EOS R 3: Die Augenkamera

Krasse Performance: schnelles fokussieren, Zeitlupe, besser sehen als der Mensch
Krasse Performance: schnelles fokussieren, Zeitlupe, besser sehen als der Mensch

Das Fotografieren lediglich ‚zeichnen‘ mit Licht sei, ist ein Gerücht.

Die EOS R3 ist für uns die erste Kamera, die besser sieht, als man selbst mit dem eigenen Auge. Vor allem merkt man das bei Fokussieren bei wenig Licht. Menschen, Tiere, Fahrzeuge sind vor auswählbar und so wird sicher getroffen, auch wenn man selbst nicht die Augen des Motivs klar erkennen kann. Auch der Weißabgleich, für mich ein langanhaltendes Ärgernis, stimmt zu 100 % und so bleibt auch jedes Kunstlicht-Mischlicht-Foto fotorealistisch.

Die EOS R 3 (und auch die EOS R 5 und 6) legen diesbezüglich mit der brillanten Sucher- und Fokussierungstechnik einen vor. Leider bisher nur im hochpreisigen Segment.

Als ich von der voluminösen, schweren EOR R 3 wieder auf die kleine EOS 90 D wechselte, war die Enttäuschung groß. Letztere ist ein, der am weitesten entwickelten herkömmlichen DSLR’s, die viele Features der spiegellosen angenommen hat. Im Bild- und Handling-Vergleich kann die Crop-Kamera natürlich nicht mithalten. Interessant, dass es zuerst Überwindung kostete, so eine schwere Kamera in die Hand zu nehmen und man sie später gar nicht mehr aus der Hand legen will. In diesem Preissegment gibt es noch deutliche Unterschiede zwischen guter Handy Fotografie und den spiegellosen Profigeräten. Die R3 ist Canons erste Vollformatkamera mit schnellem Stacked BSI CMOS Sensor.

CMOS, BSI CMOS und Stacked CMOS:BSI CMOS können meist eine Blendenstufe verbessert aufnehmen, haben ein geringeres Rauschverhalten und eine schnellere Auslesegeschwindigkeit. Daraus resultieren bei vollelektronischem Verschluss auch schnellere Autofokus-Reaktionen.
Stacked BSI CMOS Sensoren gehen noch einen Schritt weiter. Ohne zu sehr auf Details einzugehen: Dabei spielt der Bildsignalprozessor, der DRAM-Speicher (auf Silizium) und die resultierende höhere Auslesegeschwindigkeit eine Rolle. Die Sony A9 war 2019 die erste Vollformat-Kamera mit so einem (aufwändigen) Sensor, Sony hatte aber auch die RX-100 IV (2015) bei den kleineren Sensorgrößen damit ausgestattet. Auch die Z9 von Nikon hat so einen Stacked Sensor, dem es gelingt mittels zweier Prozessoren bis zu 120 11-MP Bilder in der Sekunde aufzunehmen. Die Vorteile liegen in der Fokus-Geschwindigkeit, der verbesserten Genauigkeit und der schnelleren Motiverkennung. Auch der viel beschworenen Dynamikbereich und das reduzierte Rauschen werden durch diesen technisch verdoppelten „Signalsättigungswert“ erreicht.

Durch die bessere Technik beim Fokussieren, beim HDR aus der Hand ist fast jeder Schuss ein Treffer. Schärfentiefenreihen mit Fokussierungen auf verschiedene Gesichter mittels eines Augenschwenks lassen ganze Serien im Handumdrehen entstehen. Ein Novum, das mal wieder nur die bewerten können, die es brauchen und zu schätzen wissen. Besonders funktioniert das alles im Zusammenspiel mit EOS R Objektiven, den lichtstarken. Das alles macht diese Art von Fotografie natürlich noch teurer. Uns so finden Profis, die das Gerät jeden Tag nutzen und die entsprechenden Arbeitspreise realisieren können, hier ein Up to date Handwerkzeug, das sich dann auch binnen eines Jahres bezahlt machen kann.

