Enduro Test(-Blog): KTM 690 Enduro R MY2021

Mit elektronischen Helfern: KTM 690 Enduro R

KTM 690 Enduro R MY2021
KTM 690 Enduro R MY2021

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ach zwei Jahren ein erneuter Test der KTM 690 Enduro R. Sie ist immer noch die stärkste Einzylinder-Enduro, die leichteste auch. Der Vorsprung scheint auch nicht zu schrumpfen, weswegen die Modellpflegemaßnahmen nur gering ausfallen. Das aktuelle Leergewicht stieg auf 160 kg laut Fahrzeugpapier. Angefangen hatte die 690 Enduro einmal mit 138 kg.

 

→ Zum Test der KTM 690 Enduro R Modell 2019 geht es hier! Empfehlenswert, weil sehr ähnlich.

Soll & Haben bei Testbeginn:

  • hoher Preis, Gewichtzunahme im Vergleich zur Ahnentafel (2008: 138 kg, 2020: 148/160 kg)
  • keine Soziusfußrasten, nur H4-Licht, keine Lichthupe, Tankdeckel ungünstig gelegen auf Heckbürzel
  • missglücktes neues Cockpit: ohne vernünftigen Drehzahlmesser und ohne Lenkerbedienung, ohne Verbrauchsanzeige, verdeckte, seitliche Reflektoren an der Gabel
  • besserer Straßenkontakt wegen schräglagenabhängiger Traktionskontrolle und Kurven-ABS
  • kultivierter, leistungsmäßig unerreichter Motor, mäßiger Verbrauch
  • Fahrwerk für alle Pfade und Straßen dieser Welt: voll einstellbar, Federvorspannung ändern allerdings kompliziert
  • Enduro ABS (nur vorne bei Map 2)
  • Euro 5
  • Quickshifter+ inkl. Blipper
  • Magura-Armaturen und gefräste Gabelbrücken, insgesamt hochwertige Komponenten

Ab hier aktuelle Blogbeiträge: Mai 2021:

Resümee nach 4000 km

Fazit KTM Enduro MY21
Fazit KTM 690 Enduro R MY21

Nach 4000 km KTM 690 bin ich immer noch begeistert. Ernüchternd war der Umstieg auf das Elektromotorrad von Zero, gleich im Anschluss des Tests. Die SR/F ist zwar keine Enduro, aber wie sie die Leistung auf die Straße drückt, lässt böses ahnen für die Verbrenner-Freunde: Es ist für Verbrenner deklassierend (aber auch charakterlos), wie Elektromotoren Power und Drehmoment auf die Straße drücken

Die KTM ist in ihrem Revier trotzdem Klassenbeste, da gibt es nichts dran zu rütteln. In den letzten Jahren ist sie noch kultivierter, besser dosierbarer geworden, was ihr gut zu Gesicht steht.

Husky vs. KTM Enduro

KTM hat behutsam Modellpflege betrieben, auch wenn man sich an die dauerhafte Kritik der Reiseszene nicht herangemacht hat. Fahrsicherheit wurde erhöht, nur die Hardware wie Tankstutzen, Cockpit oder Licht nicht für die Reisefreunde modifiziert. Im Prinzip bleibt auch die parallel gebaute Husqvarna 701 recht ähnlich. Außer längeren Federwegen und leichten Modifikationen im Design (Lampenmaske, Tankdeckel, Auspufftopf, etc.) gleichen sich die Motorräder doch sehr. Eine Husqvarna 701 LR fand anscheinend nicht viele Freunde, so das sie schon wieder aus dem Programm genommen wurde.

Den richtigen Weg geht KTM mit den auf 250 mm eingekürzten Federwegen (Ich hätte nie gedacht, das mir dieser Satz über die Lippen geht), denn auch auf unserer Testfahrt mit Gepäck gab es nie ein Durchschläger.

Man kann also gespannt sein auf die weitere Familien-Historie, ob die angesprochene Hardware in den nächsten Jahren modernisiert wird. In jedem Fall sind Motoren und Fahrwerk state of the art und es ist auch niemand in Sicht, der das in Frage stellen könnte.

