Stadler Race Pro & Track Pro Praxistest

Leder-Cordura Kombiation vollklimatisiert

Neu auf dem Markt für die Saison 2009 ist ein Fahranzug der Oberklasse von Stadler Bekleidung aus Aidenbach bei Passau. Wirklich neu ist die Kombination aus wasserfest imprägnierten und mit Gore Tex Pro Shell kombinierten Leder. Auch Cordura findet in verschiedenen Gewebestärken Verwendung an dem insgesamt sehr aufwändig, aber sportlich-schlicht gehaltenen Fahranzug. Preislich eher am oberen Rand der Scala angesiedelt begründet Stadler seine Preise mit ‚Made in Europe‘, hochwertigsten Materialien und einem Größensystem, das für jeden das Passende bereit hält. Wenn es sein muss, per Einzelanfertigung.

In der Jacke Race Pro und Hose Track pro werden jeweils die neuste Generation Gore-Tex Membrane verarbeitet, während die Hose keine Lüftungsmöglichkeiten, aber eine Menge Stretchzonen und zwei spritzwassergeschützte Fronttschen bietet, kommt an der Jacke ein pfiffig gemachtes Lüftungssystem zum Vorschein. Abgedeckte Unterarmreißverschlüsse und permanent offene Lüftungsöffnungen am Rücken sorgen gerade bei Fahrwind und Bewegung für ein angenehmeres Klima. Eindringen kann der Fahrtwind wohldosiert aber nur über das ‚Air Window System‘ (AWS). Mittels Zipper und Druckknopf geöffnete dreieckige Eintrittsöffnungen werden im Inneren durch ein Luft-Kanalsystem (APS) an die zu kühlenden Körperpartien verteilt. In der Summe der einzelnen Komponenten funktioniert das auch sehr gut, ohne das der Jackenreißverschluss geöffnet werden muss, was zwangsläufig zu einem Sicherheitsrisiko werden könnte. Der Reißverschluss ist robust, aber leider aus konstruktiven Gründen nicht in einer Zweiwegeausführung vorgesehen. Wer die Jacke an der Hüfte legerer tragen möchte hat nur die Möglichkeit über die beiden Hüftreißverschlüsse den Jackenbund zu regulieren. Für eine über dem Gesäß zu befestigende Multifunktionstasche, einen Schrittgurt und einen Hosengürtel ist die Kombination nur vorbereitet, hier wartet ein Aufpreis für die Komplettausstattung.

Die Gore-Tex Pro Shell 3-Lagen-Verarbeitung bringt im Alltag viele Vorteile. Neben der textilen Festigkeit perlen besonders auch extreme Regenschauer an Jacke und Hose ab. Besser noch, wegen der 3-Lagenverarbeitung sind beide auch sehr schnell wieder trocken. Das werden die zu schätzen wissen, die mit ihrer nassen Motorradbekleidung mal eine Nacht im Zelt verbringen müssen. Das imprägnierte Leder nimmt etwas mehr Feuchtigkeit auf. Der Wermutstropfen: Leider sind die schmucken Außentaschen-Reißverschlüsse extremen Wetterkonditionen nicht gewachsen und lassen bei Dauerregen das Kleingeld nass werden. Bei Stadler war man zu nicht vielen Kompromissen bereit, denn die Kombi aus Race Pro und Track Pro zielt eher auf den sportlichen Biker mit ‚hohem Sicherheitsbewußtsein‘, so die Stadler Information. Das erklärt auch die wenigen Staumöglichkeiten, den körpernahen Schnitt und die höchste Schutzstufe der (harten) Protektoren.

Dafür passt sich das reichlich verarbeitete Pro Shell Leder im Gesäß, an Gelenken und am Rücken sehr gut dem Körper an und gibt dem Fahrer ein wenig vom ‚guten alten Ledergefühl‘ zurück. Das Gewicht bleibt dabei akzeptabel. An der Vorderseite und Rücken der Jacke wird wegen der besseren Luftdurchlässigkeit gelochtes Leder verwendet. Es kommt auch eine sogenannte ‚TFL COOL Ausstattung‘ des schwarzen Leders zum tragen, die die infrarote Sonnenstrahlung reflektiert, anstatt sie zu absorbieren. Deswegen hält sich bei Sonne der Aufheizeffekt der Lederpartien in Grenzen. Übrigens empfiehlt Stadler die Lederpartien auf keinen Fall mit Lederfett zu behandeln.

Cordura wird in verschiedenen Gewebekalibrierungen und an den Armen sogar in einer Stretchausführung eingearbeitet. Selbstverständlich in dieser Preisklasse und zu den Stadler Basics gehört, das Armel und Beine vom Schnitt und Weitenverstellung (Ärmel) her der Sitzhaltung angepasst sind und das Jacke und Hose mit herausnehmbaren Winterfutter geliefert werden. Distanz Control bezeichnet ein Abstandsgewebe unter Protektoren und am Gesäß, das ein Nässegefühl vermeiden und Luftzirkulation verbessern soll.

Race Pro sitzt nicht zuletzt wegen dass sehr umfangreichen Stadler-Größensystems sehr gut, könnte aber für eine bessere Belüftung, ähnlich wie die vielfach günstigere Polo Mohawk-MSV-1-Hose einen seitlichen, überlappten Lüftungsreißverschluss vertragen. Auch hier, so Stadler, sind in der Verarbeitung des Gore-Tex 3 Lagenlaminats noch konstruktive Grenzen gesetzt.

In der Praxis macht das alles einen sehr guten Gesamteindruck, auch auf der Reiseenduro. Kritikwürdig sind vielleicht die etwas fummelig zu bedienenden und nur spritzwasserdichten Taschen-Reißverschlüsse an Hose und Jacke. Für Geldbörse und Handy findet man nicht unbedingt ein passendes, trockenes Schubfach, doch mit von der Partie sind diese Utensilien fast immer.
Die Kombi: Insgesamt eine stolze Leistung, genau wie ihr Preis von zusammen fast 1500 Euro.

Licht und Schatten im Einzelnen

Jacke Track Pro (UVP 889 €)
- /+ Unbeweglicher aber austauschbarer Rückenprotektor (höchste Schutzklasse)
- Wenig (trockener) Platz in den Außentaschen
- kein 2 Wege Frontreißverschluss, Multifunktionstasche und Schrittgurt gegen Aufpreis
+ Perfekter Schnitt, gute Bewegungsfreiheit, kombinierbar mit Hose Race Pro
+ gelungenes AWS Belüftungssystem
+ Angenehmes Tragegefühl von Leder und hoher Sicherheitsstandard

Hose Race Pro (UVP 569 €)
+ Comfort-Material im Schritt und in den Kniekehlen, elastische Bereiche im Bund und über den Knien für mehr Komfort und Bewegungsfreiheit
+ Robust beim Knien wegen Lederbesatz
- Kleine, nicht überlappte Taschen, kein Gürtel
+ hoher Tragekomfort und gute Passform Dank Größensystem aufwändig beschaffenen Materialien (TFL-Coating, Pro Shell Leder, Cordura)