Aufgrund ihrer Sensor-Größe von 24 MP und der schnellen Bildfolge (12/30 Bilder/S) ist die EOS R 3 gemacht für die Sportfotografie. Mit ihrer Ergonomie durchbricht sie bisherige Grenzen. Ein Dreh-Schwenkbares Display vermieden Profikameras bisher: Dieses Display ist auch noch besonders hochauflösend. Schaut man durch den Sucher, hat man besonders bei Dunkelheit ein besseres Bild als mit bloßem Auge. Auch an der optischen Suchersimulation soll Canon geschraubt haben, sie liefert (bei standardmäßig deaktivierter Blendensimulation) immer ein sehr scharfes, neutrales Bild mit dezentem Colorgrading und linearem Gamma-Wert. Der absolute Mehrwert für die ‚schnelle‘ Fotografie ist die intuitive Auswahlmöglichkeit des eigentlichen Motives mit dem eigenen Blick. Dafür kalibriet sich die Kamera einmalig auf das Auge eines oder mehrerer Fotografen. Die Funktion kann auch leicht über Druck auf die Ok-Taste in der Mitte des Daumenrades abgestellt werden. Nachdem die eigene Pupille ein Objekt ausgewählt hat und man den Auslöser antippt, wird das Objekt kontinuierlich fokussiert, das erfolgt über mehrere 100 Punkte, sodass ein hohes Maß an gewollter Schärfe entsteht. So entstehen in kürzester Zeit Fotoreihen, bei denen blitzschnell die Aufmerksamkeit auf ein anderes Objekt gelegt werden kann.

Auch die Ergonomie und Peripherie ist mit bedacht und sehr passig ausgewählt. Durch den angebauten Hochformatgriff sind einige Tasten doppelt vorhanden. Stellt man die Kamera aus, hört man nach wenigen Sekunden ein Verschlussgeräusch. Die Kamera schließt ebenso, wenn man das Objektiv abnimmt, den mechanischen Verschluss, um den Sensor vor Staub zu schützen. Eine Vielzahl von konfigurierbaren Direktzugriffen steht für das Profiwerkzeug zur Verfügung.

Es ist eine Menge Kleinarbeit, die Canon in die EOS R 3 gesteckt hat. Man gibt sich endlich weniger konservativ mit der Displaygestaltung und mit den Automatik-Funktionen. Zum Beispiel ist M-Serien typisch der Fv-Modus dabei, der fast alle anderen Modi überflüssig macht.

(Fortsetzung und Bildbeispiele folgen)

Neue Funktionen:

  • Schutz des Sensors durch Verschluss
  • Stacked BSI CMOS Sensor
  • Dreh- Schwenkbares Touchdisplay, 4,2 Mio Bildpunkte
  • Sucher: 5,8 Mio Suchertyp: HDR-tauglich, optische Suchersimulation, Blenden-Simulation erst deaktiviert. Sucher Colorgrading mit lineareren Gamma Wert,
  • Eye-Control und AF-Funktionalität bis -7 EV (bei Objektiven mit Lichtstärke 1:1,2).
  • 24 Mp Bildsensor mit geringem Bildrauschen und integr. Bildstabilisierung
  • Serienbildmodus: RAW auch 30 Bilder pro Sekunde (1) elektronisch, Mechanischer Verschluss 12 B/S
  • CF-Express und SD-Kartenslot, CF Express für Film
  • Neuer Blitzschuh, wetterfest, neue Blitzgeneration, die das Kameradisplay einbezieht
  • Autofokus: Wie bei R5 und R6 (nach Updates) Erkennung für Menschen, Tier, Fahrzeuge, Helm, etc. sehr gutes Tracking. Besonders: Eye-Control AF: Mit dem Blick fokussieren, nachdem das Auge einmalig kalibriert ist. Geht bis zur Dämmerung
  • R3 R5 Profile sind kopierbar (per Firmware)
  • 6k RAW-Videomodus, 8k bräuchte 45 MP
  • fast zu leises Auslösegeräusch (fehlendes Feedback)  ist aber auf Kopfhörer (!) übertragbar
  • Zu wenig Auflösung für 6k Video ;o)
  • zu hoher Preis
  • Gehäusegewicht: gut 1 kg

 

Value Tech Review EOS R3