Eindrücke aus den Seealpen / Umbauten an den Motorrädern

Die Test-KTM war die einzige, die ohne Umbaukit für Cockpit oder Tank unterwegs war. Die Schweizer verbauten Parts von Radegarage, die mit einem Set mit Rally-Verbau inklusive Windschild, LED-Licht (Cree LED 70 W), Tank, Fußrasten und Alu-Motorschutz (889) oder dem Komplett-Set für rund 1500 Euro ist man ohne den 6,2-Liter-Tank (einzeln 359€), Motorschutz (189€ bzw. rund 200€ inkl. Staufach für Werkzeug) sowie Fußrasten dabei. Besonders der Zusatztank ist 'ohne TÜV', weil dafür ein Teil des Luftfilterkastens entfernt wird und ein anderer Luftfilter montiert werden musss. Man hört dann mehr die Ansauggeräusche, nicht mehr den Auspuff, dem Motor soll das Prozedere aber nicht schaden. Der Tank ist auch wieder Ruck-Zuck ausgebaut, wenn man ihn nicht braucht.

Customize my KTM

Alle Anbauteile machen das Motorrad schwerer, bis auf vielleicht ein Wechselauspuff. Zu dem ist dringend geraten, will man sich nicht ständig die Rok-Straps oder die Gepäckrolle grillen. Absorbtions-Schalldämpfer wie von Remus oder Leovince bleiben durch ihre doppelwandige Bauweise deutlich kühler, auch wenn sie den Schallpegel des MY21er Baujahres deutlich erhöhen. Zwei Schweizer fuhren mit Kofferträgern (18er und 20-Rohren) Gubi hatte einen Träger, der nicht an den Soziusrasten abgestützt ist, was seine Belastungsfähigkeit einschränkt. Die neuen Enduristan Monsoon EVO Taschen (L=34 l) passen vornehmlich an 18 mm Standard-Gepäckträger und sind empfehlenswert.

Die Test KTM Enduro machte sich im Reigen der älteren Modelle ganz gut: sie war die leichteste und hatte die elektronischen Features wie TC, Offroad ABS (ohne Dongle) und Kurven ABS zu bieten. Bei den begleitenden Fahrzeugen gab es also nicht den linksseitigen Lenkerschalter, der all diese Dinge schnell konfiguriert. Etwas gewöhnungsbedürftig bleibt nach wie vor der relativ große Wendekreis, aber sonst gab es an der Test KTM nicht viele zu meckern.

Und die Seealpen? Die Wetterlage hat sich schon längst wieder beruhigt, auch wenn dieses Frühjahr hier sehr feucht war. Viele Pisten waren schon wieder aufgeräumt, für die Einheimischen bereitet. Man möchte nicht glauben, wo immer noch mal jemand wohnt. Für uns Endurowanderer war die Situation ganz gut, auch wenn wir den Menschen kaum helfen konnten. Außer den paar Kröten, die wir in die Region gebracht haben, haben wir wenigstens einen Eindruck gewinnen können, wie klimabedingte Naturereignisse (und Corona) das öffentliche Leben ganz schön zum Erliegen bringen können. In jedem Fall sind wir wieder willkommen in den Alpes Maritimes und den italienischen Seealpen, wie uns die Menschen und die Tourismus-Arbeiterinnen sagen konnten. Die Gegend ist trotz der derzeitigen Zerstörungen einzigartig und lohnt eine ausgiebige Reiseplanung.


Drohnen-Videos von Andreas Beck | Danke! | Musik: Riccardo Tesi u. a. (Bella ciao (50 anni):

Was uns gut gefällt

relaxerd: ausgereifte KTM 690 Enduro
relaxerd: ausgereifte KTM 690 Enduro
21.06.21
 

Draufsetzten und Wohlfühlen, zumindest, wenn man Enduro-Rider ist. Es wird oft gesagt, wo der Schuh drückt, was gut ist, fällt oft unter den Tisch. Die KTM Enduro ist trotz hohen Preises nicht unberechtigt ein Topseller und das hat Gründe.

Über den Motor ist viel gesagt worden, er ist aber nach wie vor und seit Jahren 'das ende der Fahnenstange'. Er hat mit den letzten Updates sogar Manieren für Straße und Gelände beigebracht bekommen. In Zeiten, in denen sogar Cross-Motorräder eigene Traktionskontrolle haben, steht eine solche auch der Enduro R gut zu Gesicht: und sie funktioniert auch erstaunlich gut, sie lässt sich komplett konfigurieren oder gar abschalten, genauso wie das ABS: Eine Enduro also auch für Puristen. Motor-Schleppmomentregelung und auch die kleinen elektronische Helfer bei dem Quickshifter+ Arbeiten Hand in Hand. Hardwareseitig gab es zuletzt 2016, bei der Einführung des neuen LC4 Zylinderkopfes (a la Honda Unicam) ein Update. Das machte den Motor noch geschmeidiger und Leistungsfähiger für die Zukunft.

