Nikon Z5: Schnupperkurs im Vollformat
Ein Angebot für Einsteiger? Es geht ums Vollformat. Die Sensorgröße, die früher Profis vorbehalten war, ist erschwinglich geworden. Sie orientiert sich am Negativformat des guten alten Rollfilms mit 24 × 36 mm. Sie bietet hohe Auflösung, verhältnismäßig große, unempfindliche Pixel und damit gute Low Light Eigenschaften – alles schon nativ. Natürlich gibt es auch Nachteile: Die sind naturgemäß finanzieller Art, weil auch Objektive über eine größere Oberfläche korrekt abbilden müssen. Außerdem gibt es zumindest Unterschiede in der Schärfedarstellung im Vergleich zu kleineren Sensorformaten.
Nikons Erfolgskameras mit dem Namen Z sind 2018 eingeführt worden. Das alte Nikon F-Bajonett wich einem im Auflagemaß verkürzten Z-Bajonett, das den neuen spiegellosen Kameras vorbehalten ist. Mittlerweile gibt es 10 Nikon Z Kamera Bodys mit unterschiedlichen Sensoren, die sich gut am Markt behaupten. Die Z5 ist von 2020.
Die Z5 ist der jüngste und bisher günstigste Vollformat Spross der Z-Serie. Sie bekam viel Lob, weil Nikon ihr alle Gehäuse-Features der professionelleren Z 6 und Z 7 Serie spendierte: stabiler, gedichteter Body mit OLED Sucher mit 3,69 Mio. Bildpunkten und einem 24 × 36 mm großen FX-Sensor. Dort werden die ersten technischen Abstiche bei den AF-Möglichkeiten und in der Sensortechnologie gemacht: Der Z5 CMOS Sensor ist weder BSI noch Stacked.
Die Sucherauflösung und viele Features im Menü sind von den höherwertigen Kameras Z6 II ff. übernommen. Die Abstriche macht man Sensor bedingt bei der Autofokus-Funktionalität und der Schnelligkeit. Damit hat man den Einstieg ins professionellere Vollformat von der Haptik und von dem, was man wirklich sieht (im Sucher) ganz gut gemeistert. Würde Nikon alle Profi-Features, von den über 700 AF Feldern (Z5: 273) bis zur Objekterkennung (Mensch und Tier, etc.), mit dazugeben, gäbe es keinen Unterschied zu den höherwertigen Kameras. Durch diese Sensor- und Prozessor-Wahl sind einigen Features also gewisse Grenzen gesetzt. Eine höhere Bildrate, die Vermeidung von Verzerrung beim Einsatz des elektronischen Verschlusses und die noch höhere Präzision für Autofokus & Belichtung sowie Vorteile bei Dynamik, Rauschen und Motiverkennung sind nur durch den Stacked BSI CMOS Sensoren vorbehalten. Daher macht die Z5 genau hier Kompromisse: Die liegen im Low-Light Bereich, beim AF und bei der Bildrate von nur 4,5 Bildern. Damit sind gute HDR-Bilder aus der Hand nicht ohne weiteres machbar. Das AF- und Bildqualitätsniveau der Z6II wird also nicht ganz erreicht: Trotzdem wird und wurde bei der Nikon Z5 über Firmware-Updates der AF verbessert. KI in Form von Deep-Learning ist aber wie bei den jüngeren Konkurrenten nicht im Spiel. Das hybride Phasen- und Kontrastmesssystem arbeitet zuverlässig, aber konventionell. Der verwendete 24-Megapixel-Sensor, soll der hochgelobten Nikon D750 entstammen. Dort war er jahrelang beliebt, wegen seines Dynamikumfangs, der durch bewussten Verzicht des Tiefpassfilters erreicht wurde. Auch die Auto ISO Funktion wurde an der Z5 verbessert. Man kann nun Grenzen festzulegen und an Verschlusszeiten koppeln.
Nicht gespart wird hingegen am Bildstabilisator, der wie bei den teureren Modellen 5-Achsen (IBIS) bietet und so sehr lange Belichtungszeiten aus der Hand erlaubt.
