Benelli Leoncino: mit italienischen Wurzeln

Benelli Leoncino 800 Sound

Design Löwe made in China

 Testzeitraum November 2022

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ie Benelli Leoncino 800 ist eigentlich ein Er. Das Löwchen ist von 500 auf knapp 800 (752) ccm gewachsen. Es gibt ihn in zwei Versionen, die Trail hat vorne mehr Federweg, und einen seitlichen Scrambler-Auspuff und Schwinge Marzocchi Gabel, in der Schweiz sogar Brembo Bremszangen. Der normale Leoncino 800 ist für 8300€ zu haben. Wir touren eine Woche im urbanen Raum und in der Fränkischen Schweiz.
Lest also hier unsere Erfahrungen.

Erste Bewertungen:

  • Kurzer Einrückweg Kupplung, schwer dosierbar
  • Stylisches Erscheinungsbild
  • Bremsen erfordern Handkraft, wenig einstellbare Hebel
  • Solide durch defensiven Elektronikeinsatz
  • Einschränkungen im Sozius- und Winterbetrieb
  • Drehfreudiger Motor mit Hubzapfenversatz
  • Kein Kontrollleuchte TFL / Abblendlicht, Knopf ohne Funktion linke Seite
  • Günstiger Gesamtpreis

10: Design und Testfazit

Design, ja bitte!

Leoncino vertritt ein historisches Erbe. Stefano Casanova, italienischer Designer (in Australien) für Benelli hat es feinfühlig umgesetzt. 1956 erblickte der erste Viertakt-Löwe das Licht der Welt, seitdem gab es verschiedene Leoncino-Modelle aus Pesaro. Stefano ist es zuerst mit dem Design der 500er Leoncino gelungen, das Konzept in die Neuzeit zu übertragen. Der Leoncino war auch früher ein Hingucker, diesmal verspricht das Konzept der einfachen klaren Formensprache ebenfalls ein Erfolgsmodell zu werden. Es gibt den Leoncino in 125er, 500er und nun der 800ter-Variante.

Uns hat vieles gefallen, bis auf die relative Behäbigkeit durch die insgesamt zu schwere Konstruktion. Das zieht sich bisher durch die gesamte Modellpalette von Qjmotor, wie jüngst auch bei der SRT 700 X oder der TRK 702 mit dem Markenemblem von Benelli.

Der 800er-Löwe beleibt aber ein gutes Angebot für Biker, die auf solide Technik und noch echtes italienisches Design, Made in China stehen. Auf jeden Fall lebt der Löwe weiter in der Benelli aus dem Fernen Osten.

Stefano Casanova, Design der Leoncinos

Gepäck auf dem Löwchen

7. Gepäck

Typ 2? Laden besser zu Hause

Die Gepäckunterbringung ist nicht einfach auf einem stylischen Leoncino. Der Tankrucksack ist das kleinere Problem, doch die Zeiten, in denn Motorräder eine Gepäckbrücke hatten sind spätestens seit der kurzen Heck-Variationen vorbei. Satteltaschen und die Ortlieb-Rolle waren die einzige Möglichkeit. Für RokStraps werden Fußrasten Ausleger und Nummernschild-Halterung als ausreichend stabil erachtet. Doch Obacht, wer später den Sack oben drüber quer schön festmacht, drückt die Satteltaschen unter Umständen in den Radlauf. Das gibt Löcher.

Der Leoncino steht etwas steil auf dem Seitenständer, die Angst des Umkippens beim Beladen schwingt mit. Es empfiehlt sich den Tank abzukleben, da die matt-raue Lackierung sonst Schaden nehmen kann.

2. Komponenten oder Kurvendiskussion?

Kurvendiskussion: Bremsen, Elektronik, Gewicht

Der Benelli Leoncino ist eine QJ-Produktion, alle Komponenten sind Made in China. Das betrifft Motor, Rahmen Fahrwerksteile und Elektronik. Auch bei anderen Herstellern ist für den europäischen Markt zu beobachten, das (ehemals) europäische Komponenten Einzug erhalten. Brembo und Marzocchi sind bei neueren Trail- Modellvarianten zu finden, QJ und Marzocchi haben eine Kooperation und ein gemeinsames Werk in China. Das führt dazu, dass es an Benellis wahlweise Fahrwerkskomponenten gibt, auf denen Benelli oder auch Marzocchi oder Brembo steht. Die Bemszangen sehen allerdings nicht nach Brembo aus. Marzocchi-Qualität kann man hingegen bei der Gabel erwarten. Ob man draufschreibt, was drin ist, entscheiden je nach Auslieferungsland die Marketing-Strategen.

