Decathlon: ›Freude am Sport ermöglichen‹

Wir sprachen mit der Pressestelle von Decathlon um etwas mehr über Konzept und Philosophie des französischen Outdoor-Giganten zu erfahren.

Motorradreisefuehrer.de: Würden Sie sich selbst als Fachhandel bezeichnen, können sie die dazugehörige Beratung und den Service leisten?

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Decathlon: Wir bezeichnen uns selbst als Sportartikelhersteller- und Händler. Decathlon ist ein Sportartikelhersteller - und Händler, der für die pure Lust am Sport, mit technisch ausgereiften Produkten zu vernünftigen Preisen, steht. Das 1976 gegründete Unternehmen aus Frankreich bietet Equipment und Bekleidung für über 70 Sportarten unter einem Dach. Jeder findet bei uns das passende Produkt. Allein mit seinen 20 sportlichen Eigenmarken – den Passion Brands – vertreibt das Unternehmen mittlerweile mehr als 35.000 Artikel. „Gemeinsam Sport erleben und möglichst vielen Menschen die Freude am Sport ermöglichen“ – unser Motto ist kein leerer Slogan, sondern gelebte Philosophie. Daher verkaufen wir nicht nur Sportprodukte, sondern stellen diese auch gemeinsam mit unseren Entwicklungsteams selbst her. Damit halten wir die gesamte Wertschöpfungskette von der Forschung- über die Logistik bis hin zum Verkauf in einer Hand.

Da unsere Marken- und Entwicklungsteams Spezialisten auf ihrem Gebiet sind, können wir eine hohe Qualität an innovativen Sportartikeln zum besten Preis-Leistungsverhältnis sicherstellen. Jede unserer Eigenmarken (60% des Umsatzes) ist auf eine Sportart spezialisiert und arbeitet genau dort, wo dieser Sport am besten ausgeübt werden kann. Unsere Bergsportmarke Quechua ist weltweit die größte Bergsportmarke. Sie hat Ihren Sitz bspw. am Fuße des Mont Blanc, während unsere Wassersport-Marken ihre Produkte direkt am Atlantik testen. Jede Passion Brand hat ein eigenes Forschungsteam, das Innovationen vorantreibt und Produkte entwickelt.

530 Ingenieure und 150 Produktdesigner, jährlich 40 Patente.

Insgesamt arbeiten bei uns mehr als 530 Ingenieure und 150 Produktdesigner, die jährlich bis zu 2.800 Produkte entwickeln und rund 40 Patente einreichen. In diese Produktentwicklung fließen auch die Ideen und Bewertungen der Kunden mit ein. Über Produktbewertungen oder unsere eigene Crowdfunding-Plattform, der Decathlon Kreation, kann jeder eigene Sportartikel vorschlagen und seine persönlichen Anregungen und Ideen einbringen. Unsere innovativen Eigenentwicklungen küren wir übrigens jedes Jahr auf unseren Innovation Awards.

MR: was entgegnen sie kritischeren Artikeln wie den aus der Süddeutschen von 2016: „Der Aldi des Sports“; „In Frankreich ist der Fachhandel weggebrochen, je stärker Decathlon sich ausgebreitet hat."

Decathlon: Sie werden sicher verstehen, dass wir solche Kommentare selbst nicht kommentieren.

MR: Welche Service-Angebote gibt es bei Decathlon?


Unabhängig von der Größe der Filiale kann das ganze Sortiment über die digitalen Services „Click+Collect“ und „Auswahl+“ bequem von zu Hause oder über die Touchscreens vor Ort aus dem Onlineshop (www.decathlon.de) in der Filiale bestellt werden. Alle Produkte können direkt vor Ort getestet und bei Nichtgefallen online oder in der Filiale direkt umgetauscht werden. Neben der Beflockung von Sportbekleidung kann auch die eigene Sportausrüstung (wie z. B. Ski, Fahrrad oder Tennisschläger) repariert werden. Außerdem verfügt jede unserer Filialen über Testflächen, auf denen unsere Produkte in Aktion getestet werden können. Große Produkte wie Zelte, Tischtennisplatten oder Fitnessgeräte sind ‚probierfertig‘ ausgestellt und können sofort in Beschlag genommen werden. Darüber hinaus bieten die Filialen regelmäßig Schwimmkurse, Fahrrad-Trainings oder Lauftreffs an. Bei uns können Kinder mit dem Fahrrad durch die Gänge kurven oder sich beim Fußballspielen vor der Filiale austoben, während die Eltern in Ruhe stöbern. Dabei stehen ihnen geschulte Verkäufer für eine umfassende Beratung zur Seite. Der Wechsel von Winter und Sommerkollektion findet jeweils im März und im Herbst statt. Einige dieser Produkte sind permanent im Onlineshop erhältlich.

