Cross- & Endurohelme 2015

Helme: BMW, Touratech, Nolan, Caberg?
Helme: BMW, Touratech, Nolan, Caberg?

Für Cross- und Endurohelme gelten andere Anforderungen als für Straßenhelme. Im Offroadbetrieb sollte ein Helm Crossbrillen-tauglich sein, gut durchlüftet sind, einen Sonne-Peak haben und auch nach mehreren kleineren Stürzen noch ausreichend sicher sein. Diesen besonderen Anforderungen ist es geschuldet, das der südafrikanische Hersteller Leatt und auch 6D-Germany ein völlig neues Helmschalenprinzip entworfen haben. Viele Offroadhelme wurden auch hinsichtlich des Zusammenspiels mit einem Überdehnungsschutz für die Halswirbel (Neckbrace) optimiert. Während 6D im ATR-1 Helm mittels spezieller Absorber versucht, die Äußere von der inneren Helmschale abzukoppeln, um beim Aufprall das schlagartige Beschleunigen des Kopfes zu bremsen, versucht Dr. Leatt ähnliches mit zwei verschiedenen 360° Turbinen genannten Absorbern.

 

Auf der EICMA im November 2015 stellten Schuberth und Touratech ihr neustes Gemeinschaftsprojekt vor: den Klappbaren Endurohelm Schubert E1 bzw. Touratech Aventuro Mod (Vision). Der Aventuro Mod wird hingeben bei Schuberth hergestellt. Sein Gewicht: 1695g, das ist etwas mehr als der C3 Pro.

Leatt Crosshelm GPX 5.5

DIe südafrikanische Firma hat sich auf alle Formen von Spezialzubehör von Offroadsportarten wir Supercross, Mountenbiking, Karting oder Enduro spezialisiert und entwickelt mit dem neuen Crosshelm Leatt GPX 5.5 zu einen Helm mit einzigartien Innenleben, das mehrere aufeinanderfolgende Stöße, wie beim Crossbetieb unvermeidlich, abzufedern. Dazu bedient man sich mehrerer Dämpfer (360° Turbine Technologie und V-Foam Absorption), die die äußere zur inneren Helmschale entkoppeln und die Schlagenergie absorbieren sollen. Weitere Maßnahmen für einen ausgeklügelten Endurohelm sind ein Windschild mit Sollbruchstellen, eine möglichst kleine Außenschale (10% weniger Oberfläche, 22% weniger Hebel-Energie) und ein gutes Zusammenspiel zwischen Helm und Neck-Brace, die im Falle von Leatt ja aus einer Hand kommen. Die Backenpolster sollen kaum Reibung bieten und der Helm-Schnitt lässt viel Raum und Bewegungsfreiheit. Maximale Belüftung gewährleistet Leatt mit großen Ventilationsöffnungen und 190 weiteren ‚Honigwaben Luft-Austrittsöffnungen‘. Der Helm ist voraussichtlich ab Juni 2015 lieferbar und wiegt wegen der Carbon-Konstruktion nur 1250g.

Material: Carbon, 3 Helmschalengrößen, ECE + DOT konform, Microlock, Gewicht: 1250g, Bezug: FC-moto.de, Preis: 369-419 €

[ohne Bewertung]

 

Touratech Aventuro Carbon

2015 präsentiert Touratech den Systemhelm Aventuro Carbon. Mit hohem Anspruch geht Touratech an die Helmfertigung eines neuen universellen Reise-Endurohelmes, der auf Anhieb durchdacht erscheint und eine große Wandlungsfähigkeit an den Tag legt. Werkzeuglos kann neben dem Visierwechsel auch das der Sonnenblendschutz (Peak) entfernt werden oder eine Offroad-Belüftung eingebaut werden. Trotz geringen Gewicht wirken Helm und Visier solide. Bei den ersten ‚Fahrversuchen‘ gefielen der Tragekomfort wegen bequemer Innenausstattung und die Kombi-Möglichkeiten, die man mit dem Helm hat: Ob mit Visier oder mit Crossbrille und Peak-Sonnenblende – das Handling ist immer sehr gut.

