Kalabrien & Basilikata

Die beiden Regionen im äußersten Süden Italiens hat sich Annette Krus-Bonazza aufs Korn genommen. Abgelegene und eher unbekannte Urlaubsregionen haben es schwer auf dem deutschen Reisemarkt, doch gerade dort kann man das erleben, was anderswo selten geworden ist: Ursprünglichkeit, nur wenig durch Tourismus verfälschtes Alltagsleben. Die Autorin nennt nicht nur die Orte, die attraktiv und einen Besuch wert sind, sie schreibt auch unverblümt, wo die ‚Schmuddelecken‘ Kalabriens sind, wo man nicht unbedingt hin muss. So gibt es am Ionischen Meer einige eintönige Küstenorte, für die man nicht unbedingt einen Umweg machen muss, es sei denn, man ist mit den endlosen Sandstränden allein zufrieden.

Touristische Zentren Kalabriens wie Tropea, Scilla oder Reggio Calabria finden den angemessenen Raum, auch Schönheiten aus dem Hinterland wie der Pollino Nationalpark, die Sila Grande und Piccolo oder der kalabrische Aspromonte werden gebührend beschrieben. Neben der Molise ist die Basilikata wohl die unbekannteste Region Italiens. Sie hat nur 30 km Anteil am Thyrrensichen Meer, an deren Küste sie aber für Motorradfahrer ein wahres Feuerwerk abschießt: Glasklares Wasser, eine kurvige Küstenstraße und Orte wie Maratera, über der eine riesige Christusstatue wie jene in Rio de Janeiro die Hände ausbreitet. An den Hängen des Vulkan Monte Vulture gedeiht ein weit über die Grenzen hinaus bekannter Wein und die Höhlen (Sassi) von Matera im zerklüfteten Gravinatal wurden von der UNESCO schon 1993 zum Weltkulturerbe erklärt.

Auch das aus dem Mittelalter bekannte Melfi, von dem die Geschicke des Mezzogiornos gelenkt wurden, ist einen Abstecher wert. Der Bischofssitz ist aus der Ferne durch seine normannisch-staufische Burg zu erkennen, die durch den Stauferkaiser Friedrich II. großzügig erweitert wurde. Kalabrien und die Basilikata haben viele Gesichter, Annette Krus-Bonazza schreibt auch über die albanische Bevölkerungsminderheit, über Carlo Levi oder die ‘Ndrangheta oder die Zedratfrucht und das Bergamotte-Öl. Berlusconis restriktive Flüchtlingspolitik, die den südlichen Gestaden des Mittelmeers den Namen ‚Meer der Tränen‘ einbrachte, findet im Buch allerdings kaum Erwähnung.

Annette Krus-Bonazza: Jahrgang 1957, geboren in Höxter (Ostwestfalen). Lebt und arbeitet seit ihrem Studium der Geschichte und Germanistik in Bochum als Historikerin und Reisejournalistin. Im Laufe ihrer beruflichen Tätigkeit als Geschichtswissenschaftlerin hat sie diverse Veröffentlichungen zur Sozial- und Kulturgeschichte des Ruhrgebiets verfasst. Daneben widmete sie sich – vorzugsweise direkt vor Ort – dem Studium der italienischen Sprache. Der Titel »Kalabrien & Basilikata« ist ihr erster Reiseführer für den Michael Müller Verlag, weitere folgten.

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