Interview mit Garmin Monterra-Produktmanager Peter Weirether­
PM Monterra: Peter Weirether
PM Monterra: Peter Weirether

Interview: (Test weiter unten)


Wir sprachen mit Garmins Produktmanager Peter Weirether über  über das neue Garmin Flaggschiff Monterra.


Motorradreiseführer:

  • Welche Überlegungen standen bei der Entwicklung des Monterra im Vordergrund, welche Trends wollte man vorantreiben?


P.W.: Das Monterra ist ein eigenständiges Navigationsgerät, das die Vorteile eines robusten Outdoor GPS-Gerätes mit den Erweiterungsmöglichkeiten des Android-Betriebssystems kombiniert und dem Anwender besonders viele Möglichkeiten bieten soll. Es ist nicht auf nur eine Freizeitbeschäftigung festgelegt, sondern durch das offene Android Betriebssystem stehen multiple Möglichkeiten zu Auswahl, bis hin zum selbst Programmieren von Spezialanwendungen. Das Monterra ist eine Kombination aus Garmin eigenen Anwendungen und dem Android iOS.

  • Warum hat man auf eine unabhängige Web-Anbindung (SIM Karte) verzichtet?


P.W.: Der Monterra sollte kein Smartphone ersetzen, lässt sich aber auf Wunsch mit einem verbinden und kann über die Tethering Funktion auch dessen mobile Datenübertragung adaptieren. Wir gehen auch davon aus, dass Monterra-Nutzer in der Regel bereits ein Smartphone besitzen und bei Bedarf darauf zurückgreifen können. Deshalb hat Garmin auf eine SIM-Karte im Gerät verzichtet.

  • Ist das Gerät mit dem neuen Display des Monterras genauso stoßfest, wie das des Montanas?


P.W.: Garmin hat selbst viele Versuche unternommen, Kunden die Angst zu nehmen: wir haben das Gerät flach auf den Steinboden geworfen, mit dem Hammer darauf herumgehauen. Tatsächlich kann unter ungünstigen Umständen (spitzer Stein in der Mitte des Displays) ein Riss entstehen, aber das kapazitive Smartphone-Display ist, ähnlich wie die aus Gorillaglas, sehr robust. Wir haben einen Hersteller, der ähnliche Qualität liefert. Übrigens passt das Monterra in alle Montana-Halterungen (Anmerkung: siehe auch Touratech Shop).

  • Bei den Android-Versionen 4.x. gibt es z.T. Probleme mit der Wahl des Speicherortes für Anwendungen. Wir hatten mehrere Karten von OSMAND installiert, konnten die Dateien nicht verschieben und mussten deinstallieren. Ist mit einer Behebung /Update zu rechnen?


P.W.: Das Problem ist in der Android-Welt bekannt, jedoch gibt es derzeit zweierlei Updates: die der Garmin-Firmware und die des Android-Betriebssystems. Garmin muss jedes Mal entscheiden, ob es ein Android-Update mitmacht, weil daraufhin alle möglichen Garmin-Anwendungen angepasst werden müssen. Vor allem wird vorher der Nutzen für die User überprüft. Im März 2014 gibt es ein weiteres Firmwareupdate, das voraussichtlich auch die bisher in Englisch erscheinenden Navigationsfelder in der Garmin-Navigationsansicht korrigieren wird. Wann das Speicherorte-Problem behoben wird, ist von Googles Android abhängig, dazu gibt es bisher keine genaue Timeline. Bei den nächsten Updates könnten aber durchaus noch neue Funktionen hinzukommen, wie in der Vergangenheit schon öfter bei Garmin Produkten geschehen.

  • Welchen Zweck hat der UV-Sensor?


P.W.: Der UV-Sensor arbeitet mit dem Garmin-Wetter-App zusammen, um den UV Index anzuzeigen. Natürlich sieht man auch so, wie stark die Sonne scheint, aber wir haben den Sensor auch eingebaut, weil er vielleicht für zukünftigen Apps eine Funktion haben könnte.

  • Zu den Custom-Maps: Ist deren Kachelgröße immer noch in der Größe festgelegt/limitiert?