Ende 2015 kam bei Touratech noch der Aventuro Mod Vision Helm dazu. Ein Enduro-Klapphelm für 749 €. Der Helm befand sich bisher nicht in unserem Test, hätte aber, bis auf den Preis, mehr unseren Wünschen entsprochen.

Die Bedienungsanleitung liest sich umfangreich, mitgeliefert werden eine Menge Kunststoffteile und zusätzliche Polster-Applikationen (ergo-padding), um den Aventuro individuell anzupassen. In der Nähe des Visierdrehpunktes und on top können gleich mehrere Actioncams angebracht werden. Dafür müssen nur die Seitenplatten gegen mitgelieferte Adapter ausgetauscht werden. An derselben Stelle finden auch Adapter für das Quick-Strap-Brillenbänder-System halt. Der Helm ist auch für einen Intercom Einsatz vorbereitet. Auch diese Teile befinden sich alle samt (auch Pinlock-Linse) im Lieferumfang des Helmes. In der Länge einstellbar ist auch der Peak (Sonnenschutz-Spoiler). Für Enduristen hat sich TT eine auch eine optimierte Gurtführung für Brillenband (samt öffenbaren Clip) einfallen lassen.

Für Touratech ist es der erste Helm, den man unter eigener Ägide herstellt. Deshalb holte man sich Hilfe eines namenhaften Helmherstellers. Wir tippen angesichts der Ähnlichkeit zum D1 Voyager auf den portugiesischen Hersteller Nexx. Ähnlichkeiten zum diesem Helm sind zweifellos vorhanden, auch von de Ausstattung und von den Bauteilen her. Der Aventuro ist hingegen das Spitzenprodukt, das durch Carbon-typische Handverarbeitung und geringerem Gewicht glänzt: Sein Chassis besteht komplett aus Carbon gefertigt, der schwerere Voyager hingegen aus einem Mischmaterial aus Carbon, Fieberglass und Aramid.

Erste Test-Eindrücke:

Der Aventuro Carbon ist mit 1300g ein sehr leichter Systemhelm. Intuitiv und einfach zu bedienen sind Visier und Belüftung vorne (auf/zu) und auch zwei getrennt regelbare Lüftungsöffnungen am Kopf. Auf der BMW F 800 GS (mit hoher Scheibe) ergibt sich selbst mit Peak eine gute Aerodynamik, der Sonnenschutz kann je nach Fahrergröße und Scheibe bei bestimmten Tempi leichte Brummgeräusche hervorrufen.
Der Doppel-D-Verschluss ist im Neuzustand leichtgängig, beim Helm aufsetzen hat man es Enduro typisch mit einer relativ engen Öffnung zu tun. Ob Doppel-D oder Microlock-Ratsche, das scheint bei Vielen aber auch eine Glaubensfrage zu sein. Der Helm sitzt stramm an den Backen, Backenpolster quellen nach unten etwas heraus und werden nach einiger Zeit deshalb unansehnlich aussehen. Die Coolmax Innenausstattung ist leicht demontierbar und waschbar, das Visier ist robust und vor allen Dingen auch dicht. Mit Emergency Strap bezeichnet TT ein System, nachdem diese Backenpolster im Notfall einfach nach unten herausgezogen werden können, um den Kopf leichter aus dem Helm zu bekommen.

Wir schätzen den Aventuro besonders wegen seines geringeren Gewichts und der kompletten Ausstattung mit Peak, Pinlock-Visier, den Farbauswahl-Möglichkeiten und wegen der innovativen Brillenhalterung.

