Schweißarbeiten an Motorrad und Gespann

Mit Feuer und Flamme

Schutzgasschweißgeräte sind immer noch das Non-plus-ultra für die heimische Werkstatt. Auch wenn immer mehr Aluminium und Edelstahl an Motorrädern verbaut wird, können die meisten Reparaturen mit normalen MIG-Geräten durchgeführt werden.

[Stand 9/2012, Update 3/2015]


Wir haben zwei einphasige Geräte vom französischen Markenhersteller GYS getestet und bewertet. Aluminiumschweißen ist mit beiden Geräten möglich, wechselt man das Gas und die Drahtrolle. Wir haben es aber (noch) nicht ausprobiert. Wir haben Gepäckträger, Auspuffblenden und Karosserieteile zusammengeschweißt, mit verschiedenen Schutzgasen experimentiert und Experten befragt.

Zusammenbau und Praxiserfahrungen

Die Handhabung beider Geräte ist sehr einfach, trotzdem sollten die Schweißer über Grundkenntnisse in der Metallbearbeitung verfügen.
Zunächst müssen die Geräte zusammengebaut werden. Beide Geräte können mit D-100er oder D-200er Schweißdrahtrollen betrieben werden. Die Drahtrolle von Smartmig 162 liegt schräg auf ihrer Achse, was für den Einbau und Transport von Vorteil ist. Die Drahtrolle wird mittels einer Rändelschraube und einem Gummipuffer gegen Verdrehen gesichert, anschließend wird eine Sicherungsschraube aufgedreht. Dann sollte der Draht eingefädelt werden. Dazu den Anpressmechanismus des Drahtvorschubes öffnen und den Draht einfädeln. Bei der Gelegenheit kann geprüft werden, ob die untere Draht-Förderrolle passend zum Draht auf 0,6 oder 0,8 mm Draht eingestellt ist (wenn nicht, einfach lösen und umdrehen). Durch die Brenner-Betätigung wird der Draht durch das Schlauchpaket gefördert (wenn es hakt: Brenner-Düse demontieren). Danach kann die Schutzgasflasche angeschlossen, auf ca. 10 l/min eingestellt und geöffnet werden. Das Smartmig 162 ist über einen kurzen Schlauch mittels Schlauchschellen mit der Flasche verbunden. Die Pearl 180 kann hingegen über einen längeren Schlauch mit einem Schnelladapter bequem und ohne Werkzeuge trennbar an das Gerät gesteckt werden. Nach Anklammern der Masse-Klemme kann nun geschweißt werden.

Wie stark sich die Schweißergebnisse unterscheiden, hängt auch vom Können des Schweißers ab. Das Invertergerät Pearl macht es dem Anfänger einfacher, die richtigen Einstellungen zu finden und schweißt am Ende besser, weil der Lichtbogen einfach konstanter brennt. Einschränkungen gibt es nur beim Heft- oder Punktschweißen, bei dem man beim Pearl 180.2 den verlangsamten, allmählichen Drahtvorschub derzeit noch nicht abschalten kann. Deswegen dauert mit der Pearl eine Punktschweißnaht länger. Integrierter Power-Factor-Corrector (PFC) und Flexible Voltage Technology (FV) ermöglichen eine Nutzung des Gerätes auf einem einfachen 230V-16A Anschluss.

Pearl 180.2
Dieses Gerät erfüllt gehobene Ansprüche, brennt mit einem konstanten Lichtbogen und lässt sich universell auf Baustellen, für kleinere Reparaturen am Motorrad, Auto oder Gespann einsetzen. Auch dickere Stähle (bis ca. 4-5 mm) können damit geschweißt werden, die besten Schweißergebnisse erzielt man standesgemäß bei Blechen und Rohren. Gute Schweißergebnisse sind mit den Einstellungen des Synergetic Modus zu erzielen, auch im manuellen Modus sollte man sich an diesen Werten orientieren. Das ist eine gute Hilfe für Anfänger aber auch Heimwerker, die nicht so oft schweißen.

Smartmig 162

Beim Smartmig-Schutzgas-Gerät werden die Einstellungen mittels einer aufgedruckten SMART-Tabelle getroffen. Die Einstellungsmöglichkeiten sind ausreichend, aber nicht sehr umfangreich: Die Stromstärke ist per Kippschalter in 4 Stufen, der Drahtvorschub stufenlos zu verstellen. Andere günstigere Baumarktschweißgeräte bieten hier mindestens 6 Stufen. Trotzdem gelingen mit diesem Einsteigergerät die meisten Arbeiten an dünnen Blechen nach nur wenig Übung. Die Grundeinstellung stimmt einfach. Es können so Bleche und Stähle der Dicken von 0,6 bis 4 mm geschweißt werden. In der maximalen Einstellung (2x B max) laufen normal abgesicherte Hausanschlüsse aber Gefahr, dass die Sicherung herausspringt. Die Techniken Power-Factor-Corrector (PFC) und Flexible Voltage Technology (FV) gehören nicht zum Leistungsumfang der Smartmig, sind aber in der Pearl verbaut und belasten Gerät, Sicherung und Stromleitung weniger.

