Testblog Kumpan Electric 54:ignite
Die E-Wende ist da
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er Langzeittest des e-Rollers aus Remagen möge beginnen. Spätestens die neue Bundesregierung wird die Weichen auf E-Mobilität stellen. Der Übergangszeitraum ist gar nicht so lang, weltweit werden die E-Mobil-Kapazitäten hochgefahren, auch in Remagen.
Im Koalitionsvertrag werden bis 2030 allein in Deutschland 15 Millionen E-Fahrzeuge vereinbart. Das ist der Booster für die Autoindustrie. Wie wird es im Zweiradbereich aussehen? Deutschland soll Leitmarkt für die E-Mobilität werden, so die Ampel Koalitionäre.
Die EU schreibt vor, das in Europa ab 2035 nur noch Co2 neutrale Fahrzeuge zugelassen werden können. Welchen Sinn macht es überhaupt noch, Verbrenner zu kaufen, neu zu konzipieren und zur Zulassung zu bringen? Warum gibt es keine Zuschüsse für Zweiräder, wie es bei Autos der Fall ist?
All diese Fragen kommen auf die Motorradindustrie zu. Es wird Zeit für mehr e-Bike Test, nicht nur auf Motorradreisefuehrer.de.
Die 54 i:gnite-Reihe ist der zweite Wurf des neuen Unternehmens aus Remagen. Die Roller sind aus dem Prototypenstadium heraus
An das für Kaufprämien und Subventionen zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) haben wir bereits eine Anfrage dazu gestellt. Stellen sie doch auch eine! Vielleiht wird dann so ein E-Roller billiger 5000 satt 7000 Euro vielleicht?
Zu den Hardfacts:
Soll & Haben Kumpan Electric 54i:gnite:s
- hoher Preis, relativ hohes Gewicht, hoher Schwerpunkt
- kaum Kaufanreize über Förderungen und über den Preis, Kumpan kümmert sich aber.
- kein ABS, keine Traktionsregelung, gewöhnungsbedürftige Ergonomie
- (zu) wenig Platz für die Gepäckunterbringung, schlecht gesicherte Plastik-Handschuhfächer, kaum nutzbarer Gepäckhaken
- Teure Akkus (1189 Euro pro Stück, 3 werden benötigt). Diebstahlgefahr! (Kumpan-Versicherung)
- Rekuperation funktioniert nicht bei Frost, Software schützt Akku, dabei kaum noch Motorbremswirkung
- Kombibremssystem (CBS)
- Tempomat
- Schleppmoment und Rekuperation konfigurierbar
- kein Zündschlüssel erforderlich
- griffige Heidenau-Reifen in Serienausstattung, Seitenständer nur Zubehör
- wenig Wartungsarbeiten erforderlich
- kleiner Wendekreis
- Schnellader (halbe Ladezeit) ab 12/21 verfügbar, Onboard-Loader geplant, Typ 2 Ladung eher nicht.
Ab hier aktuelle Blogbeiträge: November 2021: (neu nach alt)
vorläufiges Testfazit Kumpan ignite
4 Wochen waren wir mit dem Kumpan unterwegs, leider nicht auf Langstrecke. Gehalten hat er alles, was die Firma verspricht. Es gab auch keine Ausfälle. Anregungen haben wir trotzdem:
Die Handschuhfächer vorne brauchen dringend andere Schlösser, müssen sich sicher verriegeln lassen. Spaltmaß, Verarbeitungsqualität - beim genauen Hinblicken geht da noch was. Auch bei der Ergonomie. Der Ignite will ein schicker City Scooter sein, aber etwas mehr Praxistauglichkeit im Alltag (Gepäckunterbringungen, freier Durchstieg vorne, etc.) wären noch ein weiteres Kaufargument. ABS, wie gleichstrake Motorräder sowieso, Tests dazu laufen, teilt und ein Kumpan Mitarbeiter mit.
Die Reichweiten- und Ladediskussion: hier sollte ein zeitgemäßes Schnellladesystem nachgerüstet werden, in Hannover wachsen die Ladestationen schon an Straßenlaternen! Auch der Diebstahlschutz könnte verbessert werden, für die Akkus sowieso und vielleicht hilft der Blick in die Pedelec-Branche, bei der man Motoren für Diebe per Lock-Software unattraktiv machen kann. Seit Dezember 2021 kann man durch ein neues Ladegerät die Ladezeit halbieren.