P.W.: Hier hat sich bisher nichts verändert. Das liegt am Dateiformat für die Custom-Maps. (max. 1024 x 1024 Pixel oder auch 512 x 2048 Px, Max 3 Mb)

  • Welche Apps (und welches Zubehör) empfehlen Sie für das Monterra?


P.W.: Das ist ein nahezu unüberschaubares, weitreichendes Feld. Im Google-Play-Store gibt es eine große Anzahl spezieller Apps für unterschiedlichste Anwendungsszenarien. Wir unterscheiden zwischen Garmin Apps und fremden Apps. Die Garmin Apps sind fast alle auf dem Gerät vorinstalliert.

Ein Tipp für den Google Play Store wäre die Garmin Virb Mobile App in Kombination mit unserer Action-Kamera Virb Elite: Diese bietet im Vergleich zu den Fernsteuer-Möglichkeiten des zumo 390 LM (hier: Firmwareupdate) zusätzlich eine Capture (Live-Ansicht), die die Zumo App nicht bietet. Die komplette Kamera kann so vom Monterra konfiguriert und gestartet werden.

  • Noch eine Frage, bei uns war der Akku immer leer, auch wenn das Monterra nach dem Laden ausgeschaltet war. Laufen im Hintergrund weitere Apps, die sich nicht ausschalten lassen?


P.W.: Das kann nur an der Standby-Funktion liegen, achten Sie darauf, dass das Gerät wirklich komplett herunterfährt. Zum Standby kommen sie durch einen kurzen Tastendruck auf den Hauptschalter, dann laufen viele Anwendungen (Tracking etc.) im Hintergrund weiter und verbrauchen Strom. Ein langer Tastendruck, danach das Herunterfahren bestätigen, dann dürfte keinerlei Akkuleistung verbraucht werden.

Vielen Dank für das Interview, Herr Weirether!

MR-Tipp: CustomMaps Anleitung auf Navigation-Professionell.de oder auf MR.

Androides Garmin: Monterra

Im Vorfeld gab es Kritik für das neue Garmin Flaggschiff Monterra. Doch es ist wie neuerdings so oft: Bei der Produktvorstellung ist die Gerätesoftware meist noch nicht ausgereift und so kommen Performance und Stabilität erst peu à peu.

Das Monterra wird mit der Android Version 4.0.4 („Ice Cream Sandwich”) geliefert, die Firmware Version ist im Juni 2014 bei 3.2 angekommen. Ausgestattet mit einem kapazitiven (!) 4-Zoll Bildschirm kann man mit dem PNA vor allem eines: jede Menge Apps und Navi-Anwendungen laden, kann neben den ausgereiften Garmin Karten auch andere verwenden. CustomMaps (gescannte Karten), BirdsEye-Luftbilder, Vektor- und Rasterkarten, alles ist möglich und diese Tatsache macht das Monterra zum umfangreichsten Navigationssystem auf dem Markt überhaupt. Endlich können via Wi-Fi (eine Mobildatenverbindung fehlt ebenso wie eine SIM-Karte) Daten abgeglichen und aus dem Netz gesaugt werden. Das Gehäuse ist von den äußeren Maßen mit dem des Montana identisch, was die Motorradhalterungsfrage erleichtert (bereits im Fachhandel vorhanden).

Neue Möglichkeiten mit dem Monterra

Garmin öffnet quasi das Betriebssystem des Personal Navigators mit dem Google Handy Betriebssystem Android. Damit sind Tür und Tor geöffnet für alle möglichen anderen Landkarten-Apps, solange es nur ein Programm im Google Play Android Shop gibt. OSMAND, Ape@Map, Lokus, Komoot, Mapfactor, Michelin und wie sie alle heißen. Auch Geocaching wird auf dem Monterra einfacher, weil man spezielle Programme laden, Fotos und Sprachmemos gleich auf der Karte ablegen kann (OSMAND). Beim Motorradfahren interessant sind die verschiedensten Möglichkeiten Vektor- oder auch Rasterkarten einzublenden. Beim Monterra geht das wie beim neuen Zumo 590 LM: auch für jede Rasterkarte einzeln. Leider gibt es für den Monterra keine Garmin Smartphone Link App, wie beim Zumo 590 LM. Neu ist etwa noch die Möglichkeit, andere Geräte über Android Apps mit dem Monterra zu steuern. Zum Beispiel gelingt es, mit einem Monterra einen Kettenöler wie den Rehoiler in den richtigen Modus (Regen/Offroad/Standart) zu schalten.

