"Fotografisch-ethnologische Vermessung der deutschen Einheit"

Der Fotograf Ulrich Kneise fotografiert gerne analog. Schwarzweiß. Ein Buch, das allen, die sich einmal entlang des Grünen Bandes bewegen wollen, viel Stoff liefert. Wir bekamen es unaufgefordert zugeschickt, wohl wegen der oben genannten Reportage.

Es geht um 'Randgebiete inmitten Deutschlands' mit dem Subtext: "Grenze als soziologische und kulturprägende Tatsache. Entlang der thüringischen Grenze zu Niedersachsen, Hessen und Bayern"

Die Autoren weisen auf die Paradoxie der Entstehungsgeschichte hin, das mit der Schließung und der fortschreitenden Abriegelung der Grenze zwischen der DDR und der BRD entstand: "Kulturlandschaften, die einst in der Mitte Deutschlands lagen, verwandelten sich zu Randgebieten. Mit 763 Kilometern fiel die Hälfte des gesamten Grenzverlaufes auf Thüringen und trennte es von den Nachbarregionen in Niedersachsen, Hessen und Bayern."

Als Rezensent kann man sagen, dass das Bild-Text-Buch professionell gemacht ist und dass die Unterstützung durch die Bundesregierung 'den Beauftragten für Ostdeutschland' sicher dazu beigetragen hat. Kritisches muss man auch dann nicht erwarten. So wird die Bundeswehr im Vergleich zur NVA hervorgehoben (man bewegt sich in einem Arbeitsverhältnis ohne jede Attitüde') es tauchen Folklore und sogar seltsame Burschenschaften auf ("Ich bin zum Fotografieren ... zugelassen. ... Unten knipsen Antifa-Paparazzi jedem Ankömmling ins Gesicht, um ihn ins Netz zu stellen"). Für den Grüne-Band Reisenden gibt es dennoch einen Mehrwert, einfach durch Bilder, die zahlreichen Interviews und Anregungen der beiden Eisenacher Autoren.

 

Es ist also eine subjektive Bestandsaufnahme, die Ulrich Kneise und die Ethnologin Juliane Stückrad im Jahre 2023 machen. Beide sind unweit des Sperrgebietes an der Grenze zwischen BRD und DDR im thüringischen Eisenach aufgewachsen.

Oder mit den Autoren ausgedrückt:

"Sie kommen Menschen in Wort und Bild nahe, die auf beiden Seiten der einstigen Staatengrenze beheimatet sind, und versuchen zu verstehen, wie sie mit den unterschiedlichen historischen Erfahrungen gegenwärtig umgehen und in die Zukunft blicken."

 

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