Gewicht und Scherpunkt müssen runter, irgendwann auch der Preis. Der Gesetzgeber muss erkennen, das Zweiräder, die was können auch eine Alternative zu Autos sind und damit im Alltag Ressourcen und (Park-)Platz sparen. Wenn in Malaysia alle Rollerfahrer Autos (SUVs!) fahren würden, ginge dort gar nichts mehr.
Ein verbessertes Fahrwerk, gar eine Enduroversion würden wir uns von Kumpan auch wünschen. Einkaufen fahren und Spaß dabei haben, wäre eine gute Kombination.
Fahrmodi & Motoren der Kumpan Baureihe
Hier auf Nachfrage noch einmal die vorgefertigten Fahrmodi des Ignite:
ECO: Stromsparender Modus, maximale Rekuperation, sanfte Gasannahme, ideal für maximale Reichweite.
Comfort: Normale Gasannahme und Rekuperation, Standardeinstellung.
Sport: Direkte Gasannahme, maximale Rekuperation und maximale Motorleistung, ideal für ambitionierte Fahrer.
Rain: Sanfte Gasannahme, keine Rekuperation. Ideal bei Regen und nasser Fahrbahn.
- 54i:nspire:
- Hier wird die elektrische Maximalleistung wegen nur eines angeschlossenen Akkus auf 3 kW reduziert.
- Aufgrund der L1e Klasse sind 45 km/h das Maximum
- 54i:conic:
- Hier nutzen wir die maximal möglichen 4 kW des Motors aus. 2 Akkus mit ähnlicher
- Aufgrund der L1e Klasse sind 45 km/h das Maximum
- 54i:mpulse
- Hier nutzen wir die maximal möglichen 4 kW des Motors aus.
- Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei knapp über 70 km/h
Kein Frust bei Frost
Bei Frost gibt es einiges zu beachten. Das wissen auch Verbrenner-Fahrer, aber bei Stromern verhält es sich noch etwas anders. Der Ladevorgang sollte keinesfalls unter 0°C beginnen, andernfalls müssen die Akkus vorgewärmt oder mit ins Warme genommen werden. Was uns auffiel, ist das im Radnabenmotor die Rekuperation bei Frost nicht anspringt. Die Software schützt damit den kalten Akku, der beim rekuperieren hoher Leistungen bei Frost Schaden nehmen würde. Dabei schrumpfen Reichweite und Motorbremswirkung (Schleppmoment). Gleiches müsste auch bei zu hohen Temperaturen, ab etwa 35°C passieren.
Wir haben nachgefragt:
- Akkutemperatur unter 0 °C
- keine Rekuperation
- Akkuladestand > 95 %
- keine Rekuperation
- Akkuladestände der Akkus sind nicht einheitlich
- Rekuperation bis zum Ausgleich der Akkus mit reduzierter Leistung.
Der Kumpan' fährt aber sonst normal, muss nicht warmgefahren werden, wie so manch alter Verbrenner und verzögert ordentlich. Das ohnehin nicht sonderlich komfortable Fahrwerk verhärtet sich bei kalten Temperaturen noch etwas. Vorsicht also bei Straßenbahnschienen und abgesenkten Kanaldeckeln. Die 12 Zoll Räder rumpeln da gerne mal rein. Einzig die Heidenau Reifen reißen da einiges. Wer besonders bei kalten Wetter den Hahn auf der Schnellstraße aufreißt, hat einen überproportionalen Verbrauch (oder: Reichweitenverlust). Auf einem 2 km Vollgasstück (10 Kw) verbrauchten wir ca. 10 km Reichweite. Hier ist eine behutsame Gashand gefragt, will man sein Ziel innerhalb der kalkulierten Reichweite erreichen.
Alltag mit dem Kumpan
Beim Gepäcktransport ist das Kumpan-Konzept noch ausbaufähig. Unter der Sitzbank die Akkus, ein kleines Ablagefach und vorne zwei kleine Plastikfächer. Kumpan setzt dann auf das Topcase, das man als Zubehör ordern kann.
Wenn man als Einkaufen fährt, sieht das so aus: Tasche oder Rucksack und zwischen den Beinen eine Tüte, die wegen des Tunnels im Durchstieg leider nicht gut steht. Also Beine zusammen und los!
Ausgeraucht - Ausgehaucht: Schlapper E-Journalismus in Deutschland
Verschlafen die Alten den Aufbruch in ein neues Mobilitäts-Zeitalter? Bitte. Kritisch sein ist noch erlaubt, aber wie verhält sich der Motorrad Journalismus eigentlich?