Dickeres Öl = weniger klappern?

Etwas merkwürdig ist hingegen, wie sich der Motor bzw. der Steuerkettenspanner je nach betriebszustand anhört. Einmal läuft er leise und weich an und blubbert aus dem angenehm leisen Endtopf, ein anderes mal, wenn er warm ist oder wenn die Außentemperaturen sommerlich sind, wird es bei Neustart anfangs mechanisch laut. Es wird behauptet, das liege an dem hydraulischen Steuerkettenspanner, der ein paar Umdrehungen braucht, bis der Öldruck für Ruhe sorgt. Vielleicht liegt es auch an dem Betriebszustand und der Viskosität des 10W-50 oder 60er Motoröls. Auf den regelmäßigen Ölwechsel (1,7 Liter) sollte gerade bei diesem Motor geachtet werden. In den Foren wird von Verdünnung durch Sprit berichtet, was bei unserem Model nicht vor kam. Im oben genannten Video wird 15W-60er Öl empfohlen, besonders im Sommerbetrieb, um das Problem etwas einzudämmen. Vielleicht fällt KTM dazu auch etwas für die nächsten Baujahre ein, eine Gefahr für den Motor besteht aber nicht.

Gut sind die Armaturen am Lenker (links Magura, rechts Brembo), die stirnseitig übergefrästen Gabelbrücken, das Gesamtkunstwerk des leichten Gitterrohrrahmen, die robuste Dirt Star DID Drahtspeichenrädern. Auch die Führung der wohl-dimensionierten DID Antriebskette ist optimal, zusammen mit den progressiven Hebeln an der Schwinge und den verbauten Ruckdämpfern in der Hinterradnabe ergibt sich ein lastwechselarmes Fahrverhalten. Die Brembo-Zangen greifen in 5 mm starke, schwimmend gelagerte Galfer Bremsscheiben, auch das ist nicht überall standard.

Die Schalter-Lenkereinheit verdient genauso wie die Lampenmaske mit Glühfadenlampe und dem Cockpit ein Update für die nächsten Baujahre.

Kühlen Kopf bewahren

Ähnlich, aber doch unterschiedlich: 2 x 701, 2 x 690
Ähnlich, aber doch unterschiedlich: 2 x 701, 2 x 690

Bisher wurden an allen LC4-Modellen der Lüfter über den 2-poligen Thermoschalter im Kühler gesteuert.

Ab den sogenannten 761/271 Modellen (MJ21) wurde die Steuerung geändert. Der Thermoschalter entfiel und der Lüfter wird nun direkt vom Motorsteuergerät über ein Relais geschaltet. Das fiel uns auf, als nach einem steilen Anstieg 4 690er Motoren nebeneinander auf dem Gebirgskamm am Monte Faudo standen. Leise ist er ja nicht der Motorkühler-Lüfter und so bemerkten wir, obwohl wir alle die selbe Strecke gefahren waren, das alle Kühler liefen, außer der vom aktuellen Modell: Freilich, das ist auch neuer, sauberer an den Kühlerlamellen und hatte weniger Laufleistung.

 

Mattighofen antwortete, dass das Motorsteuergerät anscheinend etwas anders reagiert, das aber die selben Ein-/Ausschalttemperaturen wie beim Thermoschalter übernommen wurden, sprich bei 105°C geht der Lüfter an und bei 100°C wieder aus. Dabei gebe es eine geringe Streuung, so das bei älteren Modellen möglicherweise früher durchgeschaltet wird. Insgesamt läuft die MJ21 etwas leiser und der Kühler ging wesentlich seltener an - erfreulich für die Geräuschkulisse. Oft benutzten wir bei einer kurzen Pause zuerst den Killschalter, weil der Zündschlüssel bekanntlich etwas schlecht zugänglich ist, besonders, wenn ein Tankrucksack montiert ist.

