Auch für Schnee & Eis: Salewa XPD Base

Das Salewa XPD Base ist ein Expeditionszelt mit Ähnlichkeiten zum The North Face VE 25 oder dem Jack Wolfskin Zelt Asylum III RTD. 2005 auf den Markt gekommen wurde die Konstruktion ständig verbessert. Salewa geht dabei eigene Wege: Das XPD Base wirkt wie eine Kombination aus Geodäten und Tunnelzelt. Die üppig bemessene Grundfläche (205x225 cm) ist rechteckig, die effektive Innenzelthöhe von 115 cm macht das Zelt komfortabel und hat keine negativen Auswirkungen auf die Stabilität. Platz ist locker für 3, auch wenn Wander- oder Motorradgepäck mit im Spiel ist.

Ausstattung und Lüftung

Materialbedingt trocknet ein silikonisiertes Zelt nicht so schnell und neigt mehr zur Kondenswasser Bildung. Umso wichtiger sind Belüftungsmöglichkeiten von denen das XPD Base reichlich hat. Praktisch, das alle Öffnungen von innen zu bedienen sind. Auffällig ist eine flexible quer verlaufene Firststange, an deren Enden sich zwei verschließbare ‚Gauben‘ öffnen. Da das Zelt von bodentiefen Schneelappen umgeben ist, sind diese Lüftungen umso wichtiger.

Betreten tut man das XPD Base durch eine große oder eine kleine Apside, besonders ist beim Haupteingang eine außenliegende Bogenstange. Die breiten Reißverschlüsse lässt Salewa bei YKK aus vereisungssicherem Kunststoff fertigen. Beim Aufbau hilft das ‚Rapid Setup‘ genannte Farb-Leitsystem weiter. Ganz so einfach ist der mit 7 ein halb Minuten angegebener Aufbau allerdings nicht, wenn man nach dem Innenzeltaufbau das Außenzelt mit den Klettschlaufen verbinden will. Die sind nicht unbedingt nötig, bringen aber Stabilität, wenn das Wetter sich von seiner stürmischen Seite zeigt. Das Außenzelt wird einfach eingeklickt, Spanner sind selbstverständlich vorhanden. An den größeren Außenflächen wären Abstandhalter, wie beim VE 25 ganz praktisch, damit Innen- und Außenzelt sich nicht berühren können. Das passiert freilich nur, wenn man das Zelt nicht richtig abspannt oder die Zeltbahnen sehr feucht sind.

Die Innenausstattung fällt mit 12 Taschen und reichlich Platzangebot sehr üppig aus, ein Gearloft Netz war bei unserem Zelt nicht dabei, vielleicht sind damit aber auch eine der vielen Netztaschen im Dach gemeint. Fehlen tun am Innenzelt definitiv Schlaufen, wie bei anderen Expeditionszelten, an denen ‚Wäscheleinen‘ befestigt werden können.

Fazit und Erfahrungen

Das XPD Base von Salewa muss sich als Expeditionszelt mit The North Face VE 25, dem Asylum III RTD von Jack Wolfskin und vielleicht dem Hilleberg Staika messen. Extreme Zelte, die man braucht, wenn das Wetter einmal nicht wie in der sommerlichen Wellnessoase ausfällt. Die Ähnlichkeit zum VE 25 ist unübersehbar, auch wenn das XPD Base keine sechseckige Grundfläche hat. Uns gefielen in der Praxis die eissicheren Vislon-Reißverschlüsse, die Schneelappen gegen das Eindringen von Pulverschnee und Staub, die umfangreichen Verstaumöglichkeiten, gute Lüftungsmöglichkeiten und die Robustheit in der Verarbeitung. Etwas kompliziert empfanden die Tester den Aufbau, doch das ist verzeihlich. Von einem Quechua Zelt erwartet man auch nicht, dass es bei Orkan stehenbleibt. Beim Gestänge sollte man 10 mm Reparaturhülsen ergänzen. Die braucht man nämlich (leider) öfter.

Minus

  • Keine Laschen für Leinen im Innenzelt
  • Gearloft Netz fehlt, evtl. sind damit aber die 4 Dachtaschen gemeint
  • Aufwändiger Aufbau des Innenzeltes: Innenliegende Klettverschlüsse zur Befestigung Außenzelt kann Innenzelt
  • berühren, wenn nicht komplett abgespannt. Es fehlen die ‚Schwämme‘ wie beim VE 25
  • Leider schon 2 mal Stangenbruch im Winter, das spricht nicht für das Gestänge

Plus

  • Komfort und Bewegungsfreiheit im Zelt
  • Zipper aus Kunststoff, leichtgängig, gute RV-Qualität
  • 2 Stangen im Außenzelt (Dach/Eingang, Klickverschlüsse zum Außenzelt, viele Abspannpunkte, Kunsttoffläufer, umfangreiche Lüftungsmöglichkeiten
  • Insgesamt 12 Taschen.

Ausführliche Hersteller-Info:

  • Infos von Salewa
  • Innenzelt: 40D Nylon Ripstop / Außenmaterial: Doppelt silikonisiertes Ripstop-Nylon 66, Weiterreißfestigkeit von 18 kg.
  • Gestänge: 7001 T6 Scandium (Gestänge aus einer leichten Scandium-Legierung)
  • Breite YKK Reißverschlüsse am Innenzelt.
  • Vereisungssichere YKK-Kunststoff RV`s am Außenzelt.
  • Snowflaps rundum für Sicherung des Zeltes auch bei harten Untergründen.
  • 22 Abspannpunkte
  • 4 gleichlange Stangen für leichten Aufbau.
  • 2 Eingänge (somit ist einer immer wettergeschützt)
  • Gewicht: 5,4 kg
  • Aufbauzeit 7:30 Minuten

Zeltmaterialien [+]

Besonderes Augenmerk verdient das Gestänge bei Zelten, wenn sie der härteren Gangart ausgesetzt werden. Das Gestänge muss flexibel aber auch bruchfest und dabei leicht sein. Es sollte dem Wind etwas nachgeben, dem Zelt aber seine nachhaltige Form bewahren und bisweilen eine beachtliche Schneelast aushalten.