Peter Unfried, bekannt aus TAZ und Futurzwei hat gerade einen Weckruf veröffentlicht, der zu denken anregt. Auf dem Prüfstand steht der deutsche Motor-Journalismus und der schneidet nicht gut ab. Konservativ, könnte man sagen. Unfried beurteilt die Aussagen der Autotester von FAZ, SZ, Autobild, ADAC und Spiegel. Seinen Zitaten nach sind in vielen Qualitätszeitungen Bremser am Werk, Autoren, die konservativ den Konzernen nach dem wirtschaftlichen Gusto schreiben. Paradox ist, dass dieselben Firmen mittlerweile auf batterie-elektrisch umgeschwenkt haben. Die Redakteure Jürgen Pander, Lukas Weber oder Felix Reck werden hier überführt, hohe Verbräuche, hohen Materialaufwand und eine schlechte Effizienz, ganz im Sinne der SUV-Lobby zu transportieren. Von kritischen Journalismus keine Spur. Auch das sich lustig machen über Kleinwagen Konzepte a là 3-Liter Auto Lupo (‘rollende Verzichtserklärung') gehöre zum Repertoire. SUV-Konzepte würden hingegen auch in elektrisch durchgewinkt.
Das mag alles sein. Aber ist das auch in der Motorrad-Presse so? Fakt ist das ‘Ökotests’ und E-Bikes (auch mangels Masse) noch ein Schattendasein führen. Dazu kommt, das e-Bike oder Verbrenner auch ein Generations Ding zu sein scheint.
Ich habe mich beim Studieren der EICMA Modelle (oder hier) auch dabei ertappt, ob es denn überhaupt noch einen Sinn macht, einen Verbrenner zu kaufen, wenn doch in 15 Jahren die Straßen ganz anders aussehen werden und man damit a.) nirgends mehr hinfahren darf und b.) es sich auch nicht mehr leisten kann.
Müsste also der Motorrad Journalismus nicht auch viel kritischer werden, progressiv vom Verbrenner-Kauf abraten und neue, umweltverträgliche Konzepte gar einfordern?
Zu hören ist das überall Konzepte in den Schubladen liegen, aber so lange man Motorräder doppelt und nochmal verkaufen kann, wird dieser Markt bedient.
Eine Ténéré 700 ist kein schlechtes Motorrad und auch die Tuareg 660 macht starke Avancen auf Enduro-Reisen, doch sind sich alle klar, wie lange das so noch gut geht?
Eine andere Kritik des zitierten Textes ist es, das viele Journalisten auch elektrisch nicht so gut Bescheid wissen. Ich kenne zumindest einen, der den Wandel mitgemacht hat. Clemens Gleich testet zumindest für Heise.de und hat sich ‘weitergebildet’. Unfried lenkt die Aufmerksamkeit auf die Youtuber Stefan Moeller (Nextmove) oder Andreas Hähnel, die derzeit Pionierarbeit lieferten. Wer kennt so etwas für die Motorradbranche?
In vielen Motorradzeitschriften kann man einen Aufbruch in eine emissionsfreiere Zukunft noch nicht so gut erkennen, klar, auch mangels Angebot. Aber diese Nachfrage sollte man schaffen. Die Weichen scheinen bei allen Bedenken nun gestellt.
Bei Motorradreisefuehrer.de werden wir e-Bikes als feste Rubrik einführen. Ob als Test, als Podcast über Technik oder als Pedelec. Wir wollen versuchen, mehr E-Fahrzeuge zu testen. Bisher sind es mehrere Pedelecs, eine Zero, ein Kumpan und hoffentlich bald noch mehrere Nischen- und Spezialfahrzeuge.
Vergleichbare E-Roller
09.12.2021
D er Blick zur Seite bringt es an den Tag: Clemens Gleich testet für Heise-Autos den Seat MÒ E-Roller. Ein Verriss, wie er hier zu lesen ist. Als E-Pionier und erfahrener Tester fallen einem so Dinge auf. Clemens kritisiert schlechte Software, lange Ladezeiten, hohen Preis, kurze Reichweiten und das fehlende ABS. Auch die Verarbeitung scheint nicht so toll zu sein. Die E-Branche hat ihren Zenit und ein angemessenes Preisniveau noch lange nicht erreicht. Dazu gehörte auch, den Kunden bei Förderungen behilflich zu sein, wie es Kumpan Electric derzeit tut.