 

Verbesserungen im Detail

Die verkürzten Federwege gegenüber den alten Modellen machten sich kaum bemerkbar. Mitfahrer hatten andere Federn wegen höherem Fahrergewicht montiert. Ausgelegt scheint auch eine MY21 für den typischen 1 Meter 80 Fahrer mit rund 75 kg. Wer deutlich mehr auf die Wage bringt und viel mit Gepäck fährt, sollte nach einer verstärkten Feder Ausschau halten.


Auf den Straßen der Welt zu Hause: Wie hier im Vallée des Merveilles

Unterschiede zwischen 701 und 690er? Einmal werden Magura-, einmal Brembo-Armaturen verwendet, Lampenmaske, Rücklicht und Tankdeckel sowie Dekore unterscheiden sich. Derzeit ist die KTM mit den kleinen, meist elektronischen Neuerungen ein Stück voran. Da wir es mit ausgereiften Motorrädern zu tun haben, fallen die Änderungen aber zunehmend marginal aus. Zu unserer Wunschliste als Reise-Enduro gehört nach wie vor LED-Licht, ein besserer Cockpit, eine serienmäßige mechanische oder hydraulische Federvorspannungs-Betätigung und ein Tank- Einfüllstutzen, der tanken ohne Demontage der Gepäckrolle ermöglicht.

Auf der Höhe der Zeit sind hingegen die Mapping / TC / ABS Kombinationen und das Motormanagement, das sich dank Klopfsensor automatisch auf die Qualität des getankten Sprit einstellt. Die KTM 690 ist damit auch im Baujahr 2021 auf allen Straßen der Welt zu Hause!

 

Ohne Kontrollen durch durch die Alpes-Maritimes und Royatal

Treibgut auf Brücke bei Badalucco / Ligurien
Treibgut auf Brücke bei Badalucco / Ligurien

16.6.2021

Ohne Kontrollen durch Südeuropa, mit vier 690er, (701er) Motoren? Ja das geht. Im Juni 2021 gibt es zwar in Italien noch das dPLF-Einreiseformular, doch Schweiz und Frankreich wollten trotz 10-maligen Grenzübertritt aktiv keine Dokumente von uns sehen.Impf-, Test- und Einreisebescheinigungen hatten wir selbstverständlich dabei. Wir waren unterwegs in Piemont, Ligurien und den Alpes Maritimes, in denen es im Oktober 2020 die verehrenden Unwetter gegeben hatte.

Freies Enduroreisen Juni 2021

Hier soll es primär um die 690er gehen, doch die Reisesituation ist ebenfalls von Bedeutung, denn sonst könnten wir ja nicht so schön Endurofahren, wie in den Seealpen. Zweimal sind wir der Polizia Municipal und den Carabinieri direkt in die Arme gefahren, einmal an der 'Speggi Piste', dem einzigen Weg der derzeit in nördlicher Richtung aus Tende und dem Royatal nach Italien herausführt und einmal in Fanghetto, auf dem Weg nach Italien in südlicher Richtung.

Der französische Polizist ließ uns nur wissen, das wir von oben kommende Baufahrzeuge erst passieren lassen sollten, die Carabinieri waren primär an unseren Enduros interessiert, und was mit denen so alles geht...


Polizia Municipal: bon voyage!
 

Die verheerendsten Verwüstungen sind im oberen Royatal. Die Straße in das Tal der Wunder, nach Casterino ist quasi nicht mehr existent, oberhalb von Vievola bei Tende eine weitere Spur der Verwüstung, nur ein Haus ist stehengeblieben. Autowracks, voll mit Schlamm und Steinen säumen auch 8 Monate nach der Katastrophe noch den Wegesrand. Die Speggi-Piste gewährt atemberaubende Ausblicke auf das abgeschnittene Tal der Wunder (Vallée des Merveilles) und die Militärforts am Tendepass.

 

Der Fuhrpark

  • die KTM 690 von 2021 (TC, 2 Mappings, Enduro ABS)
  • eine KTM 690 von 2008 (ohne ABS, alter Motor, 64 PS, Rally-Umbau)
  • eine Husqvarna 701 Bj. 2019 (ABS, keine TC)
  • eine Husqvarna 701 Bj. 2018 oder 2017, ABS

Mein Motorrad war also das leichteste aber auch das mit den kürzeren Federwegen (250 statt 275mm). Ich hatte Moto Mosko Reckless 80 mit 100l Ortlieb Duffle und Givi Tankrucksack, die anderen mehr Enduristan Monsoon und einen mini Tankrucksack sowie einen Enduristan Rucksack Hurricane. Der Enduristan Sandstorm 4H kam leider zu spät für die Reise.

