Solar-Powerbank von Relags

Auch wenn es ja grundsätzlich sehr schön ist, auf Reisen vollständig abzuschalten, wollten wir im diesjährigen Rad- und Zelturlaub jederzeit erreichbar sein – und das trotz zweier altersschwacher Smartphones, die schon mal bei einem angeblichen Akkustand von 60 Prozent schlagartig den Betrieb einstellen. Daher trug ich mich mit dem Gedanken, mir eine Powerbank oder, besser noch, ein Solarladegerät anzuschaffen und fragte MR-Markus, ob er mir da nicht was empfehlen könne. Schon, er könne mir aber auch gerne ein Gerät leihen, das er da gerade zufällig ... Ich nahm natürlich gerne an und versprach, mich mit einem kleinen Erfahrungsbericht für motorradreisefuehrer.de zu revanchieren. Hier ist er.

Und so starteten wir mit einer Powerbank von Relags in den Urlaub, gefüllt mit 8000 mAh – und eingebautem Solarmodul. Damit hatten wir sogar beides, was ich mir überlegt hatte, in einem. Das eigens für den Outdoor-Einsatz konzipierte Gerät machte spontan einen sehr robusten Eindruck, allerdings haben die drei USB-Ausgänge und der Micro-USB-Eingang keine Abdeckungen. Mit einer Größe von 20 × 11,5 × 3,3 cm ist es sehr handlich, und das zusätzliche Gewicht von nur 300 g nahmen wir gerne in Kauf. Als zusätzliches Feature ist die Rückseite mit 21 LEDs à 2 Watt bestückt, ist also eine richtig helle Lampe mit allerdings sehr ungemütlich kaltem Licht. Der Hersteller verspricht eine Brenndauer von über 15 Stunden, was wir aber nicht ausprobiert haben, weil wir den kostbaren Strom ja für die Handys gebrauchen wollten. Auf der Oberseite verfügt die Powerbank neben dem Solarpanel noch über ein grünes Lämpchen, das immer dann leuchtet, wenn die Solarzellen Strom erzeugen, und über vier blaue, die den Ladestand (25, 50, 75 und 100 Prozent) anzeigen.

Sehr gespannt waren wir natürlich vor allem, ob es den Solarzellen tatsächlich gelingen würde, nennenswerte Mengen an Strom zu erzeugen. Um dafür optimale Bedingungen zu schaffen, reiste die Powerbank tagsüber – vor Regen und Staub gut geschützt und doch voll belichtet – im durchsichtigen Kartenfach auf der Lenkertasche. Und so war am ersten Tag auch gleich zu sehen, dass das Solarmodul nicht nur bei strahlendem Sonnenschein anspringt, sondern das grüne Lämpchen auch bei bedecktem Himmel und sogar bei Regen leuchtet. Das ließ doch hoffen.

Da sich das erste Smartphone bereits am ersten Abend seiner kritischen 60-Prozent-Marke näherte, haben wir es über Nacht gleich mal an die Powerbank angeschlossen. Am nächsten Morgen behauptete das Handy, zu 100 Prozent geladen zu sein, und an der Powerbank leuchteten nur noch drei blaue Lämpchen, Ladestand also 75 Prozent. Das hätte also schon mal geklappt. Wie viele der 8000 mAh sich das Mobiltelefon einverleibt hat, ist aufgrund seiner defekten Tankuhr natürlich kaum zu sagen – aber allzu viele dürften es nicht gewesen sein.

Jetzt wurde es also spannend: Würde es dem Solarpanel gelingen, die Ladeanzeige der ja wahrscheinlich nur geringfügig angezapften Powerbank bis zum Abend wieder auf 100 Prozent zu hieven? Und was soll ich sagen: Ja!

Ja – aber: Es blieb in den zweieinhalb Wochen Radurlaub leider das einzige Mal, dass sich die (ja nur sehr grobe, aber für den praktischen Betrieb völlig ausreichende) Ladestandsanzeige der Powerbank im Laufe des Tages durch die Solarzellen veränderte. Und dabei hatten wir fast nur lange Juli- und August-Tage, an denen kein Wölkchen das Solarpanel verschattete und die uns alle zwei Stunden zur Sonnencreme greifen ließen. Nur einmal noch sprang die Anzeige eine Stufe höher, um es sich dann aber gleich wieder anders zu überlegen, obwohl wir dem Akku keinerlei Strom entnommen hatten.

52 Stunden ›volle Pulle‹ Sonne wären für eine Volladung nötig

Unabhängigkeit vom Stromnetz ist mit einem solchen Gerät also keinesfalls zu erreichen – was der Hersteller aber auch nicht verspricht. Auf der Relags-Homepage heißt es, das Solarpanel sei »nur für Notfälle gedacht« und die Ladezeit allein mittels Sonnenenergie wird mit »ca. 40 Std.« angegeben. Wobei auch das noch zu optimistisch gerechnet sein dürfte: Die Solarzellen erzeugen 200 mA, und das ergibt, multipliziert mit 40 Stunden, zwar die Ladekapazität von 8000 mAh. Akkuladezeit-Rechner setzen aber einen Faktor von 1,3 an, sodass sich eine Ladezeit von sogar 52 Stunden ergäbe – Sonnenstunden, wohlgemerkt! Auch die »Notfälle« sollten demnach keine allzu eiligen sein ...