Die Schattenseiten des 54i:gnite liegen Systembedingt in dem mäßigen Fahrwerk, der gewöhnungsbedürftigen Ergonomie und dem noch nicht ganz schlüssigen Ladekonzept das nur Schuko Stecker zulässt. Eigentlich völlig in Ordnung für den Pendler, der im Hinterhof Zugang zu einer Steckdose hat, für andere eher problematisch.
Mich überrascht zum einen die Effizienz der Rekuperation des Radnabenmotors zum anderen aber auch, wie es sich anfühlt: wie eine alte Trommelbremse mit auflaufenden Belägen die auch noch manchmal klemmt. Ich werde noch etwas mit den Schleppmoment- und Bremsmoment Reglern experimentieren.
Der Kumpan jedenfalls ist gut verarbeitet, auch wenn ich das von einem Fach unterbrochene Trittbrett in der Mitte kritisiere. Der 'Kumpan' hat einfach kaum Gepäck Unterbringungsmöglichkeiten und gerade das war ja der Gag an Rollern a la Vespa!
Faszinierend einfaches gibt es auf den fernöstlichen 'Creative Erc Channels' zu sehen. Dort werden 'Umbaukonzepte' ohne TÜV und Co vorgestellt, aber sehr kreativ eben!
- Kurvendiskussion: Motorrad Podcast über Elektromotorräder.
Fahren im Winter und Reichweitendiskussion
07.07.2021
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ie Fahrzeugelektronik erkennt auch die Temperaturen. So errechnet der Bordcomputer bei kaltem Wetter auch eine andere Reichweite als bei warmen Wetter. Bei uns schwankte das (kaltes Wetter) bisher zwischen 118 und 77 km bei voller Ladung. Daraus schießen wir, das ein durchschnittlicher, maximaler Wert bei ca. 80 km liegen würden.
Bedenkt man die Ladezeit und das man die Akkus nicht komplett leer fahren sollte (siehe unten) so ist selbst dieser Wert theoretisch. Wer gerne schnell und Strecke fährt, sollte auch wissen, das oberhalb der 80-km/h-Marke die Reichweite schnell dahinschmilzt. Eine Vorahnung geben die angezeigten Werte für den Momentanverbrauch (in Kw). Wenn länger um die 10 Kw angezeigt werden, ist das natürlich schlecht. Umgekehrt rekuperiert der Radnabenmotor auch bis zu 7 Kw im Schiebe- bzw. Bremsbetrieb. Daher gilt die Regel: Wer mit Schwung fährt und wie im Stadtverkehr im mittleren Geschwindigkeitsbereich (auch Stop-and-go9 kommt weiter als jemand der Vollgas auf der Autobahn fährt.
Die Aerodynamik spielt auch eine kleine Rolle und die ließe sich mittels Zubehör noch etwas verbessern. Insbesondere der Wetterschutz ist serienmäßig eher unterdurchschnittlich, der 54i:gnite ist nämlich kein großer, sondern eher ein mittelgroßer Roller, auch wenn das Nummernschild einen anderen Eindruck erweckt. Da das Chassis baugleich mit den kleineren Modellen ist. Wünschenswert wären also eine Tourenscheibe, verbreiterte Beinschilder oder Handprotektoren (Heizgriffe). Oder sowas wie die Tucano Thermoscud Decken.
Bestimmt sieht das im Sommerhalbjahr anders aus.
Tipps zur Akku-Technik
- Akkus nie ganz leer fahren (das gilt generell für Akkus, im Winter aber wichtiger)
- Die Akkus laden am schnellsten bei etwa 25 Grad Celsius. Also leicht über Zimmertemperatur.
- Bei unter 0 Grad dürfen wir die Li-Ion-Akkus nicht laden. Falls du also mal draußen bei Frost lädst und die Sitzbank geöffnet ist, kann es sein, dass der Ladeprozess abbricht und einen Fehler im Akkudisplay erscheint. Falls das passieren sollte, einfach drinnen laden. Wenn man den Ladeprozess bei über 0 Grad startet, tritt der Fehler nicht auf, weil sich der Akku beim Ladenerwärmt.
- Im Roller ist ein kleiner, fest installierter Backup-Akku, der die elektrische Sitzbank auch ohne eingestecktes Kraftpaket 2.0 öffnet. Der hält im Sommer etwa 2-3 Wochen, bis er leer ist. Bei den geringen Temperaturen im Winter nicht ganz so lange: etwa eine Woche.