Reckless 80 hat super funktioniert und muss hier mal erwähnt werden. Alles saß fest und sicher vor Verbrennungen vor dem aggressiv heißen Originalauspuff der KTM. Die 'Jungs' auf den Huskys hatten andere Auspuffe montiert (Remus), die deutlich leichter waren und kühler blieben. Kühler blieb aber der Motor der KTM von 2021, der Motorlüfter ging deutlich seltener uns später an wie bei allen anderen Begleitfahrzeugen.

Ich habe auch beim Endurofahren die Mappings durchprobiert und war sehr sicher unterwegs. Auch das Straßen-Mapping No 1 kann man gut im Matsch verwenden, dann ist man einfach mit Gepäck sicherer unterwegs. Etwas sportlicher geht es mit dem Enduro-Mapping zu, gut auch das dann nur vorne das ABS aktiv ist. TC abschalten ist fast unnötig, denn hier ist deutlich mehr Schlupf erlaubt.

Doch zurück nach Ligurien und den Alpes Maritimes: Wir hatten quasi die optimalen Fahrzeuge. Die Bereifung, bei fast allen Mitas MT07 hat vollkommen ausgereicht, auch wenn Guby an mit den Michelin T63 bei Erdböden Vorteile hatte.

Wir alle haben auf 3500 km kein Öl nachgefüllt, die Motoren liefen problemlos. Einzig die Originalsitzbank der 2021er ist etwas hart. Ich klage sonst nie über Sitzbänke, aber das Teil ist schon speziell. Der Motorschutz aus Plastik hatte seinen Job gemacht, auch wenn Aluminium die angenehmere Lösung wäre.

[Fortsetzung folgt]

Informationen

 

 

 

Gepäcktaschen

Gepäcktaschen: Qual der Wahl
Gepäcktaschen: Qual der Wahl

  5.6.2021

Die Qual der Wahl liegt zwischen Enduristan Blizzard, Ortlieb Satteltaschen oder dem Moto Mosko Reckless 80.

Enduristan hat die Blizzards mittlerweile in S, M, L, XL also von 12 bis 34 Litern. L (24l) passte bisher ganz gut, nur wäre etwas mehr Stauraum (ohne Gepäckträger) schon nicht schlecht. Die alten Ortlieb-Touratech-Taschen wären so in der Liga. Die kommen auf den Wert von ungefähr 28 Litern, was nicht schlecht wäre. MM Reckless 80 hat den Vorteil, ganz gut vor dem Hinterrad des Motorrades zu schützen und bietet in der Version 30 ca. 25 Liter pro Seitentasche. Ob dabei die Flaschen- oder Stativtaschen schon mitgerechnet sind, weiß ich gerade nicht. Das Topbag ist mit 22 Litern eindeutig zu klein. Wenn es reicht für einen Wochenendtrip ist das aber auch gut, so läuft man nicht Gefahr, zu viel mitzunehmen. Ich werde wohl neben Reckless noch den Ortlieb Duffle mit seinen (40-110l) 110 Litern nehmen und noch einen Attrack Bike Rucksack vom selben Hersteller dazu. Dann klappt auch der Einkauf zwischendurch.

Als Tankrucksack der verstellbare und robuste Enduristan Standstorm 4E, der Nachfolger des Sandstrom 2. Der ist eigentlich schon zu Groß für den nicht vorhandenen Tank der KTM 690 Enduro R, aber die Fotoausrüstung muss ja mit! Der Givi GRT705 packt zwar auch 20 Liter, ist aber z. B. an den Reißverschlüssen nicht mehr zuverlässig. Immer dabei: Die unerreichten Enduristan RokStraps, die das Gepäck sicher, auch auf Pisten halten.

Gepäck an der 690

Gepäck: mit oder ohne Träger?
Gepäck: mit oder ohne Träger?
01.06.2021

 


Es ist nicht so einfach. Macht man aus der schlanken Enduro einen Lastesel, oder nimmt man einfach weniger mit?