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Am besten kann das ein hochwertiges Aluminiumgestänge. Renommierte Hersteller sind DAC Featherlite und Easten Alloy. Deren Gestänge verschiedener Durchmesser sind hohl und weisen verschiedene Steckverbindungen auf. DAC Featherlite (auch NFL) hat z. T. hülsenlose Übergänge zwischen den Segmenten, damit es sich leicht durch Gestängekanäle schieben lässt. Easton Alloy zeichnet sich durch hochwertiges Material aus.

Anhand der Werkstoffbezeichnung lässt sich das Herstellungsland und die Härte ablesen: 7075 T6 kommt meist aus Europa, 7001 T6 wird oft in Korea gefertigt. Die Zahl hinter dem T (im Zeltbau meist zwischen T6 und T9), gibt Auskunft über die Härte, Steifigkeit und Elastizität, bzw. die Art der Wärmebehandlung. Je nach Anwendung und Radius, in dem die Stange eingebaut wird kann der T-Wert variieren.

Überzeltmaterialien: Nylon oder Polyester?

Aus welchen Material das Überzelt sein soll ist nicht einfach zu beantworten. Einfache Polyestermaterialien sind meist preisgünstiger als veredeltes Nylon. Frage man den Chemiker, so schneidet im direkten Vergleich und in Reinform Polyester ‚besser‘ ab. Im Zeltbau liegen die Textilen Stoffe aber in stark abgewandelter Form vor, weswegen sich die Eigenschaften stark abhängig von der Veredelung verhalten.

Sprach man Polyester eine Unverrottbarkeit, geringe Dehnung und geringe UV-Empfindlichkeit zu, hatte Nylon beinahe gegenteilige Eigenschaften. Nylon, das für Zelte verwendet wird, ist meist die RipStop-Ausführung, die dadurch reißfest und durch aufwändige Slikonisierung UV-unempfindlicher geworden ist.


MR-Empfehlung: günstige und leichte Polyesterzelte sind für den Sommer ganz praktisch, weil sie leicht sind und schnell trocknen. Wenn der Aufenthalte mehr in kühlere Gefilde und außerhalb von Campingplätzen führt, sollte man über die Anschaffung eines (beidseitig) silikonisierten Nylon-Zeltes nachdenken. Das silikonisierte Nylonzelt kann selbstverständlich auch im Sommer benutzt werden, denn die Silikonbeschichtung wirkt der Versprödung von Nylon entgegen. Sie durchdringt das Gewebe und macht es elastischer, stabiler. Regentropfen verbleiben, ziehen nicht in das Gewebe ein und können abgeschüttelt werden. Manchmal dauert das Trocknen wegen der glatten Oberfläche aber auch etwas länger.

Auch ein Thema: giftige Stoffe und Flammenhemmer (Prop 65)

'Flame retardant' ist auf vielen für die USA produzierten Zelte zu lesen. Diese Flammenhemmer in PU Materialien sind erwiesenermaßen krebserregend. Kalifornien hat dazu eine Kennzeichnungspflicht („Prop 65“, oder ‚Proposition 65‘) eingeführt. Es wird empfohlen die Zelte gut zu lüften, sie gar mit Handschuhen aufzustellen und nicht in ihnen zu kochen. Einige Hersteller wie Exped, Hilleberg oder Fjällräven verzichten seit geraumer Zeit auf diese Stoffe. Hier eine Liste von Herstellern, die Flammenhemmer vermeiden.

Materialinfo zusammengefasst:

Nylon (Markenfaser aus Polyamid): höchste Reiß- und Scheuerfestigkeit, Nachteil: Dehnung und UV-Empfindlichkeit, wenn nicht beschichtet. Die RipStop Verarbeitung und Silikonbeschichtung erhöht die Reißfestigkeit und minimiert die Nässedehnung. Eine Silikonbeschichtung (Mehrfachbeschichtung mit Si-Elastomer) minimiert zwar die Wassersäule, erhöht aber die UV-Beständigkeit – den größten Feind des Zeltes.

  • UV-Beständigkeit
  • Hohe Reißfestigkeit
  • Veredelt sehr robust und leichter als Polyester
  • Wassertropfen gut abschüttelbar bei SI-Material
  • Muss innen besser belüftet werden als Polyester (Kondenswasser)
  • SI-Zelte müssen an den Nähten nachgedichtet werden

Polyester: gute allround-Eigenschaften, wenig Wasseraufnahme (trocknet schnell) allerdings wegen statischer Aufladung zum Teil schmutzempfindlich. Günstig und leicht, wenig Nässedehnung, hohe UV- und Verottungsbeständigkeit. Flattergeräusche sind lauter als bei anderen Zeltmaterialien.

  • Preisgünstig
  • Geringe Entflammbarkeit
  • Schnelltrocknend
  • PU nur oberflächlich aufgetragen (Haltbarkeit)
  • teilweise giftig mit Flammenhemmern behandelt