- Ein Akku im Fahrzeug verbraucht normalerweise ca. 1 % Akkuladung pro Tag, wenn der Roller nicht bewegt wird. Diese Selbstentladung ist vollkommen normal. Im Winter können es auch mal 1,5 % pro Tag werden.
Handy als Bluetooth Zündschlüssel
06.12.2021
Das Handy als BT-Zündschlüssel? Geht. Der mitgelieferte Funkschlüssel ist nicht mehr Stand der Technik. Nicht nur im Zweiradbereich, auch bei älteren Autos gab es damit Probleme. Kumpan hat den Zündschlüssel durch eine App ersetzt, alternativ gibt es auch das neue RFID-Schlüsselsystem (Ab Baujahr 2022) das mit Transpondertechnik arbeitet.
Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle antwortet:
3.12.2021
D
as lasse ich hier mal unkommentiert stehen:
Sehr geehrter Herr Golletz,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Nach den Maßgaben der Förderrichtlinie können durch den Umweltbonus ausschließlich Fahrzeuge der Klassen M1, N1 und N2 bezuschusst werden (vgl. Ziffer 3.1 der Richtlinie zur Förderung des Absatzes von elektrisch betriebenen Fahrzeugen). Daher ist eine Förderung von Elektromotorrädern durch den Umweltbonus leider nicht möglich.
Ich bedauere, Ihnen keine erfreuliche Rückmeldung geben zu können.
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Peter Ring
Referat 624 – Umweltbonus-Elektromobilität, Förderbereich 3
* Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) *
Akkus, Fahrwerk, Plagiatsvorwürfe
30.11.2021
Der Kumpan (oder Kumpanion) soll unser treuer Freund sein, das impliziert der Firmenname. Zuverlässigkeit ist etwas, was man nur im Langzeittest feststellen kann. Bei einem Motorrad gehört dazu die Beurteilung von Fahrwerk und Motor, meist noch dem Verbrennungsmotor. Der i:gnite ist mit einem wartungsarmen Radnabenmotor ausgestattet, das bringt Platz an anderer Stelle und außerdem gehört diese Antriebsform zu denen mit dem größten Wirkungsgrad. Rekuperation ist hier sehr einfach zu machen und geht ohne viele Verluste über die Bühne. Beim Autobau eröffnet diese Möglichkeit weite Horizonte, so könnte man Fahrzeuge mit mehreren, unterstützenden Motoren in den Rädern bauen. Zusammen mit dem 'Kraftpaket 2.0' ergeben sich ausreichende Reichweiten. Kumpan verzichtet auf die 'brandgefährliche' Lithium Polymer-Technik, wie sie Hochleistungsmotorräder besitzen und auf ein Schellladesystem für die Wallbox oder e-Tankstellen. Dafür ist der Kumpan im Elektrozeitalter bodenständig, kann an der Haushaltssteckdose oder in der Garage mit Schuko-Stecker geladen werden. Auch kann man die Akkus einzeln (je 10 kg, 1200€ Wert) mit in die Wohnung nehmen und dort mit einem Adapter einzeln oder im Pack laden.
Tunlichst sollte man die Sitzbank verschlossen halten, sonst können beim 1954 i:gnite Diebe auf einen Streich Akkus im Werte von rund 3500 Euro mitgehen lassen. Also bitte den Schlüssel im Handschuhfach nie stecken lassen. Die etwas nervigen 'Staufächer' sind nicht gesichert und lassen sich über billige Push-Tasten öffnen. Hier bitte nachbessern!
Wir waren bei der Zuverlässigkeitsbeurteilung und der Akku-Technik. Letztere kann man für den Zweck als ausreichend beurteilen. Für ein City- und Kurzstreckenfahrzeug völlig ausreichend. Die Zuverlässigkeit des Antriebes, da muss man also abwarten und auf die Erfahrungen anderer setzen. Mit dem Kraftpaket 2.0 hat Kumpan anscheinend Fortschritte gegenüber früheren Versionen gemacht, wie in allen Foren wird auch hier über die nicht genau vorhersagbare Reichweite und damit Leistung von Akkus geklagt. Wir werden es ausprobieren, wobei ja eines feststeht: Es sind viele Faktoren, die mit der Reichweite zu tun haben: Außentemperatur, Fahrweise, Rekuperation, wo und wie man fährt, etc. Daher kann man eher von einer garantierten Mindestreichweite unter bestimmten Voraussetzungen sprechen. Doch dazu an anderer Stelle mehr, wenn wir mehr Erfahrungen gesammelt haben.