 

Moto Mosko bietet mit seinem Reckless 80 eine gute (und teure) Möglichkeit, relativ wenig Gepäck sicher und gut verpackt mitzubringen. Wir haben noch die Enduristan Blizzard in Petto die mit einem großen Ortlieb Duffle eine gute Kombination bieten. Monsoon EVO und Ortlieb Endurance Click & Velcro benötigen einen 18 mm Heck-Kofferträger. Die ebenfalls notwendige SW-Motech Gepäckbrücke (heute würden wir das Adventure Rack empfehlen) darf theoretisch nur mit 7,5 kg belastet werden, meist sind das deutlich mehr. Auch wenn man einen Touratech Gepäck- oder Kofferträger über die Fußrastenaufnahme abstützt. Damit haben wir aber gute Erfahrungen gemacht. Der Tank, der als Kunsstoff-Heck fungiert macht das im Solobertrieb zumindest mit.

Als Tankrucksack ist die Sache noch völlig offen. Ein Tank ist nicht erkennbar vorhanden, jeder Tankrucksack nimmt also ein Stück von der Sitzbank weg und erschwert den Zugang zum Zündschloss. Daher kann man hier eher kleine, fest sitzende Riemen-Tanrucksäcke empfehlen.

 

 

 

Die Reise geht jedenfalls demnächst in das Grenzgebiet zwischen Italien und Frankreich, nach Ligurien und in die Alpes Maritimes. Mit dabei zwei weitere, ältere Varianten der KTM, 690, eine davon eine Husqvarna 701, alle mit diversen Rally-Aufbauten. Ich bin gespannt.

 

 

SiguTech Kupplungsnehmerzylinder made in Germany

SiguTech Kupplungsnehmerzylinder made in Germany
SiguTech Kupplungsnehmerzylinder made in Germany
 27.05.2021

An manchen 690 /701 Modellen trat in der Vergangenheit ein Defekt am Kupplungsnehmerzylinder, an der Kupplung auf. Wir hoffen, dass wir davon verschont bleiben und ich denke, das die Kupplung dank Quickshifter+ weitaus weniger bedient werden muss. Im Normalzustand ist sie schon äußerst langlebig.

Der Defekt tritt meist an der Kolbendichtung auf, es kann dann kein Druck mehr auf die Kupplungsdruckplatte aufgebaut werden, ergo kann man nicht mehr anfahren mit dem Motorrad. SiguTech bietet Abhilfe mit einem alternativen Zylinder.

Licht und Schatten

Leise: und Tirol-Komnpatibel: Lautstärke im Stand und beim Fahren
Leise: und Tirol-Komnpatibel: Lautstärke im Stand und beim Fahren

Bei der Bestandsaufnahme fällt auf: die Modellpflege seit 2008 hat schon einiges hervorgebracht, in den letzten Jahren seit 2018/2019 fallen die Maßnahmen spärlicher aus. Der Duke Motor (seit 2017 auch in der Husqvarna 701) war das bisher folgenschwerste Update: Umweltverträglichkeitsprüfung und Leistungsabgabe fallen seitdem besser aus.

Einige Features wurden in den letzten Jahren aber auch zurückgebaut: Das Mapping für schlechten Sprit und reduzierte Leistung, die verkürzten Federwege oder das Cockpit das ehemals einen großen analogen Drehzahlmesser hatte. Ein Regenmodus ist nicht mehr von Nöten, seitdem die Enduro R die Traktionskontrolle hat, das scheint logisch.

Schön ist der Gitterrohrrahmen und die gefrästen Gabelbrücken, die Sicherheit ausstrahlen. Das aktualisierte Cockpit mit Ganganzeige ist hingegen misslungen: Es ist wackelig in der Halterung, nur zu bedienen, wenn man eine Hand vom Lenker nimmt und zeigt 888 statt der tatsächlichen Drehzahl an: Das geht auch besser!

Magura-Armaturen sind auf dem gewohnt hohem Standard, genauso wie vernünftigen Fußrasten, Brembo Bremsanlage oder die Handprotektoren. Soziusfußrasten gehören (aus gründen der Gewichtsreduzierung?) Seite Jahren nicht mehr zum Serienumpfang, genau wie auch nur ein Kunsstoff-Motorschutz geliefert wird. Die Mitas E 07 Reifen harmonieren gut mit der Traktionskontrolle: Es sind echte Dauerläufer, die dann naturgemäß bei Nässe leichte Schwächen zeigen. Doch dann regelt das Mapping 1 und das ABS und sorgen gemeinsam für ausreichende Sicherheit.

