Für die extreme Tour bei Schnee oder Sand

The North Face VE 25: Expeditionszelt für Abenteurer

Abenteuer kann aufregend sein, nur möchte man im Schlaf nichts allzu abenteuerliches erleben. Das VE 25 ist ein Zelt, das vor allem eines zu bieten hat: keine Kompromisse. Es ist derb, windfest und expeditionserprobt. Besser noch, es hat sich seit seiner Markteinführung 1978 auf hunderten Expeditionen in Schnee und Eis bewährt und ist ständig weiterentwickelt worden.

Keinerlei Schwachpunkte offenbart das Zelt bei den verwendeten Materialien, dem Gestänge und der Verarbeitung. Die geodätische Stangenkonstruktion macht es zum stabilsten Zelt seiner Klasse. Diese erzeugt einen halbkugelförmigen Innenraum mit steilen Wänden und damit großer Nutzfläche (4,5m²). Die Konstruktion ist in Sachen Sturmstabilität und Schneelastunempfindlichkeit unübertroffen.
Entwickelt in den 1970er Jahren und seitdem bewährt.

1978 entwickelte der kalifornische Outdoor-Ausstatter The North Face zusammen mit Richard Buckminster Fuller die erste komplexe geodätische Zeltstangenanordnung. Der Expeditions-Klassiker, das „VE 24“ (damals noch ohne Apside) war geboren. Das heutige VE 25 kam 1985 auf den Markt.

Die Ausstattung

Im Expeditionsbereich sind alle Standards etwas stärker dimensioniert. Das fängt bei den robusten Reißverschlüssen an, geht weiter bei einem hochwertigen Gestänge unbd endet bei von innen bedienbaren Lüftungsmöglichkeiten am Dach und in Bodennähe. Ein einengender Zelthimmel wird nicht gebraucht, Taschen sind reichlich vorhanden. Am Außenzelt sind Snowflaps angebracht, die man nur bei Schnee und Sand wirklich benötigt. In der großen vorderen Apsis blickt man durch ein ‚PU-Bullauge‘ (normales Zeltfenster) nach draußen, das laut Spezifikation arktischen Temperaturen von -50°C standhält. Das Ø 9,8 mm DAC Featherlite Gestänge ist von hoher Qualität, ebenso wie die Heringe von DAC. Bei dem Kaufpreis von rund 700 EUR wünscht man sich lediglich einen zweiten Satz Heringe für unterschiedliche Böden. Außen geht es mit Abspannleinen mit Kevlar und fluoreszierenden Elementen weiter, das RipStop Nylon Überzelt ist in der EU Summit-Series des VE 25 mehrfach Silikon beschichtet und damit gut gegen UV-Strahlung gerüstet.

Der Aufbau ist einfach: die Stangen werden in die vier sich kreuzenden Kanäle des Innenzeltes gesteckt. Das steht absolut knitterfrei und stramm. Das Nylon-Überzelt wird über das Innenzelt geworfen, die stabilen Ösen mit den Innenzeltstangen verhakt und gespannt. Minimal sind 4-5 Heringe zu empfehlen; will man es wirklich schneesturmfest, bietet das VE 25 allerhand Abspannmöglichkeiten. Damit das Außenzelt bei Sturm das Innenzelt nicht berühren kann, sind in der Fläche zwei schwammartige Abstandhalter angebracht.

Im Frühjahr 2011 bekommt das VE-25 eines seiner regelmäßigen Updates: ein verbessertes Taschensystem im Innenzelt und nachtleuchtende Zipper.

Testerfahrungen:

Das VE 25 ist so ungefähr das Gegenteil der wackeligen Quechua Wurfzelte, dafür dauert der Aufbau des 'Geodäten' ein bisschen länger, als bei einem 2-Stangen-Iglu: gut Ding will Weile haben. Schon beim Eintreten ins luftig helle Zelt fallen die extra breit dimensionierten Zipper an den beiden Eingängen auf: Sie sind auch mit Handschuhen zu bedienen und für 200-tausendfaches Öffnen und Schließen (!) konzipiert.

