Lost Places in Europa und Deutschland

Lost Places: Fotobuch von A. Hansmann
Lost Places: Fotobuch von A. Hansmann

Mittlerweile gibt es nicht nur Fotobücher von Lost Places, sondern auch Bücher, wie man Lost Places am besten fotografiert. Diese Rezension handelt von beiden. Auch eignen sich Lost Places für Entdeckungstouren mit dem Motorrad. Clemens Gleich hat sich 2017 dem Thema angenommen und bestreitet eine Serie in der Roadster.

Und vielleicht wird (ist?) sogar der neue Flughafen (BER) von Berlin eines der berühmtesten Lost Places, wer weiß das schon?

Rezension Lost Places – Verlassene Orte Fotografieren

Ein Buch in acht Kapiteln von Axel Hansmann.

Seit 2008 intensiv mit Lost Places beschäftigt, 60 Plätze mehrfach besucht, rund 20 Ausstellungen zum Thema hat Axel Hansmann auf dem Buckel. Daher fühlt sich der diplomierte Soziologe und Pädagoge, (später auch in der Kopier- und Druckbrache tätig) berufen und brachte dabei die technischen Grundlagen der Fotografie von der Pike an mit, obwohl er damit ein fotografischer Autodidakt ist.


Das persönliche Vorwort liest sich etwas konservativ, aber vielleicht gehört das zur Liebhaberein von verlassenen Orten mit dazu. Seine analoge Kamera hat der Autor vor Jahren verkauft, aber als Drucktechniker vermisst Axel Hansmann nun den Vergleich zwischen Bildern gleichen Ortes in Digital- und Analogtechnik. Die Ausgewählten Fotos jedenfalls sind wunderbar und überwiegend mit Canon APS-C Kameras der Baureihen 450D, 500D und 8oD geschossen.

„Meine Fotografien sollen auch eine Dokumentation der sichtbaren Wirtschaftswunden der Wiedervereinigung sein."

In seinem Buch gibt er eine Menge Tipps schreibt über die ‚Urbexer-Szene‘, eine Szene, deren Name sich aus urban und exploring ergibt und deren Kodex ‚Take nothing but pictures‘ ist.

Übersicht (teils kommentiert)

Kapitel 1: Wo haben Sie diese Bilder gemacht?

2: Fotografieren von verlassenen Orten

3: Fotografieren in verlassenen Orten

Hier geht es auch um Gefahren, die in Lost Places lauern können.

4: Graffiti

Graffitis und Wandmalereine in russischen Kasernen oder auch dem Graffitis als Kunstform.

5: Verlorene Orte Outdoor

Zu den beschriebenen verlorenen Orten Autor zählen Berlin Spreepark, Berlin Teufelsberg, einige Beispiele aus Russland oder der Zentralfriedhof Wilmersdorf.

6: Exkurs Mystik

Im Kapitel Mystik widmet sich der Autor dem Thema Erotik im Zusammenhang mit Lost Places insgesamt. Das Kapitel Mystik handelt von Beauty entfesseln und Erotik. In diesem Kapitel werden auch genauere Fotoumstände und Daten zu den Fotos abgebildet.

7: Die Bildbearbeitung

Die Bildbearbeitung, Belichtung und Beleuchtung sind Themen, besonders HDR und Dynamikverbesserer, bspw. um starke Kontraste zwischen Innen- und Außen abzumildern, finden Erwähnung. Der Zusammenhang zwischen DPI, Auflösung und Fotogröße, sowie der Unterschied zwischen den verschiedenen Fotosensor-Größen werden so auch für Anfänger anschaulich beschrieben.

8: Was machen mit den Bildern?

Dabei geht es um Ausstellungen zu organisieren um Drucker und Präsentation und schlussendlich auch um soziale Netzwerke.