 

Reifenwahl bis 190 km/h

Reifen: wenig Auswahl?
Reifen: wenig Auswahl?
 21.05.2021

 

Die Qual der Wahl hat man gerade nicht, wenn man für eine 190 km/h schnelle Einzylinder-Enduro einen H-Reifen sucht. Die Freigabepraxis hat sich geändert, das aber nicht einvernehmlich, so das selbst die Initiatoren, die Überwachungsvereine, allen voran der TÜV, mittlerweile zurückrudern.

Entscheiden für die Reifenwahl ist nunmehr dessen Herstellungsdatum. Für Reifen ab 2020 ist zu beachten ob das Motorrad mit EU-Typgenehmigung (Richtlinie 92/61 EWG, L Klasse) oder ABE zugelassen wurde. Als Faustregel gilt, das Motorräder ab ca. 2000 nach dem EG Zulassungsverfahren homologiert wurden, genaueres klären natürlich die Fahrzeugpapiere. Die gute Nachricht vorweg: wer ein neueres Motorrad fährt, ist von der Abkehr der Reifenhersteller-Freigabe nicht betroffen. Wer eine alte Enduro sein eigen nennt, hat seitdem ein Problem und muss Reifen wieder eintragen lassen (§20/21 StVZO).

Bei Fahrzeugen mit EU-Typengenehmigung können in der dazugehörigen Übereinstimmungsbescheinigung (COC-Papiere) mehrere originale Reifengrößen oder Reifenbauarten vermerkt sein, was ein weiterer Vorteil ist. Nicht aufgeführte Reifen wurden dann entweder nicht mit dem Motorrad getestet oder es gab sie schlichtweg noch nicht. Michelin schreibt dazu auf seiner Webseite:

 

"Rein rechtlich gesehen können Sie auf einem EU-typgenehmigten Motorrad in den originalen Reifengrößen jeden Reifen fahren"

Empfohlen wird es aber eher nicht, sondern die getesteten Reifen.

Genauer führt dies auch die Continental Motorradreifenseite aus.


Was bleibt also über für die KTM 690 Enduro? T-Reifen (bis 190 km/h) die auf der EG-zugelassenen Enduro gefahren werden dürfen. Der montierte Mitas E-07 ist ein mäßig grobstolliger Vertreter (in der Reifenmitte relativ geschlossenes Profil) was ihn ungeheure Laufleistungen beschert, selbst auf einer 74 PS Enduro werden 10.000 km erreicht.

Viele Reifen bleiben in der Klasse T und 140/80-18 und 150/80-18 nur MItas E07, Conti TKC 70 (und Rocks), Heidenau Scout, sowie Avon Trekrider, bei den Reifen mit einem höheren Index (und Breite) sind es dann noch Metzeler Tourance und Karoo Street, Pirelli MT 60 RS oder der Bridgestone TW 152 und Trailmax Mission. Bei richtigen Enduroreifen wie dem Anakee Wild wird es schon schwieriger, da dieser nur bis 170 km/h zugelassen ist. Die Winterreifen-Regelung in Italien ('M+S'-Reifen) bietet hier im Winterhalbjahr eine abweichende Regelung an. Derzeit also keine weitere Lösung, außer beim Hersteller a.) des Motorrades, b.) des Reifens und c.) der Kontrollorganisation nachzufragen.

Um die Situation zu entspannen, würden wir vorschlagen, eine KTM 690 Enduro R auf 170 km/h zu begrenzen. Gesten bei der Fahrt zwischen Harz, Leipzig und Hannover wurde noch mal ganz deutlich: Die Enduro R kann zwar vom Fahrwerk und vom Geradeauslaus 180/190 km/h wegstecken, aber halten kann man die Geschwindigkeit nur unter größten Anstrengungen. Der Winddruck ist ohne Windschutz unerträglich. 190 sollten der SMC vorbehalten sein, die hat auch mehr (Straßen-)Reifenauswahl.