Geodäten‘ stehen absolut stabil, weil sich die stabilen Alustangen (mindestens vier, nur zwei treffen sich am höchsten Punkt) auch am Umfang der Zeltaußenfläche und nicht nur am höchsten Punkt der Kuppel kreuzen. Weil sie in die Stofftunnel des Nylon-Innenzelts geschoben werden und nicht wie bei anderen Konstruktionen punktuell in Plastiklaschen eingehängt werden, garantiert diese Konstruktion die einzigartige Stabilität, die man bei Schneelast oder bei Windstärken braucht. Aber auch beim normalen Camping bringt das VE 25 Sicherheit gegen Wassereinbrüche, gegen unschöne Erlebnisse bei aufkommendem Wind, aber auch ein angenehmes Raumgefühl im sechseckigen, gelb gefärbten Innenzelt, das auch einige Anknüpfungspunkte für Leinen bietet.
Im MR-Wintertest überzeugen auch die robusten DAC Alu-Heringe, alle üppig dimensionierten Reißverschlüsse und Spannösen. Kaum ein Innenzelt steht so stramm und präzise geschnitten wie das des VE 25.

Das 5-kg-Zelt ist eindeutig etwas für Motorradfahrer, die auch vor Wintercamping nicht zurückschrecken und ein sturmfestes Zelt brauchen. Wer nur auf parzellierten Campingplätzen steht, benötigt kein Expeditionszelt, schaden kann es aber auch nicht. Das VE 25 ist Abenteurern und Alpinisten zu empfehlen, denen ein robustes und langlebiges Zelt wichtig ist. Wer das Zelt auf dem Rücken tragen muss, sollte sich lieber bei anderen bei MR getesteten Zelten umsehen. Das VE 25 ist das ideale Basislager für den längeren Motorradurlaub, das freie Zelten in der Natur und für extreme Klimazonen optimal geeignet.

MR testete parallel das 3-Jahreszeitenzelt Akka Dome 2 von Fjällräven.

Basisdaten TNF VE 25

2-3 Personenzelt mit einer 6-eckigen Innenzeltfläche von 265 x 215cm, Höhe 122cm, Bodenfläche: 4,5 m2
Gewicht: 4.900 g
Packmaß: 23 cm x 61 cm
Außenzelt: 40 denier, 240T Ripstop Nylon Si (100% Nylon), Wassersäule: 1500 mm

Innenzelt: 100% Ripstop Nylon mit zahlreichen Taschen, Abspannmöglichkeiten und 2 Apsiden, 2 Eingänge, 4 Lüfter

Innenzelt-Boden: 70 denier, 210T Nylon Taffeta coated mit 10 000 mm Wassersäule
Gestänge:
zweifarbig 4+1 / DAC Featherlite Ø 9,8 mm / Reparaturhülse und Nahtdichter
Preis: ca. 700 EUR

Zeltmaterialien [+]

Besonderes Augenmerk verdient das Gestänge bei Zelten, wenn sie der härteren Gangart ausgesetzt werden. Das Gestänge muss flexibel aber auch bruchfest und dabei leicht sein. Es sollte dem Wind etwas nachgeben, dem Zelt aber seine nachhaltige Form bewahren und bisweilen eine beachtliche Schneelast aushalten.

files/picts/05_outdoor/Fjaellraeven/IMG_5929.JPG

Am besten kann das ein hochwertiges Aluminiumgestänge. Renommierte Hersteller sind DAC Featherlite und Easten Alloy. Deren Gestänge verschiedener Durchmesser sind hohl und weisen verschiedene Steckverbindungen auf. DAC Featherlite (auch NFL) hat z. T. hülsenlose Übergänge zwischen den Segmenten, damit es sich leicht durch Gestängekanäle schieben lässt. Easton Alloy zeichnet sich durch hochwertiges Material aus.

Anhand der Werkstoffbezeichnung lässt sich das Herstellungsland und die Härte ablesen: 7075 T6 kommt meist aus Europa, 7001 T6 wird oft in Korea gefertigt. Die Zahl hinter dem T (im Zeltbau meist zwischen T6 und T9), gibt Auskunft über die Härte, Steifigkeit und Elastizität, bzw. die Art der Wärmebehandlung. Je nach Anwendung und Radius, in dem die Stange eingebaut wird kann der T-Wert variieren.