Gewicht: ca. 1280g (M), Material: Carbon, Preis: ab 500 €, je nach Dekor und Farbe, Bezug und Info: http://aventuro.touratech.com/

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BMW Enduro GS Helm 2

Die Schale des Endurohelmes ist aus Carbonfaser verstärktem Kunststoff (CfK) gefertigt. Dies sorgt für hohe Schlagdämpfungswerte und hält, gerade im Gelände relevant, das Gewicht relativ gering. Trotzdem bringt der GS Helm wegen seiner Ausstattung rundanderthalb Kilo auf die Waage und ist damit etwas schwerer als das Vorgängermodell. CfK ist auch kein reiner Carbon-Werkstoff. Die dämpfende Innenausstattung setzt sich aus fünf Einzelsegmenten zusammen. Sie werden für eine optimale Sicherheitsperformance in unterschiedlichen Dichten verbaut. Die für BMW typischen integrierten Nackenbänder runden das Sicherheitskonzept ab. Sie stellen sicher, dass der Helm im Ernstfall in der bestmöglichen Position auf dem Kopf verbleibt – ein Feature, das weltweit nur wenige Helme aufweisen können. Der Helm GS ist serienmäßig mit einer dreidimensional gekrümmten Pinlock-Doppelscheibe (BMW Endurobrille: 75 €) ausgestattet, die Innenscheibe wirkt dabei beschlaghemmend. Die Außenscheibe ist beidseitig kratzfest beschichtet. Schön auch dass das Visier einfach, ohne Werkzeug, ausgebaut werden kann.

Material: faserverstärkte Helmschale aus CfK, vermutlich in Italien hergestellt (E-Prüfzeichen), Gewicht: 1500g, Preis: 500-560 €, je nach Deko, Bezug: BMW-motorrad.com

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Kurzvorstellung weiterer Endurohelme

Den leichtesten Endurohelm fanden wir bei Louis. Leichter als der Nishua Enduro Carbon (1150g) kann ein Endurohelm samt Visier kam sein. Der Nishua Carbon hat eine coole Optik, kostet nur 279,95 € und entspricht dem Uvex Enduro Carbon Helm, bis auf die Aufkleber. Die neue Marke Nishua hat Uvex die gesamte Helmtechnologie abgekauft und vertreibt nun über Louis. Der Helm hat alle Ausstattungsmerkmale der teureren Helme: Pinlock-Vorbereitung, Doppel-D-Verschluss aus Titan (!), zwei Helmschalen-Größen, Coolmax-Futter, Windabweiser und Helmschirm, sowie gängige Be- und Entlüftungen.

Noch etwas leichter ist der ebenfalls bei Louis erhältliche Madhead Fiber-Mex Ultra Carbon: 990g (ohne Visier), 2 Helmschalengrößen, Doppel-D Verschluss. Von der Verarbeitung macht der 200 € Helm nicht ganz den guten Eindruck des Nishua Enduro Helmes.

Shoei stellt 2015 den Hornet ADV Helm vor, der hinsichtlich der Lüftung und Aerodynamik optimiert wurde. Der Helm aus AIM besteht aus „Organic Fiber“, „Multifiber“ und „High Performance Organic Fiber“ deren verschiedene Schichten für eine stoßabsorbierende Schale mit guter Steifigkeit sorgen soll. Lieferbar ist er in drei verschiedenen CNS-2 Visier-Varianten: klar, stark getönt oder silber verspiegelt. Als Sicherheitsfeature verbaut Shoei das E.Q.R.S. oder auch Wangenpolster Notfall Entnahmesystem, das ähnlich wie beim Touratech Aventuro funktioniert. Der Helm zielt auch preislich eher auf das Premium-Segment und ist vor allem auch für Tour und höhere Geschwindigkeiten optimiert.

Preise: schwarz / weiss: Euro 519, metallic / matt: Euro 549,-, Grafik: Euro 619,-

[noch ohne Bewertung]

 

Dieser Test ist in gekürzter From auch erschienen in den Zeitschriften MOTORRAD-GESPANNE No. 147 und im Trike Magazin.

 

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Carbon als Werkstoff muss von Hand verarbeitet werden. Der neue Airbus A350 XWB wird derzeit auch aus einem carbonverstärktem Kunsstoff (CfK) hergestellt, so dass man einen Anstieg der Rohstoffpreise beobachten kann. Trotzdem gibt es hier Preisspannen von 200 € (Madhead) bis über 6-800 EUR (TT Aventuro: 500 €)

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