MR: Wird bei Decathlon ausgebildet?

Decathlon: Ja, Bewerbungen sollten immer bis Ende des Jahres eingegangen sein. Wir bilden Einzelhandel Kaufmänner / Frauen aus und haben eine (semi-virtuelle) Akademie samt dualem Studium.

MR: Auf Ihrer Webseite sind unter dem Selbstverständnis Punkte wie Nachhaltigkeit und Umweltprojekte zu sehen. Wie verhalten Sie sich als Arbeitgeber und Produzent in den fernöstlichen Produktionsstätten? Wo liegen diese überwiegend?


Decathlon: Da wir den Großteil unseres Sortimentes gemeinsam mit unseren Eigenmarken entwickeln, können wir auch unsere Produktionsbedingungen selbst kontrollieren. Damit wir unsere Sportartikel zum besten Preis-Leistungsverhältnis anbieten können, produzieren wir dort, wo die notwendige Infrastruktur für das jeweils Produkt vorhanden ist. Während sich unsere Eigenmarken mit ihren Forschungs-, Entwicklungs- und Designteams in Frankreich befinden, findet die Herstellung der Produkte neben Europa auch teilweise im außereuropäischen Ausland statt. Aus ökonomischen (Verfügbarkeit der Artikel) und ökologischen Gründen (Einschränkung des Warentransports per Luftfracht) ziehen wir jedoch Produktionsstätten in der Nähe unserer Verkaufsstätten vor.

Der Produktionsanteil in Europa beträgt derzeit 25 % und in Asien 65 %.

Der Produktionsort wird dabei individuell nach den Anforderungen des jeweiligen Produktes festgelegt. Metallelemente unserer Kletterausrüstung, wie Karabiner, Steigeisen oder Eispickel, werden bspw. direkt von unserer Klettermarke Simond in den französischen Alpen hergestellt. Der Produktionsanteil in Europa beträgt derzeit 25 % und in Asien 65 % des Gesamtvolumens. Als Hersteller sind wir außerdem in Nordafrika und Südamerika vertreten. Bei all unseren industriellen Partnerschaften, unabhängig vom Artikel, Produktionsort und Material, ist es uns wichtig, dass diese exklusiv und nachhaltig sind. Wir sind stets bemüht die Umwelt- und Sozialstandards einzuhalten und mit den besten Lieferanten zusammenzuarbeiten. Daher halten wir uns in der gesamten Wertschöpfungskette an unsere “Interne Charta für soziale Verantwortung in der Produktion”, welche auf den Grundlagen der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und auf verschiedenen Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinigten Nationen (ILO) basiert.

Um die darin festgelegten Standards sicherzustellen, pflegen wir mit allen Zulieferern eine direkte Vertragsbeziehung. Wir haben zudem eine Ethikkommission, die zuständig für die Sicherstellung sowie die ständige Aktualisierung unserer Charta ist. Außerdem überprüfen etwa 600 Mitarbeiter permanent die Produktionsstätten vor Ort. Des Weiteren finden jährlich über 1.000 Revisionen durch externe, zertifizierte Einrichtungen statt. Sie achten insbesondere auf Mindestlohn, Arbeitsstunden, Jugend- und Gesundheitsschutz sowie Sicherheit. Sollte ein Partner die Kriterien nicht erfüllen, wird die Zusammenarbeit sofort beendet. Denn nur so schaffen wir als Unternehmen die Voraussetzungen für ein echtes Vertrauensverhältnis und eine lang anhaltende Zusammenarbeit. Auf unserem öffentlich zugänglichen Sustainability Report informieren wir transparent über unsere Arbeit und Standards.

MR: Was sind die wichtigsten Punkte ihrer Nachhaltigkeits-Strategie und wie verfolgen sie diese?

