Piemonts Berge zu Fuß
Es ist nicht der erste Italien-Wanderführer, der auf MR besprochen wird. Schließlich ist diese Gegend auch für Biker eine der bevorzugten Regionen in den Alpen - zumindest für diejenigen, die etwas erleben wollen. Das fängt mit der Sprache an: Etwas Italienisch oder Französisch ist sehr hilfreich, mit Englisch und Deutsch kommt man kaum weiter. Wenn Sie zu denjenigen gehören, für die ein anständiger ‚Tapetenwechsel‘ integraler Anteil des Urlaubs ist, dann sind Sie im Piemont goldrichtig. Für alles weitere ist gesorgt: erlesene Weine und eine herzhafte, aber feine Küche. Das ging auch den Autoren Sabine Bade und Wolfram Mikuteit so, denn sie schreiben, dass der abendliche Hüttenaufenthalt mit handgemachten piemontesischen Köstlichkeiten ihnen die Wanderungen versüßt hat. Dennoch ist Piemont Italien für Anfänger, denn die Piemontesen gelten als die ‚Preußen Italiens‘, das macht es kühlen Nordländern zum Anfang etwas leichter.
Die gut gemachte und auf der ITB (Berlin) prämierte Wanderbuchreihe des Michael Müller Verlags ist noch relativ jung, aber absolut gut gemacht. Mit den beiden Autoren hat der Verlag echte Westalpenprofis verpflichtet, davon kann man sich auf dem Westalpenblog auf Wordpress.com jederzeit überzeugen.
Piemont beginnt an seiner Grenze zu Frankreich stets mit außerordentlich hohen und steilen Bergen, die Richtung Osten schnell in dem Hügelland von Langhe, Roero und Monferrato auslaufen. Entsprechend verlaufen auch alle Täler in Ost-Westrichtung, Nord-Süd-Verkehrswege findet man fast nur auf der Linie Turin-Cuneo.
Die Tourenschwerpunkte liegen deshalb im Valle di Locano
(Gran Paradiso Nationalpark), im Susa- und Chisone-Tal (Mont Cenis,
Rocciamelone, Testa Assietta), im Waldenser Tal Pellice, einer großartigen
Mehrtagestour um den Monviso ausgehend vom Po-Tal, einsame
Maira-Stura-Wanderungen, Touren in den Argentera Nationalpark und an Ligurien
grenzende Touren am Punta Marguareis. Damit sind nur Aosta-Tal und Lago
Maggiore ausgespart. Vermutlich hätte das den Rahmen des 240 Seiten starken
Buches gesprengt.
Was besonders gefällt? Die Tour zum Col de la Traversette zum ‚Buco del Viso‘
in 2900 m Höhe, dem ältesten Tunnel der Alpen in der Monviso-Region, die Touren
im Gran Paradiso Park und das Susatal am Monte Thabor. Dort wird erklärt, warum
das Valle Etroite (bei Briançon), ehemals zu Italien gehörte, aber nach dem
Weltkrieg Frankreich zugeschlagen wurde.
An manchen Stellen beklagen sich die Autoren über die Befahrbarkeit von alten
Militärstraßen (z. B. des Maira-Stura-Grenzkamms), was mit uns Bikern zum
Konflikt führt. Eine Annäherung von beiden Seiten ist vielleicht der richtige
Schritt. Deswegen auch diese Rezension auf einer sonst reinen Motorradseite.
Fazit: gute Texte, schöne Bilder, vergleichbar mit dem Rother Wanderführer Piemont von Iris Kürschner. der zu etwas extremeren Routen tendiert. Die Autoren dieses Bandes haben die interessantesten Routen Piemonts ausgewählt und für Wanderer (nicht für Kletterer!) sehr gut gangbar beschrieben. Außerdem sind alle Bände dieser Reihe in sehr guter buchbinderischer Qualität gefertigt und werden die eine oder andere Reise unbeschadet überstehen.
Die MM Reiseführer besitzen unter einem ‚Rubbelfeld‘ einen Code, mit dem man Wegepunkte und Tracks zu den Touren im Web abrufen kann.
Über die Autoren: Wolfram Mikuteit hat eine langjährige Tätigkeit im In- und Ausland in den Bereichen Produktmanagement, Direktmarketing, Neue Medien und IT-Management hinter sich gebracht. Er arbeitete bei international führenden Unternehmen aus der Kongressbranche (Studium in Konstanz, New Brunswick, Princeton und Speyer). Reisen in die USA, Australien, in die Sahara und immer wieder in die italienisch-französischen Alpen. Veröffentlichte zusammen mit Sabine Bade mittlerweile sechs Wanderführern zu dieser Region. Sie leben in Konstanz am Bodensee.
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