten entsprechen von den Daten her dem der SuperSoco TC max, allerdings ist einiges anders: Es gibt keinen Antriebsriemen, weil kein Mittelmotor, sondern ein Radnabenmotor mit 5 kW verbaut ist. Fahren tut sich das ähnlich und auch vom Gewicht besteht kein großer Unterschied. Die Reichweite sollte also nach der Beschreibung im Modus Sport bei 60 km, in Stufe 2 bei 80 km und im Eco-Modus bei 100 km liegen. Optimale Bedingungen vorausgesetzt. Allerdings fährt man einen Akku genauso wenig auf 0 wie man bei einem Verbrenner den Tank vollständig leer fährt. Optimal sind die Bedingungen auch nicht bei 5 °C und die Akkus sind auch nicht neu. Von daher war Vorsicht geboten. Die beiden Ladegeräte fanden in einem Louis Moto-Detail Magnettankrucksack Platz. Black Tea alias Viktor verbauen tatsächlich einen echten, hohlen Stahltank, der an die XT 250 erinnert. Im Shop für 75 € zu haben, auch ohne störenden Tankdeckel, der wurde weg gezüchtet. Die Bonfire X befeuert sich im Gegensatz durch 2 Akkus, die je 11 kg wiegend, mit 168 Rundzellen à la 18650 Li-Io befüllt und verdrahtet sind. Daher auch 2 Ladegeräte. Mit dem Thema Laden beschäftigen wir uns später, denn die Fahrt verlief ganz erfolgreich, sieht man mal von den Dreckspritzern ab, die der kurze Frontfender anscheinend nicht verhindern kann. Nach jeweils 50 km gab es im Cockpit noch zwei Balken zu sehen. Die Reichweiten-Schätzung ist nicht ganz einfach, auch nicht ganz zuverlässig, weil sie von verschiedenen Faktoren abhängig ist. Unter Last zeigt das Balkendiagramm unter Umständen zu wenig an. Im Stillstand steigt auch wieder die Batterie-Spannung. So dient die Spannungsanzeige zuverlässiger der Reichweiten-Schätzung: 117 V: voll und ausbalanciert: 101 V: ca. 50 %; 88 V: Batterie absolut leer.
Glücklicherweise konnte ich noch einen Gepäckträger von Black Tea montieren, denn so fand auch noch eine Gepäckrolle und Zelt mit RokStraps befestigt sicheren Halt auf dem Heck.
Die Rückfahrt verlief ebenso spannend. Sicherheitshalber bin ich meistens nur im Eco-Modus gefahren, und prompt gab es gegen Ende extremen Leistungsverlust, weil a.) die Batterie nicht ganz voll geladen, b.) nicht lang genug ausbalanciert oder c.) einfach nicht mit den Temperaturen klarkam. Insofern konnte ich die Werksvorgaben nicht erreichen.
Aber wir sind ja auch erst ganz am Anfang!

Kommentare zum Test

Kommentar von Peter M. |

Och nee, das ist nix!

Für 6.000€ bekommt man ein premium 45km/h Pedelec mit ausgereifter Technik und weit über 100 km Reichweite. Wenn man da noch den Begrenzer austrickst, dann fährt das locker über 70km/h.

In der Praxis schneller, sparsamer und gesünder als so ein "möchte gern Motorrad".
Apropos E-Mobilität:
Kein Parkausweis für E-Tron, weil er über 3t wiegt (chip.de)
E-Autos werden schon bei geringen Schäden verschrottet (futurezone).

Kommentar von Tobi |

Hi ! Erstmal cooler Test. Ich warte noch auf mein Gerät. Wenn du sagst 70 km waren Maximum bei dir, war das dann gemischtes fahren in allen Modi oder nur im Eco Modus? Als Pendler sollte man schon zumindest eine Hin- bzw. Rückfahrt schaffen können im Sportmodus bei 50km Entfernung(Gesamt) oder nicht?

Antwort von Markus Golletz

Tobi,

vielleicht geht es mit zwei neuen Batterien, ich hatte leider gebrauchte und dann nur eine neue und der Test fand zu Anfang im Winter statt. 70 km war schon sparsames fahren, in Fahrstufe 1 oder 2. Mit Vollgas auf der Autobahn kriegt man so ziemlich jedes E-Motorrad schnell in die Knie. Deine Werte sollten stimmen, ich kann sie aber nicht bestätigen. Außerdem ist die Anzeige sehr gewöhnungsbedürftig. Ich fahre meist nach Tacho und nach Gefühl. Dann kommt man auch an.

Kommentar von Tobi |

Danke für die schnelle Antwort. Bin da echt Mal gespannt. Bei mir wird das ein Stadt und Überland Mix insofern sollte es schon gehen. Ich will nur nicht bei 0% bei meiner ersten Tour zur Arbeit landen, da der Akku in der Regel ja nachlässt was ja deine Ergebnisse auch bestätigen. Für mich als Pendler ohne Lademöglichkeit auf der Arbeit sollte eine Hin- und Rückfahrt also gut machbar sein sonst wird des Bike trotz Seelenschmerz zurück geschickt.

Was ist die Summe aus 3 und 3?