Decathlon: Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit sind für Decathlon von grundlegender Bedeutung. Daher setzen wir uns kontinuierlich für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur ein. Bei unseren Produkten verzichten wir auf unnötiges Verpackungsmaterial und ersetzten umweltschädliche Stoffe, soweit dies möglich ist, durch recycelte bzw. recycelbare ersetzt. Der Einsatz von Plastikflaschen für Fleecepullover oder Bio-Baumwolle und Merinowolle sind nur einige Beispiele für einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur. Bereits jetzt werden mehr als 30% unserer Produkte öko-freundlich hergestellt. Um einen zukunftsorientierte und nachhaltige Arbeit zu sichern möchten wir, dass bis zum Jahr 2020 ganze 100% unserer eigenen umweltfreundlich Produkte sind.

2017: 30 %, 2020: zu 100% umweltfreundliche Produkte.

Beim Bau neuer Filialen setzt der Sportartikelhersteller z. B. auf die Nutzung von Sonnenenergie, begrünten Fassaden und selbstregulierender Beleuchtung. Mit dem jährlich stattfindenden Green Award zeichnen wir zudem interne Umweltprojekte aus. Für Deutschland trat 2014 das vom DGNB (Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen) zweifach mit Gold prämierte Logistikzentrum in Schwetzingen an.

MR: Wie können sie die teils äußerst günstigen Preise realisieren (Beispiel: Mütze oder Taucherbrille für 2 €)?

Decathlon: Um das beste Preis-Leistungs-Verhältnis realisieren zu können, halten wir die gesamte Wertschöpfungskette, von der Forschung, über die Entwicklung, Produktion, Logistik und Verkauf in einer Hand. Die dadurch eingesparten Kosten können direkt durch den Preis an unsere Kunden weitergeben werden. Um unser sportliches Ziel zu erreichen, bieten wir unsere Sportartikel außerdem für jede Leistungsstufe an: Angefangen von preisgünstigen Einstiegsprodukt, mit denen man im Handumdrehen etwas Neues ausprobieren kann, bis zum hoch technischen Equipment für passionierte Sportler.

MR: Gibt es bei Decathlon Zwischenhandel zwischen Hersteller und Verkauf oder läuft das eher ohne Zwischenstationen, exklusiv?

"Wir finanzieren keine Drittanbieter."

Decathlon: Wir halten wir gesamte Wertschöpfungskette, von der Forschung, über die Entwicklung, Produktion, Logistik und Verkauf in einer Hand. Im Vergleich zur Konkurrenz kaufen wir dadurch keine fremden Kollektionen ein, finanzieren keine Drittanbieter mit. Wir haben aber auch andere Marken im Programm.

MR: Ist Quechua ausschließlich: eine Decathlon-Marke?

Decathlon: Quechua ist neben der größten Bergsportmarke der Welt, auch eine Passion Brand von DECATHLON. Vom Zelt bis zum Wanderschuh werden jedes Jahr neue Produkte hergestellt, die für den Wanderausflug mit Freunden oder der Familie gedacht sind. Bei Quechua ist bereits der Name Programm. Denn die Marke wurde bei Ihrer Gründung 1997 von dem gleichnamigen Bergvolk Quechua, welches in den Anden lebt, inspiriert. Das Gesicht der Marke ist ein passioniertes Team aus Bergsportlern. Die Liebe der Teammitglieder zu den Bergen gibt gleichzeitig die Motivation zu neuen und innovativen Bergsport-Produkten.

 

MR: Was sind im Campingbereich die Decathlon Cash-Cows?

Decathlon: Der Bereich Bergsport (und damit Quechua) ist bei unseren Kunden sehr beliebt. In den zwanzig Jahren ihrer Entwicklungsgeschichte konnten wir das Sortiment und die Produkte immer wieder optimieren und an die Bedürfnisse der Kunden anpassen, sodass wir mittlerweile nahezu die gesamte Produktpalette, vom Wurfzelt bis zur multifunktionalen Bekleidung, mit eigenen Entwicklungen abdecken können. Auch in Zukunft werden wir daher neben unseren Bestsellern weitere Innovationen entwickeln. Neben der Fresh&Black Technologie, durch welche das Zelten selbst in praller Sonne angenehm kühl ist, wird auch intensiv an den Bereichen Wandern, Trekking und Bergsteigen geforscht – hier sind unendliche Weiterentwicklungen denkbar.