Respekt allerdings vor dem KTM Rahmenbau: Früher wurden mittragende Konstruktionen wegen mangelnder Stabilität verteufelt, aber der Gitterrohrrahmen der Enduro R in Kombination mit der stabilen Gabel und der verwindugnssteifen Schwinge lässt das Motorrad quasi mit jedem Reifen auf bei VmaX gut geradeaus laufen.

(Quelle: BMVI: Beurteilung von Reifenkombinationen an Krafträdern)

 

Fahrmodi

TC-Mapping Schalter
TC-Mapping Schalter

 

Testbeginn (Mai 2021)

Geändert wurde für das Modelljahr 2021 das Cockpit-Instrument: nun gibt es eine Ganganzeige, einen rudimentären Drehzahlmesser und eine bessere besserer Cockpit-Beleuchtung. Der Sitzbank-Öffner ist nun diebstahlsicher unter dem Tankverschluss verborgen, der seine Position am Heck leider nicht geändert hat. Wie bei dem 2019er Modell sind serienmäßig keine Soziusfußrasten und nur ein Kunsstoff-Motorschutz montiert.

Durch Euro 5 wurden Modifikationen am Mapping, am Auspuff und an der Elektronik notwendig. Wer von einem älteren Modell umsteigt, merkt davon erstmal wenig.

Ein Freund und langjähriger Husky 701-Fahrer berichtet, dass seine weitestgehend baugleiche Husqvarna 701 MY 2021 zwar die volle Leistung hat, dass das Euro 5 Mapping aber in der Ausgewogenheit und Laufkultur mit den Vorjahrtes-Modellen nicht mithalten kann. Der Motor scheint sehr mager abgestimmt. Wahlweise Mappings sind nicht ohne weiteres verfügbar, bzw. nicht legal. Die Mappings der älteren Enduro R Baujahre fielen nach 2014 weg. damals lag der Wahlschalter noch unter der Sitzbank.

Die Fahrmodi:

  • Modus 1 Street: Straßenorientiert mit darauf abgestimmten Traktionskontrolle (abschaltbar)
  • Modus 2 Sport: Für Endurobetrieb mit leichter Traktionskontrolle die Drift und Wheelys zulässt (ebenfalls abschaltbar), Offroad ABS aktiv. spontanere Gasannahme

 

Das letzte Mapping bleibt immer eingestellt, bei Motorneustart ist immer die Traktionskontrolle und das ABS aktiv, sie müssen also aktiv ausgestellt werden. Die Unterschiede zwischen dem Mappings und der TC sind wieder deutlicher spürbar. Anscheinend hat KTM an der Feinabstimmung gearbeitet. Der Enduro oder Sportmodus ist sehr gelungen.

Nach dem Motorstart muss man den TC-Knopf ca 5 Sek. gedrückt halten, bis die TC Lampe leuchtet. Dann ist die Traktionskontrolle ausgeschaltet.

In der Betriebsanleitung liest sich die Bedienung des Mapping/TC-Schalters folgendermaßen:

 

Durch den ABS-Schalter kann das ABS vollständig abgestellt werden, was in Deutschland nur außerhalb des Straßenverkehrs erlaubt ist.

Vor allem die Traktionskontrolle wirkst sich stark auf die Fahreigenschaften im Gelände aus: eine nasse Wiese ließ sich wesentlich sicherer mit der Stellung 1 (Street) passieren. Bei Mapping 2 brach das Hinterrad ständig aus. So kann man die Fahr- und Traktionsmodi auch beim Endurowandern sinnvoll und sicher, je nach Bedarf und Fahrkönnen einsetzten.

Das Kombiinstrument macht hingegen weiterhin den Eindruck eines Billig-Insruments. Zwar mit Drehzahl- und Ganganzeige aufgerüstet wackelt es in der Gummilagerung stark und besitzt weder eine Lenerbedienung, Restreichweitenanzeige noch einen nummerischen Drehzahlmesser. Das ist eigentlich in der Preisklasse üblich und auch für eine Hardenduro wünschenswert, weil es kein zusätzliches Gewicht mit sich bringt. Der Drehzahlmesser arbeitet nur mit Symbolen, ähnlich eines Balkendiagramms: Die Achten bedeuten jeweile 1-2000 U/Min.

"8"->0-1999 U/min

"88"-> 2000-2999 U/min

"888"-> 3000-3999 U/min

"8888"-> 4000-4999 U/min

 

 

Kommentare zum Test

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