Der Motorradfahrer verschwunden?

Bruckmann Reihe: Der Motorradfahrer, der aus der Garage fuhr und verschwand …


Hier versucht der Bruckmann Verlag das Konzept der gelungenen Reihe „99 x Stadt XY wie Sie es noch nicht kennen“ auf Motorradfahrer zu übertragen. Leider nur mit mäßigem Erfolg. Wir haben uns 3 Starter oder Pilotbücher der Serie angeschaut und ein wenig geschmökert: Ostalpen, Nordrhein-Westfalen und Schwarzwald sind die Tourengebiete. Leider finden sich hier auch einseitige Beschreibungen. Die Autoren hatten den Auftrag, je 66 Destinationen, nicht zwingend mit Motorradbezug, zu beschreiben. Das gelingt in einseitigen Expertisen leider nicht immer so gut. Wenn z. B. über die Intermot und die Messestadt Köln gesagt wird, dass hier 400 Aussteller auftreten (hallo Lektorat, war eigentlich schon mal jemand von euch auf dieser Messe?), denn das ist so richtig daneben getippt und auch noch falsch. Wenn dann im Schwarzwaldbuch, wieder in einem einseitigen Kapitel, über schöne Sonnenuntergänge philosophiert wird, grenzt das auch an Seitenverschwendung, Banalitäten oder Allgemeinplätze. Im Ostalpenbuch von Heinz E. Studt sieht das schon anders aus, dort trifft der geneigte Leser oder die geneigte Leserin auch auf Teaser von exotischeren Zielen, in diesem Falle Pässe, die man noch nicht kennt. Ostalpen ist aber auch ein leichteres Tourengebiet.

Doch zurück zur Reihe. Das Titellayout besteht aus einem ganzseitigen Foto in das Weiß und Orange hinterlegt der ellenlange Titel „Motorradfahrer, der aus der Garage fuhr und verschwand … und 66 Orte wo man ihn […] wiederfindet eingedruckt ist. Das zerstört fast jedes Titelbild. Im Einband finden sich je eine Übersichtskarte und ein Autorenportrait. Weitere, mehrere Touren zusammenfassende Detailkarten befinden sich im Innenteil. Sie sind nicht für den Tankrucksack geeignet. Nach einleitenden Worten werden die 66 Tipps abgespult. Anders als sonst fehlen Reisepraktische Informationen, es wird immer eine Adresse / Webadresse und vielleicht ein wiederkehrender Veranstaltungs-Termin angegeben. Die Bilder stammen entweder von den Autoren selbst oder aus der Stock-Fotografie. Je nach Neigung und Interesse können gute Tipps dabei sein. Konzeptionell wird hier mehr auf Masse und Streuung gemacht, als bestimmte Destinationen genau zu beleuchten.

Fazit: Ein neuer Versuch neue Autoren zu finden und die Spezialisierung auf reine Motorradthemen aufzubrechen. Manchmal ein Highlight, manchmal scheitert das an Auswahl oder mangelnder Ausführlichkeit.

Ostalpen

Der Motorradfahrer, der aus der Garage fuhr und verschwand ... und 66 Orte, wo man ihn in den Ostalpen vom Allgäu bis in die Karawanken wiederfindet. 
Heinz E. Studt kann mit dem Buch ganz gut in den östlichen Alpen wildern: Ob Bayern, für Heinz ein absolutes Heimspiel oder Karawanken, auch der Bregenzer Wald ist ein ausgezeichnetes Tourengebiet und so fällt es dem Autoren nicht schwer, passende 66 Highlights zusammenzustellen. Neben Virsic und Mangartstraße fanden wir die Panoramastraße delle Vette am Interessantesten. Zur Pfitschertal Straße sogar eine gute News: die Letzen 4 km bis zum Gipfel sollen laut dem Autoren  nun wieder bis zum Gipfel für Motorfahrzeuge freigegeben werden. Was gehört noch zu den Ostalpen: Gavia und Stelvio, aber auch der Lago di Caldonazzo mit seinen Kopfsteinpflasterstraßen und dem Kaiserjägerweg. Lesenswert, für Leute die Inspiration oder kurze neue Infos zu bekannten Zielen brauchen.

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Nordrhein-Westfalen

Sabine Welte ist vielleicht eine Newcomerin, die engagiert fotografiert und auch einmal ein paar andersartige Ziele ablichtet. Ihr Beritt ist Nordrhein-Westfahlen, eines der Motorradreichsten Bundesländer. Vermutlich muss man in NRW mit etwas mehr Urbanität vorlieb nehmen, obwohl man an manchen Ecken ja auch schnell raus ist aus dem Pott. Hier treffen wir auch auf die Intermot Seite, die der Messe gerade mal 400 Aussteller bescheinigt – sorry, das stimmt einfach nicht, es sind stets mehr als 1000. Ausführlicher und deutlich besser wird die NRW Recherche bei den Motorradtreffs, wie der Tonenburg (HX). Dort wird ausführlicher über das Ehepaar Pirone (Villa Löwenherz) und deren Nachfolger Gesine Kramer und Pete Mackenroth berichtet. Das Buch ist empfehlenswert für Treffens- und Veranstaltungs-Fans.

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Schwarzwald

Autorin Nadja Eckerle ist eine echte Schwarzwälderin aus Baden und liebt ihr Revier. Sie befährt es am liebsten mit einer Harley und entdeckte an 66 für dieses Bruckmann Konzept ihre Heimat aufs Neue. Feldberg, Glemseck aber auch Schönau kommen darin vor, wo der SWR Sportreporterin dann doch eher Jogi Löw als die Stromrebellen der Elektrizitätswerke Schönau einfallen. So richtig viele Berge sieht man nicht auf den Bildern, aber ganz sicher kommen Standart- und ausgefallene Strecken nicht zu Kurz. Das 66 Touren Konzept bietet auch raum, einzelne Personen oder deren Gewerbe vorzustellen. Ich hoffe mal, dass hierfür nicht bezahlt werden muss. Z. B. taucht hier das Portrait einer ‚Kuttenschmiede‘, also einer Näherin, die kommerziell Motorradkutten anfertigt auf. Die Bilder im Buch haben oft relativ wenig Motorradbezug, bzw. bilden nicht so oft wie üblich Motorräder ab. Nadja Eckerle unterteilt den Schwarzwald in 4 Regionen und berichtet über folgende Schwerpunkte: Biker-Treffs, außergewöhnliche Hotels und Einkaufsmöglichkeiten, coole Werkstätten und herausragende Events. Das Buch hält dafür ein einseitiges thematisches Register bereit.

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