Das Fahrwerk
Hier wird auf einfachste Komponenten gesetzt. Telegabel und ein Monofederbei an der Schwinge. Die E-Mobilität erlaubt es Kumpan, eine einfache Stahlschwinge zu verwenden. Bei allen Verbrennern ist der eigentliche Antriebsstrang meist Teil der Schwinge und trägt damit zu hohen ungefederten Massen bei, die sich Nachteilig auswirken können. Nun ist das Fahrwerk bei den meisten Rollern nicht das Glanzstück der Konstruktion und so ist es auch beim Kumpan Roller. Macht sich ganz gut, aber wenn Schlaglöcher oder Schotterpisten auftauchen, sind eher die Radgröße (12 Zoll) und die Fahrwerkskomponenten die begrenzenden Faktoren. Straße okay, Offroad lieber nicht. Wegen der Sicherheit sind auch keine Manöver mit durchdrehenden Rädern möglich. Vorne Bremsen und hinten durchdrehen geht nicht, weil die Motorelektronik dann abriegelt. Traktionskontrolle und ABS gibt es leider noch nicht, weil ABS in dieser Nische nicht vorgeschrieben ist. Auf den ersten Kilometern bei nasskalten Herbstwetter (< 5°C) haben wir aber gute Erfahrungen mit der sanft einsetzenden Motorkraft und den griffigen Heidenau-Reifen gemacht, so das hier wenig Bedarf besteht. Trotzdem sollte man aufpassen besonders bei nassen Straßenbahnschienen und das man nie in eine für Highsider günstige Ausgangsposition kommt. Gewicht und Schwerpunkt von vielen Elektrorollern begünstigen, dass es dann übel und mit Bodenkontakt ausgeht.
Plagiatsvorwürfe
Piaggio Vespa Elettrica
Am Rande: ausgerechnet Piaggio hatte 2018 im Zuge der EICMA Strafanzeige (ohne richterlichen Beschluss, was in Italien anscheinend möglich ist) gegen die Neuerscheinung des Kumpan electric Rollers 1954 Ri Sport bzw. 1954 i:gnite gestellt und hatte auf der EICMA 2018 deren Stand räumen lassen. Es solle sich hier um ein Plagiat der Vespa Elettrica handeln, die ja wirklich eine Stilikone ist. Piaggio hat sich da wohl etwas zu wichtig genommen, den einen sich einen Roller als ganzes schützen zu lassen, dann den Messestand des Konkurrenten auf einer Messe abräumen zu lassen, wie man es bei wirklich dreisten Kopien macht, ist wirklich schlechter Stil. Das Kumpan electric Design ist natürlich an Retor-Kurven von Rollern angelehnt, aber eine dreiste Kopie ist es nicht. Das hat im Nachgang auch das Europäische Patentamt (EUIPO) so entschieden und Piaggios Antrag vollumfänglich zurückgewiesen.
Kommentare zum Test
Kommentar von Andreas Kroitzsch |
Ich besitze den Ignite schon seit neun Monaten, aber durch diesen Artikel konnte ich noch mal was dazulernen. Danke für diesen gut recherchierten und sorgfältigen Bericht, der nicht nur das Modell, sondern sogar einige grundsätzliche Aspekte von Akkus und Elektrofahrzeugen mit einbezieht. Hier hat jemand geschrieben, der sich auskennt und ein paar Etagen tiefer blickt als das Gros der Rezensenten. Das Schicksal des Herstellers seit Februar 2023 ist bekannt, aber inzwischen gibt es Hoffnung auf ein neues Servicenetz, die Anfänge sind gemacht und ein Nachfolger des aktuellen Rollermodells ist angekündigt. Mal sehen, welche von den im Test angesprochenen Verbesserungen dann berücksichtigt werden.
Antwort von Markus Golletz
Andreas,
schön, das zu hören. Ich frage mal bei meinem alten ebility Kontakt nach, aber das Netz schweigt sich bisher ja auch aus zu dem Thema. Ein Service-Netz wäre hingegen prima. Gibt es denn in Deinen Umkreis freie Werkstätten, die sich dem annehmen?
Lieben Gruß,
Markus