Das günstigere Anfängergerät kommt mit konventioneller (Trafo-)Technik aus, was sich auch im Gewicht von 27 kg niederschlägt. Dafür rollt Smartmig auf Rädern, hat eine Gasflaschenhalterung und ist das deutlich preisgünstigere Gerät (ca. 450€).

Schutzgas

Ob MIG oder MAG geschweißt wird, liegt am Schutzgas. Für niedrig legierte Stähle sollte ein aktives Gas -eine Mischung aus Argon und CO2 - verwendet werden. Für reines Aluminium und andere NE-Metalle, empfiehlt sich das MIG Verfahren mit reinem Argon. MAG Schutzgas ist unter den Namen Corgon 18 oder Sagox im Handel und besteht aus einer Zusammensetzung von 18% CO2 und 82% Argon. Das inerte Gas Argon 4.6 benutzten wir zuerst fälschlicherweise, was zwangsläufig bei Karosserieblech-Schweißen zu schlechten Ergebnissen führte. Argon wird hauptsächlich zum Aluminium schweißen verwendet.

Der Anteil des aktiven Gases CO2 wirkt sich auf den Einbrand und die Gleichmäßigkeit der Schweißnaht aus. Das Blech brennt nicht so schnell weg, so unsere Erfahrung. Je höher der CO2-Anteil, desto höher allerdings die Spritzwirkung beim Schweißen. Im Handel sind auch Gase mit 8% CO2 und 92% Argon, die glattere, feinschuppigere Nähte mit nur leichter Nahtüberhöhung bei geringer Spritzerbildung (schont Düsen und Brenner) ausbilden sollen — wir konnten das aber nicht testen.

files/templatepicts/bewertung/bewertung-2-klein.pngGYS Pearl 180.2

Plus

  • Lässt sich auch im Synergetic Modus fein regulieren (im Rahmen von sinnvollen Einstellungen)
  • Sauberer, gleichmäßiger Lichtbogen, wenige Spritzer
  • Power-Factor-Corrector (PFC) und Flexible Voltage Technology (FV) schonen Sicherung und Stromzufuhr
  • Gut zum Auftragsschweißen und zuschweißen von Löchern geeignet
  • 3m Schlauchpaket, wechselbares Massekabel
  • Geringes Gewicht (12 kg)

Minus

  • Heftschweißen mit gleichmäßigem Drahtvorschub (noch) nicht einstellbar (Software-Update, bzw. Austausch des Drahrvorschubs bis Baujahr 2014 erforderlich)
  • Drahtrolle etwas fummelig einzubauen
  • Halterung und Rollwagen für Gasflasche nicht im Lieferumfang

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GYS Smartmig 162

Plus

  • Solide Technik, guter starker Drahtvorschub
  • Gut für Heftschweißen
  • inkl. Rädern und Gasflaschenhalterung

Minus

  • Schlechterer Lichtbogen als ein Inverter-Gerät
  • Spritzt mehr als Pearl, hohes Gewicht (27 kg)
  • Sicherungen können bei hoher Stromstärke eher als bei Pearl herausfliegen
  • Marken-Qualitätsbrenner aber leider nur 2,2 m Schlauchpaket

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Technische Daten GYS Smartmig 162
Schweißbereich 30 – 160 A
Schweißdraht Ø 0,6 – 1,2 mm (Fülldraht)
Drahtrollen Ø 100/200 mm
Einschaltdauer 60% @ 80A
Netzanschluss 230V
Abmessungen 33 x 54 x 45 cm
Gewicht 25-27 kg
Schutzklasse IP 21

Tipps:

Gleich mitbestellen sollte man die Verschleißteilbox MIG/MAG 150A (Art.-Nr. 041226), bzw. einen Automatik-Schweißschirm (Toparc Master LCD 9-13, nur noch im Bundle), der für Schutzgasschweißen abgestimmt ist und die Hände frei lässt.
Vor jedem neuen Schweißvorgang sollten Sie die zu verschweißenden Teile ordentlich reinigen, entrosten und leitbar machen. Eine Probeschweißung, um die passenden Einstellungen herauszufinden, ist ebenfalls unerlässlich. Verwenden Sie immer langstulpige Schweißerhandschuhe, Schweißschirm und das richtige Schutzgas. Bei 0,8 mm-Draht haben sich Durchflussmengen von 8-10 l/m (Druckminderer) bewährt.
Der Lichtbogen von einphasigen Schweißgeräten brennt nicht so gleichmäßig wie der von mehrphasigen Geräten (400V). Bei manchen feineren Arbeiten ist deshalb auch die Verwendung vom feinerem 0,6er Schweißdraht von Vorteil.
Als Ergänzung für die Schweißwerkstatt käme noch ein E-Handschweiß-Kombigerät in Frage. In der Preisklasse um 500 € kann damit Stahl (MMA), Edelstahl (WIG) geschweißt oder Stahl per Plasmaschneider getrennt werden. Zusätzlich ist noch ein Luftkompressor (Plasmaschneiden) notwendig.

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