»Praktisch, wenn man beim Campen sein Telefon nicht im Waschhaus hängen lassen will.«

Also mussten wir unseren Strom doch auf den Campingplätzen abzapfen. Und dafür ist eine Powerbank, auch ganz ohne Solarmodul, eine feine Sache. Denn erstens kann man gleich ein bisschen Strom auf Vorrat mitnehmen, und zweitens geht das Aufladen ja meist nur an öffentlich zugänglichen Steckdosen im Waschraum oder Ähnlichem. Und das war bisher, gerade auf anonymen Riesenplätzen, manchmal doch mit der bangen Frage verbunden, ob das kostbare Smartphone mit allen Kontakten und den unersetzbaren Fotos der bisherigen Reise am nächsten Morgen noch da sein wird ... Mit dem nagelneuen Dienst-Galaxy, das auch noch mit auf die Reise durfte, um im Flugzeugmodus als Fotoapparat zu dienen, hätte ich mich das gar nicht getraut. Aber wir hatten ja die Powerbank! Was für ein gutes Gefühl, die in den Waschraum zu legen und dann in den Schlafsack zu kriechen. Denn wenn die geklaut werden sollte, dann sind bloß 40 Euro (um dezent auch mal den Preis des Geräts zu erwähnen), der Stromvorrat der nächsten Tage und vielleicht noch das Handyladegerät futsch. Und so sorgte die Powerbank auf unserer Reise nicht nur für die permanente Erreichbarkeit, sondern auch noch für einen ruhigeren Schlaf. Spätestens da hatte ich beschlossen, künftig nur noch mit Powerbank zu reisen ...

Das Aufladen mittels Ladegerät dauert laut Hersteller ca. 5 Stunden, was wir aber nicht überprüft haben, weil wir lieber geschlafen haben. Am nächsten Morgen war der Akku aber erwartungsgemäß immer voll.

Mit ihren 8000 mAh zählt die Powerbank von Relags eher zu den kleinen Geräten. Für unsere beiden eigenwilligen Mobiltelefone und das Fotohandy hat sie aber vollkommen ausgereicht, und wir mussten sie auch nur alle paar Tage laden. Praktisch sind die drei USB-Ausgänge, die wir einmal auch gut gebrauchen konnten, weil sich alle drei Verbraucher gleichzeitig ihrem jeweiligen Limit näherten. Und trotzdem leuchtete am nächsten Morgen sogar noch die 25-Prozent-Anzeige.

Laut Hersteller lassen sich mit der Relags-Powerbank zwei vollständige Handyladungen bewerkstelligen. Wer natürlich noch Tablet, fette Digitalkamera, GPS-Gerät, E-Book-Reader und andere unverzichtbare elektronische Accessoires mit auf die Outdoor-Reise nehmen will, braucht einen größeren Zusatzakku. Oder zwei ...

Fazit: An der Relags-Powerbank haben uns die robuste Bauweise, die drei USB-Ausgänge, die Lampe (auch wenn wir sie im Urlaub kein einziges Mal benutzt haben) und die kompakte Größe gefallen – die aber gleichzeitig auch das Problem ist: Auf einer Fläche von 20 × 11,5 cm lassen sich einfach nicht genug Solarzellen unterbringen, um vernünftig Strom zu produzieren.

Also ist das Solarmodul bei Geräten dieser Größe tatsächlich nur ein netter Gimmick, der höchstens der Entladung des Akkus entgegenarbeitet und in Notfällen möglicherweise hilfreich sein könnte. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das den Energieeinsatz rechtfertigt, der für die Herstellung der Solarzellen benötigt wird ... Was mich außerdem irritiert: Ich habe mal gelernt, dass man Akkus besser nicht der prallen Sonne aussetzt, weil das ihre Lebensdauer verkürzt. Wenn also die Nutzung des Solarmoduls dazu führen sollte, dass der Akku schneller altert, wäre das auch nicht im Sinne des Erfinders. Eine Powerbank werde ich mir anschaffen, aber wohl eine ohne integriertes Solarpanel.

Ich bin aber angefixt und trotz – oder gerade wegen – der vernachlässigbaren Solarstromausbeute auf unserer Reise finde ich die Idee der Sonnenenergienutzung im Outdoor-Bereich weiter interessant. Nicht nur der Unabhängigkeit wegen, sondern auch aus ökologischen Gründen. Dafür braucht es aber ein Solarladegerät mit deutlich größerer Oberfläche. Allerdings sollte das natürlich nicht so unhandlich geraten, dass es nur in den Pausen oder nach Sonnenuntergang auf dem Zeltplatz ausgeklappt werden kann. Dann wäre ja auch nichts gewonnen ... Ich werde mich mal umschauen, was es da an Fahrrad- und damit vielleicht auch Motorradtauglichem gibt und gegebenenfalls hier auf motorradreisefuehrer.de berichten.

MW

Technische Daten (Angaben des Herstellers)

Relags ›Powerbank‹ – 8000 mAh
20 × 11,5 × 3,3 cm, 300 g
Ausgang: 3 × Standard-USB
Eingang: 1 × Micro-USB
Lithium-Polymer-Akku mit 8000 mAh, Output Max.: 5 V DC / 2000 mAh
Solar Panel: 5 V, 200 mA
Ladezeiten: USB ca. 5 h / Solar ca. 40 h
2 Handyladungen möglich
LED-Display mit 21 × 2 W LED, Brenndauer über 15 h
Micro-USB Kabel inklusive