Im plötzlich angesagten Winterbetrieb punkten die Pirelli MT 60 RS Reifen, das Fahrwerk bleibt aber sehr direkt, verwindungssteif und bretthart. Die 222 kg sind im Zweifel nicht weg zu diskutieren, die etwas kleinere Yamaha XSR 700 (mit CP2 Motor) wiegt vollgetankt 188 kg, das sind satte 34 kg weniger. Also lieber auf der Straße bleiben und laufen lassen. Das kann der Leoncino gut. Auch sollte man dem Zustand der Serien-Blei-Säure Batterie Aufmerksamkeit schenken, bei uns wurde der Anlasser um den Gefrierpunkt schon sehr, sehr langsam. Auch der Kühler ist so dimensioniert, dass er Reserven hat, die Kühlflüssigkeit blieb immer relativ kühl.

Radialzangen an zwei schwimmend gelagerten Scheiben, in diesem Falle anscheinend nicht von Brembo

"Versuche, durch niedrigere Drehzahlen Sprit zu sparen, scheiterten an dem für Zweizylinder mit geringer Schwungmasse typischen Ruckeln", schrieb das Kradblatt und da ist was dran. Der Motor wirkt durch den Hubzapfenversatz und der geringe Schwungmasse eher sportlich, gar etwas raubeinig und ist vom Verbrauch dezent schluckfeudig (5,3 oder auch einen Liter mehr auf der Autobahn). Das mag bei der offenen Version durchaus anders aussehen. Die Kupplung hat einen nur kurzen Einrückweg und wirkt daher sportlich, ist aber nur mäßig zu dosieren, was zum Abwürgen (z. B. beim Wenden) führen kann. Viel Platz für einen Sozius gibt es nicht, das stylisch-typisch kurze Heck verhindert Bequemlichkeit mit Gepäck und Sozia. Design hat hier die macht und schafft wie beim kleinen Leoncino das charismatische Aussehen. Länglicher Scheinwerfer, helle LED Blinker mit abgerundeten Ecken und der bullige Tank sind Stilelemente, die die mitunter wirklich nackte Optik von Motor und Aggregaten wir Kühlfüssigkeitsbehälter, erfolgreich kaschieren.  Fußrasten mit herausnehmbarer Gummi-Einlage, ein Kühlerlüfter, den man mit dem Finger stoppen kann sind ebenso typisch für den schwarz lackierten Motor.

Weitere Bike-Komponenten:

Steuergerät: Delphi
Lichtkomponenten: Foshan City Weilan Photoelectric Technology Co., Ltd.
Kühler: Guangzhou Funing Automotive

Somit sind manche Zubehörteile auch über chinesische Verkaufsportale zu beziehen, wir empfehlen den Vertragshändler, in unserem Falle Willfried Blöthe in Rehburg, den Benelli Bauern.

1. Packen und Ausflug: Rhön und Fränkische Schweiz

11.11.2022

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m November haben die meisten schon abgemeldet. Doch diesen November ist einiges anders. Das Thermometer hängt bei 15°C, auf den weiden wächst frisches Gras. Ich packe den Leoncino etwas nachlässig voll. Das sollte sich rächen, nach 80 km habe ich die alten Ortlieb Softbags am breiten Hinterreifen durchgeschliffen, grr. Der nächste Tag beginnt sonnig und ich fahre nur Landstraße Richtung Werratal, später in die fränkische Rhön. Am Roten Moor geht die Straße auf 800m und es wird das erste Mal kühl. Woran merkt man das Fränkische? Es wird ländlich, es gibt viel kleine Sträßchen bis 3,5 Tonnen, vor allem aber ändert sich die Esskultur. Dazu später mehr.

 

⇒ Zur Fränkischen Schweiz

Was auffällt: Ergonomie und Haptik

Vorne ein zeitgemäßes Dashboard als Cockpit. Gleich mit doppelten Drehzahlmesser, stabile Hebel mit kleinem Einstellbereich. Der Drehzahlmesser reicht bis 12000 U/min, der Begrenzer kommt bei der 35 kW-Version bei 9500 U/min, der rote Bereich beginnt erst bei 11000 U/min. Laut GPS kommen wir auf eine Geschwindigkeit von 171 km/h, der Tacho zeigt dann  knapp 190 km/h an. Die leistungsoffene Version soll es auf echte 190 km/h bringen.

Vorne erfordern die radial angebrachten Bremszangen etwas Handkraft, packen aber ordentlich zu. Der Tank mit seinen 15 Litern baut etwas breit, die Reservewarnung kommt richtig früh ab190 km. 250 km sollten aber meist möglich sein. Tipp zum löschen des Tages-Kilometer-Zählers: an beiden Lenkerenden die Pfeiltaste gleichzeitig drücken (ein Online-Manual zur Benelli Leoncino 800, ebenso ein pdf, haben wir noch nicht gefunden!).


Topziele sind der Wichsenstein (Aussicht), Tuchersfeld, Pottenstein und Gößweinstein, der Ehrenbürg (Walberla-Hochfläche), die Klettergebiete und eine Reihe lohnenswerter Ziele weiter im nördlichen Teil bei Bamberg.

Tipps und Infos

(auch demnächst in der Reportage auf MR)

Obertrubachtal: Gasthof Drei Linden

Das Ehepaar Schmitt betreibt Gasthof mit Gästehaus und 'Gscheitguter' Küche

 

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