Welches Programm empfehlen wir für die Tourenplanung?

Für Mapsource scheint die Zeit abgelaufen zu sein, obwohl besonders die älteren (und zahlungskräftigeren) User damit besser zu Recht kamen, als Jüngere. Der Support für Mapsource ist seit Oktober 2010 eingestellt. Basecamp wird mittlerweile (Version 4.3.3) Mapsource immer ähnlicher, doch das ist ein anderes Thema.

Wir empfehlen nach einiger Einarbeitszeit Garmin Basecamp oder den Motoplaner.de von Denny Rieche. Dort werden Routen erzeugt, die dann in dann per Explorer manuell in den Garmin/GPX Ordner verschoben werden können.

Anbau-Montage-Handling-Hardware

Für Garmin-Versierte ist das alles Routine: Die Batteriepole müssen freigelegt werden, eine kleiner Kabelbaum verlegt und eine Ram Mount Lenker-Klemme montiert werden. Wer schon ein Montana oder BMW Navigator Adventure sein eigen nennt braucht nichts Neues zu montieren: die drei Geräte besitzen die gleiche Garmin-Halterung. Das Gerät sollte keine Instrumente abdecken und bei Lenkanschlag nirgends gegenstoßen. Beim Tankrucksack könnte es schon eng werden doch sind für die Ram-Mounts verschieden lange Arme erhältlich. Wir empfehlen das Display hochkant zu verwenden. Die Hardware ist robust, relativ schwer (333g) wenig kratzanfällig und wird von einem Li-Io Akku oder alternativ 3 AA Batterien/Akkus befeuert. Nur der Garmin Akku kann direkt per Mini USB am Netz geladen werden. Das Display ist gut, vor allem bei Sonneneinstrahlung gut ablesbar, bleibt aber in der Auflösung (272 x 480 Pixel) sichtlich hinter aktuellen Handy (Samsung-) Displays zurück: Das ist besonders bei kleinen Karteneinträgen (wie bei OSM Karten üblich) ein kleines Ärgernis.

Die Garmin-Funktionen

Der Monterra hat genau 3 analoge Hardware-Knöpfe, die seitlich wie beim Telefon liegen. Der Netzschalter bringt bei einmaligem kurzem Druck das Monterra in eine Art Schlafmodus, der vornehmlich das Display ausschaltet. Wi-fi, GPS, etc., laufen wenn aktiviert weiter, zeichnen also einen Tack auf und verbrauchen Strom. Wer das nicht will, sollte entweder die Funktionen deaktivieren oder das Gerät durch langen Druck auf die Taste ganz ausschalten!

Zu den Garmin Apps gehören neben Karte, Routenplaner und Kompass auch dinge wie Geocaching (auch 8 MP Kamera!), neues Adventure (Basecamp), eine Virb Fernsteuerung, Radio, Kamera, Wettervorhersage (bei Wi-Fi oder Tethering), eine Taschenlampe oder z.B. der Chirp Peakfinder. Im Menü der anderen Apps empfehlen wir den Android Assistent und als Kartenprogramme auch OsmAnd (s.u.). Dieses Menü ist aus Google Play zu ergänzen.

Anders als bei den Garmin Zumos muss man sich erst einmal an übergreifende, globale Menüs gewöhnen. GPS oder Wi-fi werden einfach für alle Programme per Schnellzugriff ein- oder ausgeschaltet.

