Zweiradausflug in die Zeiten des Wirtschaftswunders

Mehr Zweiräder als Autos in Deutschland!

So könnte eine Schlagzeile aus den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts gelautet haben. Bei dem heutigen Motorisierungsgrad unvorstellbar, doch bei einem Fahrzeugbestand von nur knapp 800 000 Pkw, 200 000 Motorrädern und gar 490 000 Mopeds Realität – anno 1965.

Das beginnende „Wirtschaftswunder“, das Autor Friedrich Ehn in diesem Buch anhand seiner Motorräder skizziert, war ein einziger Motorrad- und Moped-Boom. Zweiräder waren robust, zuverlässig und vor allem erschwinglich. Nicht jeder konnte (oder wollte) sich ein Auto leisten, zudem waren anfangs die Produktionszahlen für Pkws von den Alliierten auf 40 000 pro Jahr limitiert. Im Buch werden keineswegs nur Motorräder beschrieben. Die LeserInnen werden vielmehr mit auf eine Zeitreise genommen, die in die Aufbruchsstimmung dieser Zeit hineinversetzt. „Motorräder entstehen aus Träumen“, lautet deswegen auch das erste Kapitel. Bei den zahlreichen Fotos handelt es sich überwiegend um Privataufnahmen, aber auch Werbeposter, Fahrzeugpapiere oder Benzingutscheine gehören mit zu der gelungenen Auswahl. Das Buch skizziert deswegen neben den Motorrädern auch die gesellschaftliche Entwicklung im Deutschland der Nachkriegszeit.

Über das Kapitel „Auf zwei Rädern zurück ins Leben“ gelangen die Leserin und der Leser in „Die schöne neue Welt der Zweiräder“, in der es um die Anfänge des Motorradsports in Deutschland geht. Schade, dass viele Firmen dieser Boom-Zeit ihre Produktion eingestellt haben, möchte man anhand der damaligen Modellvielfalt denken. Auf 22 Seiten nimmt sich der Autor der vielfältigen Firmen und Typen aus Deutschland und Österreich an. Der Autor Friedrich Ehn ist Maschinenbau-Ingenieur und war 30 Jahre lang an der Wiener Berufsschule für Kraftfahrzeugtechnik tätig. Heute leitet er das von ihm gegründete Österreichische Motorradmuseum (320 Exponate) und betätigt sich als Journalist und Fachbuchautor.

M.G.

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