Fazit: Das Buch widmet sich eher der Technik des Fotografierens zu, als der Mystik und dem Auffinden von Lost Places. Es ist daher ein spezielles Fotobuch, das viel Wissenswertes um das Thema Los Places-Fotografie beschreibt und anschaulich Beispiele sowie Erklärungen und Anleitungen bietet. Aufmachung, Layout und Systematik liefern ambitionierten oder interessierten Fotografen einen guten Einstieg in die lost Places Fotografie. Autor Hansemann ist dabei kein junger Graffiti-Künstler, sondern jemand, der im gesetzten Alter von der Pike auf Dinge und Zusammenhänge erklären kann. Wer schon vorher angefixt war, von Lost Places, der wird nun Lust bekommen, auf seinen Fotos solche Plätze zu entdecken und adäquat darzustellen.

Die Welt der verlassenen Orte II

Urbex-Fotografie (Urban Explorer), doch warum eigentlich urban?

Das Buch aus dem mitteldeutschen Verlag ist komplett zweisprachig und erinnert an den Dumont-Titel Stillgelegt. Darin tauchen Lost Places verteilt über die ganze Welt auf: Taiwan, Australien, Italien, Frankreich, Deutschland, Niederlande, Belgien, Frankreich oder auf dem amerikanischen Kontinent.

Nicht nur die Aufmachung erinnert an den Band Stillgelegt, sondern auch der Autor Michael Täger ist identisch.

Als Aufmacher dienen die sogenannten UFO-Häuser (von 1978) der verwaisten Tourismusanlage Sanzhi in Taiwan. Das Feriendorf ist mittlerweile komplett abgerissen (2010) und soll zu einem kommerziellen Badeort und Wasserpark umgestaltet werden.

Einige der Fotos wirken, als sein sie mit einer Lomo oder einem Handy gemacht, sie weisen Eckenabdunklungen auf.

Space Shuttle eingefroren

Ralph Mirebs: Der Cosmodrom von Baikonur/Kasachstan wird einem Hanber für einen Space Shuttle namens Buran Prototyp abgebildet. Ein keramischer Panzer sollte die Raumfähre bei dem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre vor dem verglühen schützen. Sogar Triebwerke und das Cockpit sind auf den Aufnahmen vollständig zu erkennen. Der Hanger muss komplett noch während der Produktion verlassen worden sein, denn alles wirkt, wie spontan liegengelassen: Equipment, Werkzeug, Gerüste – fehlen nur doch die Arbeiter. Seit der letzten Tätigkeit sind aber Jahrzehnte vergangen. Das Projekt geht auf das Sowjetischem Space Shuttle Programm von 1974 bis 1993 zurück. Verlassen – absolut lost – so steht sie nun in der südkasachischen Steppe.

Road Movie

„Die Rose des Windes“ oder Windrose ist auch einer ein Lost Places, der in der in Zentralfrankreich nahe der Kleinstadt Fayl-Billot La Folie. Die ehemalige Autowerkstatt mit Tankstelle liegt an einer Wegkreuzung an der Nationalstraße 19, vor dem Gebäude stand noch 2011 eine Citroen DS. Die Windrose war vielleicht ein Trucker Treffpunkt, den anscheinend komplett das zeitliche gesegnet hat. Abschleppdienst, Reparatur Service Ersatzteilhandel, eine Waschanlage und den Erwerb von Pkw könnten der Broterwerb des Besitzers gewesen sein. Wie der Fotograf Martin Graf schreibt: ein Ort, an dem der Fluss der Zeit zum Stillstand gekommen zu sein scheint und die Regale die rätselhaften Ablagerungen eines früheren Lebens tragen: Werkzeuge, verrottete Elektrogeräte, Kabel, Kisten mit rostigen Metallschrott, Kannen, Flaschen und ausgeblichene bunte Dosen.

Das Buch ist ein Sammelsurium aus den unterschiedlichsten Städten. Besonders auch die Texte von Peter Traub glänzen, die Bilder strahlen naturgemäß Destruktion und Melancholie aus.

Ob Lost Places in Tallinn oder die verfallenen Stätten des II Weltkrieges in Wünsdorf, dem ehemaligen ‚Nervensystem der Wehrmacht‘, fotografiert von Andreas Franke. Sie zeigen Unterkünfte und Behandlungsräume (Tallin) oder den Verfall von östlichen Kasernenanlagen.

Insgesamt eine interessante Buch-Zusammenstellung, man manchen Stellen wirkt die weltweite Sammlung aber beliebig: In letzter Zeit sind eine Menge solcher Titel erschienen.

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