Grünes Band 5. Etappe: Rhön, Thüringer Schiefergebirge, Unterfranken, Saale

Burg Lauenstein im Blätterwald
Burg Lauenstein im Blätterwald

Die Rhön ist schön, sagten wir das schon? Ob Thüringen, Hessen oder Frankenland, sie lockt mit weiten Aussichten, saftigen Wiesen und schönen Naturräumen. Das Grüne Band fühlt sich hier besonders wohl, wie wir auf unserem Weg überwiegend auf der Thüringen Seite bemerken.

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Grenzen trennen – Natur verbindet

Das Deutsch-Deutsche Freiland Museum Behrungen-Berkach kommt heute ohne Personal aus. Es steht am Originalort und gilt als ein archäologisches Bodendenkmal der innerdeutschen Grenze. Ab und an kreuzen wir auch die von Berlin kommende ‚Erlebnisstraße der Deutschen Einheit‘, die sich meist der größeren Verkehrswege bedient.

Vis-à-vis von Thüringen machen wir einen Abstecher nach Bayern, genauer nach Unterfranken, wie man in Bad Königshofen sagt. Wieder einmal hat die deutsche Kulturlandschaft komplett gewechselt. Ein Eiscafé im Schatten, die Temperaturen sind noch stattlich, dann folgen wir einmal mehr dem Lauf der Werra, bis in die Nähe von Hildburghausen und tauchen dort in Thüringens Schieferromantik ein. Hier wurde lange Jahre wegen großer Vorkommen des Schwarzen Goldes gutes Geld verdient. Heute ist das auch Geschichte und Schiefer ist teuer geworden.
In Almerswind an der Friedenslinde, schickt uns ein Anwohner auf den Kolonnenweg, dort kann man noch Betonmauerreste im Wald entdecken und auch noch einen der meist abgeschlossenen Grenzwachtürme.

 

Die schwarzen Alpen Thüringens

 

Nach Querung des Grünen Bandes an einer malerischen Lichtung in der Görsdorfer Heide verlassen wir die unmittelbare Grenzregion und gelangen in die Höhen und Tiefen der Thüringer Alpin-Region: Zwischen dem Wintersportgebiet Steinheid und Steinach windet sich die Straße Rennsteig-mäßig und tangiert die 900 Meter Marke. Vorbei an schmucken finster dreinblickenden Schieferfassaden gelangen wir mit Flow-Gefühlen im steten Sinkflug nach Steinach. Der Brixton LED-Scheinwerfer schneidet einen Lichtkeil in die Dunkelheit und die Abendtemperaturen fallen in den einstelligen Bereich. Dort angekommen entern wir ein Outdoor-In-Hotel, nicht ohne vorher eine halbe Stunde im Ort herumzukurven, um ein geöffnetes Lokal zu finden, leider vergeblich.

Immun gegen COVID 19 dank DDR Impfungen?

Absurde Erbkrankheit der Ost-Nörgler? Wessis sind nicht besser »Weil in der DDR damals so umfassend geimpft wurde«, erklärt uns eine Einheimische ihre Analogie, seien die Corona-Zahlen im Osten geringer, als in Westdeutschland. Wie staunen über vorausblickende Corona-Medikamente, die schon vor über 30 Jahren verabreicht wurden, nicken freundlich und gehen nicht weiter darauf ein.


Schiefer, soweit das Auge sieht

Die Faszination des Schiefergebirges reißt nicht ab, auf der Thüringer Warte gönnen wir uns einen Rundumblick und lassen uns von einem freundlcihen Thüringer Radler gute Tipps geben und umkreisen die fotogene Burg Lauenstein. Lehesten, sagte der Radler, war ein Zentrum des Schieferbergbaus, gleich am Ortseingang treffen wir im Wald auf ein Technische Denkmal das an einem glasklaren Schiefersee liegt. Historischer Schieferabbau ist hier zu sehen und ein Miniaturdorf der Dachdeckerinnung, die sich um das Schwarze Gold wahrlich verdient gemacht hat.


Burg Lauenstein / Thüringen

Mittags dann die Verabredung mit Michael Pöhnlein, dem engagierten unterfränkischen Bürgermeister, der direkt am Grünen Band seinen Wirkungskreis hat. (Teile des Interviews hier).

Pöhnlein: Bürgermeister an der Grenze

In der kleinen Biodiversitätsgemeinde Nordhalben ist Michael Pöhnlein populär. Bei seiner Wiederwahl zum ehrenamtlichen Bürgermeister hat er ein Traumergebnis hingelegt. Schon sein Vorgänger machte 2007 von sich reden gemacht, als er vorschlug seine Gemeinde sich an Thüringen anschließen zu lassen, weil dort die besseren Bedingungen für einen grenznahen Ort wie Nordhalben vorherrschen. Das zeigte im Freistaat Wirkung, den von nun ab plakatierten Bayern PR-mäßig fleißig, wenn es etwas im ehemaligen ‚Zonenrand‘ Förderungen vakant waren.


Michael Pöhnlein | Nordhalben 2020

Zu Pöhnleins Erfolgen gehört zum Beispiel der von ihm ins Leben gerufene örtliche Einkaufsladen Nordwald Markt (14 Angestellte, 14 km weniger Anreise zum nächsten Lebensmittelhändler), einem Supermarkt, der auf eigener Initiative entstand, weil die großen Discunter aus Gründen fehlender marktwirtschaftlicher Rentabilität sich zurückgezogen hatten. Seitdem der Laden läuft, zeigen sie wieder Interesse.
Pöhnlein geht gerne auch seiner Hauptarbeit nach und die findet im Wald und auf dem Grünen Band statt. Hier werden wertvolle Kalk-Magerrasen Flächen und Lichtungen freigehalten, damit das Grüne Band seine Artenvielfalt weiterhin entfalten kann.

Dreharbeiten zu Bulli Herbigs Film Ballon in Nordhalben

Tatsächlich wurden 2017 die Ost-Szenen nicht in Thüringen, sondern in Nordhalben gedreht: »Weil es im Osten zu schick für die Dreharbeiten geworden ist«, eröffnet uns Pöhnlein. Schilder wurden umgeklebt, abgedeckt, etwas Ost-Idyll in Bayern aufgebaut. Das städtische Drehteam war überrascht, wie unkompliziert Dinge auf dem Dorf zu organisieren sind – komplett anders als in München.

Im Film geht es um die Republikflucht zweier Thüringer Familien aus Pößneck im Jahre 1979 mit einem selbst genähten Fesselballon. Drei Anläufe brauchten sie, bis die Flucht schließlich gelang. Die Stasi war den Flüchtenden nah auf den Fersen, weil die Stoffbeschaffung für den Ballon Spuren hinterließ. An der ersten Absturzstelle des Ballons wurden Medikamente gefunden, die die Verfolger für die Fahndung nutzen. Der selbst genähte Ballon ist heute im Museum zu sehen. Der Film Ballon erschien 2018 in den Kinos und wurde ein Erfolg.

Harte Deutsche Mark. Die Ostmark war aus Aluminium

Den Abschluss für heute bilden eine Fahrt durch den Frankenwald und die Saale Mäander bei Harra und ein daran gelegener Campingplatz an den Trepplesfelsen.

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Blau: DDR Grenze, Grün: Grünes Band, Rot: Hauptroute, Dunkelrot: Wendland/Elbe-Tour

 

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