Grünes Band 4. Etappe: Von der Werra/Eisfeld an die Rhön

Point Alpha, USA und das Fulda Gap im Kalten Krieg
Point Alpha, USA und das Fulda Gap im Kalten Krieg

Wir starten bei azur-blauem Himmel in der Nähe von Bad Sooden-Allendorf. Dort liegt das gut ausgestattete und täglich geöffnete Grenz-Museum Schifflersgrund.

← zur 3. Etappe

Das ist insofern auffällig, weil dort eine komplette Grenzanlage und jede Menge schweres Gerät in Gestalt von historischen Land- und Luftfahrzeugen zu sehen sind. Alle dienten zur aufwändigen Grenzsicherung. Beeindruckend sind die Hubschrauber darunter, durch die wir munter hindurchsteigen. Schifflersgrund ist das älteste Grenzmuseum an dem es den Hang hinunter noch das längste Stück originalen Grenzzaun (1,5 km) zu sehen gibt.

Von der Abgelegenheit beeindruckt uns ein Bio-Käse SB-Kühlschrank, in dem zur Selbstbedienung auch das hantieren mit großen Scheinen in der Self-Service Kasse direkt daneben gehört. So geht Vertrauen.

Von hier aus haben wir eine Verabredung mit dem Nationalpark Hainich der jahrzehntelang NVA und Sowjettruppen auf vier Standortübungsplätzen (u. A. Kindel) als Panzerschießplatz diente. Heute ist er Deutschlands größte nutzungsfreie Waldfläche und ein guter Ort zum Wandern. Seine schöne Lage an der Grenze prädestiniert ihn als Übernachtungsplatz für eine grüne Band Tour. Das Grüne Band folgt weiter der Linie Herleshausen, Waldeck Berka, Heringen. Da wir uns zu einem Abstecher zur Wartburg nach Eisenach verleiten lassen, verpassen wir einige Spots. Keine gute Idee, die Wartburg am Wochenende…

Das Fulda Gap


Erst bei den Salzhalden von Vacha und Philippsthal stoßen wir wieder auf die ehemalige Demarkationslinie, bevor es weitergeht, nach Point Alpha, einem etwas andersartigen Horchposten, diesmal der US-Amerikaner. Einer der besten Dokumentationspunkte ist der sogenannte Point Alpha mit seiner Gedenkstätte, dem US-Camp und seinen original Grenzanlagen. Point Alpha war der wichtigste Beobachtungspunkt der amerikanischen Grenztruppen an der hessisch-thüringischen Grenze – hier in der Fulda Gap wurde ein eventueller Durchbruch der Truppen des Warschauer Paktes erwartet. Kurz vorher gelingt es uns, legal ein paar Kilometer auf dem Kolonnenweg zurückzulegen. Die Reifen rupplen ganz schön auf dem Lochbeton, die Schneise wird immer wieder freigehalten und es sind oft auch Infotafeln zum Grünen Band und zur Deutschen Wiedervereinigung zu finden.

Geismar und Tann in der Rhön liegen in einer Art Ausbuchtung, die weit in den Osten hineinragt; wir zu dem Camping-Tipp unserer Röhner Freundin Bärbel dem Weidberg Campingplatz unweit der Grenze, der auf dem Gelände einer ehemaligen DDR-Abhörstation liegt. Die Eigentümerin Frau Abe kaufte 2005 das Gelände samt Kaserne, musste es mühsam entrümpeln und baute es nach und nach zu einem auf 600 Meter Höhe gelegenen Campingplatz aus.

„Statt Krediten gab es einen Allesbrenner und eine alte Ölheizung - damit funktioniert es.“

Nebenan hat sich die Attraktion der ‚Arche Rhön‘ angesiedelt. Der Campingplatz ist ein echtes Unikum mit DDR-Flair, wir kommen gerne wieder.


Eingewachsen aber abgeschlossen: 4x4 B-Turm bei Birx

Noahs Segel nennt sich der nächste Aussichtspunkt auf Thüringens höchster Rhön-Erhebung dem Ellenbogen (813 m), dessen Aussichtsturm man weit nach Hessen hineinschauen kann. Wir fahren auf unserer Spurensuche in den ehemals abgeschnittenen Ort Birx herum, um wenig später in dem Freiland-Museum Fladungen im Rhöner bauernladen gegenüber des Schau-Bahnhofes einzukehren. In Ostheim vor der Rhön wird man mit dem Schicksal des Bionade Erfinders konfrontiert, bevor es abermals über die Grenze geht. An einem frisch gepflügten Acker entdecken wir einen 70er-Jahre Wachturm der BT 4 x 4m-Kategorie, der arg zugewachsen dasteht und mahnend ohne Ausschilderung den Grenzstreifen markiert. 500 Stück waren es an der Zahl auf der 1393 Kilometer langen die DDR-Grenze. Über die Hälfte, 763 km, liegen davon in Thüringen. 150 Naturschutzgebiete beherbergen über 600 bedrohte Arten, viele Vögel darunter, in Deutschland.

Interpretation zur deutschen Nationalhymne, 1. Strophe von Herbert Fell | Skulpturenpark 'Deutsche Einheit'

Eine Stärkung gibt es im Bauernlädchen neben dem historischen Bahnhof von Fladungen, neben alten Wagons und schnaufenden Dampflokomotiven wird lecker eingekauft, dann geht es zu einem nah gelegenen Skulpturenpark an Thüringens Grenze zu Bayern. Die ehemaligen Grenzanlangen von Eußhausen sind stark geschleift worden, ein abgewracktes Abfertigungsgebäude ist an einem löchrigen Parkplatz zu sehen, an dem Bogenlaternen und ein intakter B-Turm noch über der Szenerie wachen. Gegenüber dann der Thüringer Skulpturenpark ‚Deutsche Einheit‘ der mit farbenfroher, moderner Kunst auf sich aufmerksam macht. Irgendwie erscheint das ‚Grenzmuseum‘ zweigeteilt, Thüringen und Bayern waren sich nicht einig, wobei die Thüringer Seite progressiver wirkt. Der Skulpturenpark ist sehr fotogen, hier kommt auch ‚kritische Einheitskunst‘ zu Wort, in Bayern etwas mehr Tristesse, jedenfalls kleine progressive Wendekunst.


Skulpturenpark Bayern / Thüringen

Im bayrischen Mödlareuth hingegen sollten wir später auf einen amtlichen Wende-CDU-CSU-Gedenkstein treffen: ‚Für Helmut von Horst‘. Doch dazu später.

Auf dem ruinösen Parkplatz des ehemaligen Grenzüberganges Eußenhausen drehen wir noch eine Runde zur Begutachtung, dann soll es weitergehen nach Thüringen.

→ zur 5. Etappe (ab 29.10.)

Blau: DDR Grenze, Grün: Grünes Band, Rot: Hauptroute, Dunkelrot: Wendland/Elbe-Tour

 

Schreib einen Kommentar:

Kommentar von Sigmar Krotschowicz |

Kann man die Tour ganzjährig unternehmen?
Mir gefällt die Ansammlung von schönen und geschichtsträchtigen Orten,
Vielen Dank!
Sigmar

Antwort von Markus Golletz

SIGMAR,

Eigentlich schon, vielleicht sollte man dann die Gebirgsregionen aussparen, wenn es zu kalt wird. Interessant ist bestimmt noch die tschechisch-bayrische Grenze. Das wird wohl unsere Fortsetzung.

Bitte rechnen Sie 1 plus 7.