Überzeltmaterialien: Nylon oder Polyester?

Aus welchen Material das Überzelt sein soll ist nicht einfach zu beantworten. Einfache Polyestermaterialien sind meist preisgünstiger als veredeltes Nylon. Frage man den Chemiker, so schneidet im direkten Vergleich und in Reinform Polyester ‚besser‘ ab. Im Zeltbau liegen die Textilen Stoffe aber in stark abgewandelter Form vor, weswegen sich die Eigenschaften stark abhängig von der Veredelung verhalten.

Sprach man Polyester eine Unverrottbarkeit, geringe Dehnung und geringe UV-Empfindlichkeit zu, hatte Nylon beinahe gegenteilige Eigenschaften. Nylon, das für Zelte verwendet wird, ist meist die RipStop-Ausführung, die dadurch reißfest und durch aufwändige Slikonisierung UV-unempfindlicher geworden ist.


MR-Empfehlung: günstige und leichte Polyesterzelte sind für den Sommer ganz praktisch, weil sie leicht sind und schnell trocknen. Wenn der Aufenthalte mehr in kühlere Gefilde und außerhalb von Campingplätzen führt, sollte man über die Anschaffung eines (beidseitig) silikonisierten Nylon-Zeltes nachdenken. Das silikonisierte Nylonzelt kann selbstverständlich auch im Sommer benutzt werden, denn die Silikonbeschichtung wirkt der Versprödung von Nylon entgegen. Sie durchdringt das Gewebe und macht es elastischer, stabiler. Regentropfen verbleiben, ziehen nicht in das Gewebe ein und können abgeschüttelt werden. Manchmal dauert das Trocknen wegen der glatten Oberfläche aber auch etwas länger.

Auch ein Thema: giftige Stoffe und Flammenhemmer (Prop 65)

'Flame retardant' ist auf vielen für die USA produzierten Zelte zu lesen. Diese Flammenhemmer in PU Materialien sind erwiesenermaßen krebserregend. Kalifornien hat dazu eine Kennzeichnungspflicht („Prop 65“, oder ‚Proposition 65‘) eingeführt. Es wird empfohlen die Zelte gut zu lüften, sie gar mit Handschuhen aufzustellen und nicht in ihnen zu kochen. Einige Hersteller wie Exped, Hilleberg oder Fjällräven verzichten seit geraumer Zeit auf diese Stoffe. Hier eine Liste von Herstellern, die Flammenhemmer vermeiden.

Materialinfo zusammengefasst:

Nylon (Markenfaser aus Polyamid): höchste Reiß- und Scheuerfestigkeit, Nachteil: Dehnung und UV-Empfindlichkeit, wenn nicht beschichtet. Die RipStop Verarbeitung und Silikonbeschichtung erhöht die Reißfestigkeit und minimiert die Nässedehnung. Eine Silikonbeschichtung (Mehrfachbeschichtung mit Si-Elastomer) minimiert zwar die Wassersäule, erhöht aber die UV-Beständigkeit – den größten Feind des Zeltes.

  • UV-Beständigkeit
  • Hohe Reißfestigkeit
  • Veredelt sehr robust und leichter als Polyester
  • Wassertropfen gut abschüttelbar bei SI-Material
  • Muss innen besser belüftet werden als Polyester (Kondenswasser)
  • SI-Zelte müssen an den Nähten nachgedichtet werden

Polyester: gute allround-Eigenschaften, wenig Wasseraufnahme (trocknet schnell) allerdings wegen statischer Aufladung zum Teil schmutzempfindlich. Günstig und leicht, wenig Nässedehnung, hohe UV- und Verottungsbeständigkeit. Flattergeräusche sind lauter als bei anderen Zeltmaterialien.

  • Preisgünstig
  • Geringe Entflammbarkeit
  • Schnelltrocknend
  • PU nur oberflächlich aufgetragen (Haltbarkeit)
  • teilweise giftig mit Flammenhemmern behandelt