WIG Schweißen wie die Profis
WIG Schweißen ist nichts für Anfänger. Und wenn man es doch lernen will? Die WIG Schweißgeräte von GYS kosten leicht 1500 €, Helm, Schweißgut und Argon Flasche nicht mitgerechnet. Doch dann ist man quasi in der Lage alles zu Schweißen: Stahl, Edelstahl, Guss, Aluminium. Doch WIG Schweißen erfordert Know-How und eine ruhige Hand. Nicht für jeden lohnt der Aufwand. Man sollte sich auch zu Anfang nur auf redundante Schweißnähte einlassen, Verbindungen, auf die es im Ernstfall nicht ankommt, die nicht existenziell sind.
Zum Ausprobieren waren wir in der GSI - Schweißtechnische Lehr-und Versuchsanstalt Hannover (SLV) sprachen und praktizierten mit Andy Hildebrandt, dem Ausbilder.
Dort bekamen wir wichtige Tipps.
Aluminium
Bei dem schwerer zu schweißenden Aluminium schweißt man mit AC Wechselstrom und grundsätzlich ist die ‚Masseklemme‘ Plus, die Wolframelektrode Minus. Zum Schweißen benötigt wird möglichst reines Argon, das mit einer Flussmenge von etwa 12 l/Minute eingestellt werden sollte. Inox Schweißen benötigt weniger Flussmenge. Vor der Garage bei Wind und Wetter zu schweißen ist keine gute Idee, schon bei wenig Wind verfliegt das notwendige Argon.
Am Inverterschweißgerät GYSMI TIG 207 AC/DC HF ist hingegen noch eine Menge mehr einzustellen. Die Zünd-Art, Pulse, Nachstömzeit, etc.
Oxidschicht aufbrechen, Nahtvorbereitung, die richtige Einstellung - dann entsteht die feine WIG Naht
Beim Aluminiumschweißen ist es wichtig, die Oxidschicht der zu schweißenden Materialien möglichst gut aufzubrechen. Das macht man am besten mit einer Chrom-Nickelbürste. Die erste Zündung (HF= Hochfrequenz-Zündung) der Wolframnadel versuchte Andy Hildebrandt an einem Kupferklotz, der auf der Metallplatte lag. Es bildete sich sogleich in der Charlotte (an der Wolframnadel, eine kleine Schweißkugel) die für das Aluminiumschweißen obligatorisch ist. Vorher war die (richtige! 1,6 mm) Nadel nur leicht angefast. Die SLV empfiehlt mit Cr-Ni haltigen Aludraht zu schweißen.
Weitere Geräte Einstellungen:
4-Takt Brennerbetätigung, 120 Hz, Dicke (t(s)) 2–3 mm, 7–8 Sek. Nachströmzeit, Balance 1,6, (max. 30 %) je nach WR-Elektrode.
Vorsicht: wer öfter Aluminium schweißt sollte wissen, dass die Dämpfe und der Wolfram-Staub beim Nadel Schleifen bioakkumulativ sind. Bitte entsprechende Vorkehrungen treffen.
Aller Anfang ist schwer, so durchbricht man die Oxidschicht (positiver Bereich) teilweise erst bei 2-3000 °C, was auch der WR Elektrode zu schaffen macht. Das Werkstück kann daher auch gerne vorgewärmt werden.
Beim auf Stoß Schweißen, geht es richtig zur Sache, wenn sich die WR-Nadel im Schweißbad spiegelt, dann hat man auch die richtige Temperatur. Beim 4-Takt Schweißen drückt man am Ende der Naht die Brennertaste und wartet die Nachströmzeit ab, damit Kühlung und Erstarrung lochfrei über die Bühne gehen. Die Pulsen-Funktion sollte man beim Heften abschalten.
So besser nicht - aller Anfang ist schwer
Edelstahl (INOX)
Hier gilt die gleiche Polarität, es wird aber DC Gleichstrom geschweißt. Andy Hildebrandt empfiehlt einen kleinen Spalt zu lassen, dann wird die Durchflussmenge auf 8-9 Liter reduziert. Die WR-Nadel hingegen ist nun sehr spitz angeschliffen, die Schleifspuren verlaufen zur Spitze hin.
Die Zündung geht einfacher vonstatten, dann beobachten wir eine wippende Bewegung im Schweißbad. Eine optisch gutaussehende Schweißnaht ist eben 100 % Handarbeit. Die WR-Spitze sollte auch bei täglichem Gebrauch auch nach einer Woche noch passabel aussehen. Doch die Fehlermöglichkeiten sind groß: Verpolung, falsches Gas (normale Schutzgas-Mischungen funktionieren nicht) oder Kontakt zum Werkstoff ruinieren die Spitze. Wir schweißen bei 80 Ah, in Richtung des Zusatzmaterials. Geschwindigkeit und Vorschub sind Gefühls- und Erfahrungssache. Nur abfallende Nähte sind schwer beim WIG Schweißen möglich.
Weitere Erfahrungswerte:
Flasche nur mit geeignetem Manometer betreiben. Eine 1 Liter Argon Flasche reicht ca. 15 Minuten beim INOX
Aluminium:
Der Balance Regler steuert das in Abhängigkeit mit der Elektrode und dem Werkstoff. Max 30 %. 1 mm 30 A, 3 mm Blech = 90 A, Pulsen: nur langsam pulsen lassen!
Edelstahl:
Anfangen mit 40 Ampere, mit dünnerem Zusatz anfangen. Schmelze bilden, bei Lochbildung mehr Zusatz.
Einstellungen: 4-Takt, Leistung pro mm 30 Ampere. AC Schweißen. Pulse nicht beim Heften! Pulse nur beim Nähte durchziehen. Kehlnaht mit Zusatz schweißen.
Schweißen: 2–3 mm Abstand mit der Elektrode, langsamen Pulse aktivieren. Bei Kanten Schweißen auch ohne Zusatz. Mit Zusatz wird die Naht stabiler. Bei Überlappnaht: mit Zusatz. Dabei leicht rührende Bewegung.
Fazit:
Am Gerät liegt es nicht, wenn etwas schiefgeht, das können die gefragten WIG Schweißer bestätigen. Wer mit der Anschaffung liebäugelt, sollte tatsächlich erst mal einen Kurs machen. So leicht wie E-Handschweißen ist WIG/TIG Schweißen bei weitem nicht. Sehr viele Fehlerquellen sind zu berücksichtigen. Ehe man sich an einen Motorrad-Rahmen wagen könnte, vergeht viel Zeit.
Das Verfahren ist aber sehr universell, feinfühlig und vielseitig einsetzbar. Die von uns befragten Schweißer schweißen quasi alle Schweißnähte von Hand mit dem WIG Schweißgerät. Sollten wir eine Reihenfolge aufstellen, so ist E-Handschweißen sicherlich am einfachsten, gefolgt vom Stahl Schutzgasschweißen. Als technisch nicht einfach gelten das aus der Mode gekommene Autogenschweißen (Sauerstoff, Acetylen, Brenner) und WIG/TIG Schweißen. Wer Aluminium Schweißen kann, ist Profi.
- Vielfältige Einstellmöglichkeiten
- Geringes Gewicht (Invertertechnik)
- Für Anfänger schwer zu handhaben, mäßige Bedienungsanleitung