Was uns gefiel:
Auf dem Motorrad: Unterwegs im Tankrucksack hat bisher noch keine Nikon Kamera bei uns Schaden genommen. Robust gegen Vibrationen, ja sogar Regen und Dreck sind alle Nikon Vollformat Kameras. Da es vom Gehäuse kaum Unterschiede zu den höherwertigen Nikon Z's gibt, sind keine Unterschiede feststellbar. Beruhigend ist hingegen, dass die Kamera nicht so teuer ist wie eine Z 9 oder Z8. Das gibt ein besseres Gefühl, wenn man sie mal ein paar Minuten alleine lassen muss …
EXKURS: CMOS, BSI CMOS und Stacked CMOS:
BSI CMOS können meist eine Blendenstufe verbessert aufnehmen, haben ein geringeres Rauschverhalten und eine schnellere Auslesegeschwindigkeit. Daraus resultieren bei vollelektronischem Verschluss auch schnellere Autofokus-Reaktionen. Stacked BSI CMOS Sensoren gehen noch einen Schritt weiter. Ohne zu sehr auf Details einzugehen: Dabei spielt der Bildsignalprozessor, der DRAM-Speicher (auf Silizium) und die resultierende Auslesegeschwindigkeit eine Rolle. Die Sony A9 war 2019 die erste Vollformat-Kamera mit so einem (aufwändigen) Sensor, Sony hatte aber auch die RX-100 IV (2015) bei den kleineren Sensorgrößen damit ausgestattet. Auch die Z9 von Nikon und Canon R3 haben so einen Stacked Sensor, dem es gelingt mittels zweier Prozessoren bis zu 120 11-MP Bilder in der Sekunde aufzunehmen. Die Vorteile liegen in der Fokus-Geschwindigkeit, der verbesserten Genauigkeit und der schnelleren Motiverkennung. Auch der viel beschworenen Dynamikbereich und das reduzierte Rauschen werden durch diesen technisch verdoppelten „Signalsättigungswert“ erreicht.
- alle Knöpfe sitzen an gewohnter Stelle der Z-Serie
- das gedichtete Magnesium-Gehäuse fühlt sich wertig an
- attraktive Cash-back Aktionen (Sommer 2023) machten den Body mit rund 1000 € noch erschwinglicher
- 27 Z-Objektive zur Auswahl (Z-Reihe)
- Sucherauflösung 3,69 Mio.
Die parallel im Test befindliche Olympus OM-1 ist ein Beispiel für eine Kamera mit kleinerem Bildsensor, die aber das Maximum herausholt. Ihr gegenüber merkt man, dass Nikon die Funktionalität an folgenden Punkten geringfügig zurückgenommen hat:
- Daumenrad und Schulterdisplay fehlen
- nur einfaches Programmwahlrad: gibt analog Auskunft über Belichtungsmodus
- kein BSI CMOS Sensor, kaum Objekterkennung, kein Schulterdisplay, fehlendes Daumenrad am Gehäuse
- nur 4,5 Bilder pro Sekunde, Hybrid-Autofokus mit (nur) 273 Messfeldern
- Nikon bleibt hart und bietet in diesem Preisbereich Schwenkdisplay an
- AF Phasen-Sensoren: 273 auf 90 % der Sensorfläche (vgl.: Olympus OM-1: 1054)
- keinen schnellen Karten-Slot (XQD, CFexpress)
- geringere Farbtiefe, langsamerer AF, kaum KI bei Erkennung, weniger ISO und Abstriche bei Video
Fazit:
Die Z5 ist eine hochwertige Kamera. Auch wenn im Vergleich mehrere kleine Nachteile auftauchen, liegt das hauptsächlich am Vergleich zu teureren Kameras. Nur wer schon einmal mit der Z6 (II) fotografiert hat, wird den BSI Bildsensor vermissen und alles, was damit zusammenhängt. Ohne Zweifel ist Nikon der Einstieg in 'Economy-Fullframe' gelungen, denn es wurde nicht am falschen Ende gespart. So lassen sich Vollformat Erfahrungen machen und die meisten Features wie Handling, Haptik und die Vollformat Bildgestaltung mit ihren Vor- und Nachteilen erleben. Die Canon EOS RP, ist eine ältere Vollformat Einsteiger Kamera, kann mit der Z5 aber nicht mithalten: Bildstabilisierung, OLED-Sucher Auflösung, Speicherplätze und Magnesium-Gehäuse der Nikon sind hochwertiger, nur beim Dual Pixel AF kann die Canon aufschließen. Die Z5 behauptet sich auch hausintern, wenn es nicht auf schnelle Bildfolgen ankommt und es nicht allzu finster wird. Dann sind in der reinen Bildqualität kaum Unterschiede zu den aufgewerteten Z6 und Z6 II Kameras festzustellen.
Eine Alternative für Retro-Fans wäre die neue Nikon Z fc, die auf einem DX Sensor einige der fehlenden Features vereint: gerändelte Einstellräder in Kombination mit einem Mini-Schulterdisplay für die Blenden-Einstellung und dazu ein schwenkbares Display. Das ist schon ein echter Leckerbissen.