Navigieren

Darum geht es eigentlich. Das Monterra ist etwas für Technik Freaks, für Menschen, die ein Navi für alles suchen. Man entdeckt sich schon fast zu oft beim Spielen, Ausprobieren während der Fahrt. Wer alles wissen will, schaltet unterwegs öfter von einer Karte auf die andere oder gar von einer Navigations-App auf die andere um und vergleicht das Ergebnis. Das Tracking läuft zumindest bei den Garmin Karten im Hintergrund hinterher, so dass nichts verloren geht. Wie zu erwarten kommt ist so ein vielfältiges Gerät nicht gleichermaßen gut für alle Freizeitbeschäftigungen geeignet. Den einen ist es zu groß oder zu schwer, Motorradfahrer könnten sich an manchen Stellen über die erschwerte Eingabe mit Handschuhen beschweren. Handschuhe waren bis vor kurzem auf den harten kapazitiven Displays noch überhaupt nicht möglich, nun gibt es Probleme, wenn die Schaltflächen sehr klein sind, wie bei der Texteingabe. Die Möglichkeiten gerade auch mit OSM Karten wie denen von OsmAnd sind überwältigend: es können verschiedene Karten und Luftbilder sogar teiltransparent als Over- und Underlay übereinander geblendet werden. Leider vermissen wir die einfache Zwischenziel-Funktion und die Routenübersicht der Zumos. Bis zur Firmware-Version 2.2 zeigte Monterra beim Navigieren englische Leittexte an, dieses Problem ist mit dem letzen Update (3.2.) behoben.

Fazit

Nach einiger Wartezeit ist das Monterra ein großer Wurf. Trotzdem weiß man schon jetzt was kommen wird: ein höher auflösendes Display und eine verbesserte Bedienung. Softwareseitig bleiben dank Garmin Maps und Android Google Play kaum noch Wünsche offen. 


Plus

  • Mikrophon (für Memos) und Lautsprecher
  • Verschiedene Profile für die Berechnung der Route (10)
  • NFC fähig
  • Custom Maps kompatibel (alle ein oder alle aus)
  • WLAN oder über WLAN-Hotspots oder das eigene Handy („Tethering“) mit dem Internet verbinden
  • Möglichkeit, einen Kettenöler über Android zu steuern (Android, #Rehoiler)
  • Bis zu 20 h (nur unter günstigsten bedingungen, Display aus)
  • Einfacher POI Import: Garmin *.gpi in einen neuen Ordner POI (Gerätespeicher, Verzeichnis Garmin) kopieren. POI Suche: Zieleingabe --> Extras (!)
  • Bei Sonne sehr gut ablesbares ablesbares kapazitives Display


Minus

  • Bildaufbau bei vollem Speicher langsam (Android-Problem)
  • Display könnte eine höhere Auflösung bieten
  • Bei aktivierten Hintergrund-Funktionen kurze Akkulaufzeit
  • Display mit Handschuhen schwerer zu bedienen
  • Kinderkrankheiten in der Gerätesoftware (2013 bis Mitte 2014)
  • KEIN Smartphone Link (wie z.B. Zumo 590 LM)

INFOS und Tipps

Kommentare

Kommentar von Ernst Brandt |

Ein Fehler, der den Kauf des Monterras vorläufig ausschließt !
Das neue Montana 610 beherrscht diese wichtige Funktion, wie ich heute bei Globetrotter in Berlin im Freien ausprobieren konnte .
Dafür haben die neuen Montana's einen schwerwiegenden Hell-Dunkel- Kontrastfehler :
Die Schummierung ist im Berg so dunkel , dass kein Weg oder Pfad bei näherer Zoomstufe zu erkennen ist !
Das alte Montana 600 kann das aber hervorragend !
Außerdem ist das neue Montana nicht heller beim Display und nicht schneller beim Kartenaufbau !
Grüße Ernesto

Kommentar von Ernst Brandt |

Leider lässt sich beim Routing auf den Garmin Topo-Karten die rote Routinglinie nicht kurz aufheben, um nachzuschauen, ob man mit dem Mountainbike auf einer durchgezogenen, gestrichelten oder gepunkteten Linie/Weg-Pfad unterwegs ist!
Bei den Montana Geräten ist diese äußerst wichtige Funktion ausführbar. Wer kann mir helfen,
sodass ich zum Käufer werde ? ! Ernesto

Antwort von Markus Golletz

Hallo Ernesto,

ist mir leider auch nicht bekannt. Du kannst höchstens die Navigation beenden und es Dir dann noch mal anschauen. Dann wieder neu berechnen. Sicherlich ein etwas unangenehmer Fehler.

Lieben Gruß

Markus

Was ist die Summe aus 5 und 2?